DEUTSCHE BÖRSE

Verdammt

Die Deutsche Börse ist verdammt zu Größe - und zu Wachstum. Dies hat ihr CEO Theodor Weimer seit Januar 2018 mehrfach betont. Für ein technologiegetriebenes Unternehmen spielen Größeneffekte eine entscheidende Rolle. Die Deutsche Börse als...

Verdammt

Die Deutsche Börse ist verdammt zu Größe – und zu Wachstum. Dies hat ihr CEO Theodor Weimer seit Januar 2018 mehrfach betont. Für ein technologiegetriebenes Unternehmen spielen Größeneffekte eine entscheidende Rolle. Die Deutsche Börse als Komplettanbieter, immer noch stark auf Europa fokussiert, findet sich in der Sandwichposition: Gemessen an einer Marktkapitalisierung von rund 21 Mrd. Euro liegt die Börse abgeschlagen hinter der US-Terminbörse CME (54 Mrd. Euro) oder ICE und Hong Kong Exchanges & Clearing (je 39 Mrd. Euro). Selbst der Erzrivale LSE erreicht trotz Brexit-Chaos schon 19 Mrd. Euro.Das Schielen auf Börsenwerte ist keine Geschäftsstrategie. Aber wenn die Aktionäre feststellen, dass die Deutsche Börse derzeit günstiger als Wettbewerber bewertet wird, birgt dies Druckpotenzial, das sich dereinst am Management entladen kann – es wäre nicht das erste Mal. Zum Wachsen aus eigener Kraft ist das Marktumfeld mit der anhaltenden Niedrig- und Nullzinspolitik eher hinderlich. Der Weg hin zu einer globalen Dominanz wie bei CME oder ICE ist utopisch. Auch eine Spezialisierung auf ausgewählte Marktsegmente fällt außer Betracht. Denn die Wachstumsstrategie der Deutschen Börse beruht seit langem auf integrierten Dienstleistungen und auf einer “evolutiven” Entwicklung. Weimer betont dabei, technologisch sei die Vorreiterrolle zu behaupten.Der eben erst bekannt gegebene Zukauf des Portfolio- und Risikomanagement-Lösungsspezialisten Axioma passt unter diesen Vorzeichen perfekt in die Strategie. Die für die Börse cash-neutrale Finanzierung mit einem kapitalkräftigen Partner erhält den finanziellen Spielraum für Größeres. Ein Schelm, wer denkt, dies sei abgestimmt auf das Interesse an “einzelnen” Währungsbereichen von Refinitiv, etwa der Devisenhandelsplattform FXall. An der klebt ein Preisschild von 3,5 Mrd. Dollar.Die Börse sagt zwar, diese Summe entbehre jeder Grundlage. Aber am Markt stellt man sich offenbar darauf ein, dass eine Kapitalerhöhung für einen größeren Zukauf kommen könnte. Die Aktien schnitten jedenfalls gestern etwas schwächer als der Gesamtmarkt ab. Zwar sind Währungshandelsplattformen seit Jahren begehrte Übernahmeobjekte. Doch die Wanderung des Devisenmarkts auf börsliche Plattformen läuft langsamer als mancherorts erwartet. Und die Taktik des Frankfurter Börsenbetreibers, schon vorab Interesse an FXall zu zeigen, wirkt preistreibend. Es scheint, als sei Weimer wild entschlossen, zuzukaufen – eben verdammt zum Wachstum in neue, internationale Bereiche.