EUROPAS BANKEN ZIEHEN BILANZ

Unicredit will 2020 Ausschüttungsquote erhöhen

HVB-Mutter schreibt wegen Sonderfaktoren im vierten Quartal rote Zahlen - Gewaltiger Kurssprung

Unicredit will 2020 Ausschüttungsquote erhöhen

bl Mailand – Die HVB-Mutter Unicredit hat dank deutlicher Kostensenkungen sowie eines gestiegenen Handelsüberschusses 2019 den bereinigten Nettogewinn um 55,5 % auf 4,7 Mrd. Euro gesteigert. Aufgrund von Sonderfaktoren – Anteilsverkauf, Integrationskosten, Wertberichtigungen -, die im vierten Quartal einen Verlust von 835 Mill. (i. V. +1,18 Mrd.) Euro verursachten, wird ein Jahresgewinn von 3,4 (4,1) Mrd. Euro ausgewiesen, der erheblich über den Erwartungen lag. Für 2020 peilt CEO Jean Pierre Mustier Einnahmen von 18,2 (18,8) Mrd. Euro und einen bereinigten Nettogewinn von 4,3 Mrd. Euro an. Der Aktienkurs reagierte auf die Zahlen mit einem Kurssprung um 7,8 % auf 13,83 Euro.Mustier will bis 2023 vor allem die Kundenbasis stärken. Die Periode der Restrukturierung sei vorbei. Unicredit hat sich in den vergangenen Jahren von vielen Engagements getrennt, so von der polnischen Bank Pekao, der Online-Bank Fineco, ihrer Beteiligung an Mediobanca sowie vom Vermögensverwalter Pioneer. Nun hat sie bekannt gegeben, für 440 Mill. Euro einen weiteren Anteil von 12 % an der türkischen Yapi Kredi an institutionelle Investoren verkauft zu haben. Die Transaktion wird die konsolidierte Bilanz 2020 mit 820 Mill. Euro belasten, auf die Kernkapitalquote (CET 1) aber einen positiven Effekt von 0,5 Prozentpunkten haben. Laut Mustier ist nicht geplant, die verbleibenden 20 % an Yapi Kredi in diesem Jahr zu verkaufen.Unicredit hat die Kosten auf Jahresbasis um 3,7 % auf 9,9 Mrd. Euro gesenkt. Die Rückstellungen für Problemkredite wurden im vierten Quartal auf 1,65 Mrd. Euro verdreifacht und beliefen sich 2019 auf 3,4 (2,6) Mrd. Euro. Der Anteil fauler Kredite wurde auf 12,9 Mrd. Euro reduziert – das entspricht einer Bruttoquote von 5 (7,7) %. Netto sind es 1,8 %. Vorangekommen ist die Bank auch bei der Stärkung der Kernkapitalquote, die auf 13,1 % wuchs. Im vierten Quartal konnte die HVB-Mutter bei einem um 1,6 % auf 2,5 Mrd. Euro sinkenden Zinsüberschuss die Provisionseinnahmen um 5,1 % auf 1,6 Mrd. Euro erhöhen und beim Handelsüberschuss zulegen. Die Einnahmen stiegen um 3,4 % auf 4,9 Mrd. Euro. Der operative Gewinn ging um 39,8 % auf 681 Mill. Euro zurück. Der bereinigte Nettogewinn stieg auf 1,4 (0,8) Mrd. Euro.Unicredit beschäftigte zum Jahresende 84 245 Mitarbeiter und will sich bis 2023 von rund 8 000 Mitarbeitern trennen und 500 Geschäftsstellen schließen. Beobachter erwarten, dass davon 5 000 bis 6 000 Stellen auf Italien entfallen werden. Die Reduzierung erfolgt auf freiwilliger Basis.An die Aktionäre werden 1,4 Mrd. Euro in Form einer auf 0,63 (0,27) Mrd. Euro angehobenen Dividende ausgeschüttet. Das entspricht einer Pay-out-Quote von 40 %. Außerdem werden 500 Mill. Euro für ein Aktienrückkaufprogramm aufgewendet. Mustier stellte für 2020 eine Anhebung der Quote auf 50 % in Aussicht.Das Commercial Banking der HVB trug im vergangenen Jahr 665 (659) Mill. Euro zum operativen Gewinn bei. Es bündelt das Privatkunden- und Firmenkundengeschäft, bildet aber nicht das vollständige Geschäft in Deutschland ab. Der Nettogewinn sank auf 542 (606) Mill. Euro, während die Einnahmen um 2,2 % auf 2,39 Mrd. Euro sanken. Die Cost-Income-Ratio erhöhte sich leicht auf 68 %, während sie in der Bank insgesamt auf 52,1 (56,3) % zurückging.