Vergangenheit holt Lloyds Banking Group ein

Schottische Großbank stellt 550 Mill. Pfund für Skandal um nutzlose Restschuldversicherungen zurück

Vergangenheit holt Lloyds Banking Group ein

hip London – Lloyds Banking Group ist erneut von der Vergangenheit eingeholt worden. Wie die schottische Großbank mitteilt, stellte sie im abgelaufenen Quartal weitere 550 Mill. Pfund für die Entschädigung von Kunden zurück, denen nutzlose Restschuldversicherungen (Payment Protection Insurance, PPI) verkauft wurden. Aus Sicht des Bankanalysten Joseph Dickerson von Jefferies ist dieser Betrag “viel höher als befürchtet”. Bislang haben britische Banken 42 Mrd. Pfund für den PPI-Skandal zurückgestellt. Lloyds führte mit nahezu 20 Mrd. Pfund die Liste an. Im August endet die vom Regulierer gesetzte Frist, in der Geschädigte Forderungen geltend machen können. Mit Blick auf die außerordentlichen Belastungen geht das Management nun davon aus, dass sich der Kapitalaufbau im laufenden Jahr am unteren Ende der bislang genannten Spanne von 170 bis 200 Basispunkten bewegen wird. Die PPI-Rückstellungen von insgesamt 650 Mill. Pfund im ersten Halbjahr kosteten die Bank bereits 33 Basispunkte. Die Eigenkapitalrendite (ROTE) wird nur noch bei 12 % erwartet. Zuvor hatte das Institut mit 14 % bis 15 % gerechnet.Das bereinigte Vorsteuerergebnis lag mit 2,03 (i.V. 2,23) Mrd. Pfund etwas unter dem Vorjahreswert und minimal unter dem Durchschnitt der von Lloyds zusammengestellten Analystenschätzungen. “Besser als befürchtet”, lautet das Urteil des UBS-Bankexperten Jason Napier. Das Institut will die Nettozinsmarge bei rund 2,90 % stabil halten, die operativen Kosten im laufenden Jahr unter 8 Mrd. Pfund drücken und die Wertberichtigungen auf Problemkredite unter 30 Basispunkten des Kreditbuchs halten.”Wegen unseres klaren Fokus auf das Vereinigte Königreich ist unsere Performance untrennbar mit der Gesundheit der britischen Wirtschaft verbunden”, stellte Chief Executive António Horta-Osório klar. “Die Wirtschaft ist robust geblieben, aber die anhaltende wirtschaftliche Ungewissheit hat sich auf das Geschäftsklima ausgewirkt und dazu geführt, dass internationale Wirtschaftsindikatoren nachgeben.” Sowohl die Investitions- als auch die Neueinstellungsabsichten von Unternehmen seien im abgelaufenen Quartal zurückgegangen. Trotz alldem bleibe der private Verbrauch dank der hohen Beschäftigungsquote und steigender Einkommen robust.”Das sind nicht gerade vielversprechende Trends”, konstatiert Analyst Nicholas Hyett von Hargreaves Lansdown. “Ein größeres Exposure zu unbesicherten Verbraucherkrediten, Autofinanzierungen und Kreditkarten bedeutet, dass Lloyds leiden wird, wenn sich das Umfeld für die britischen Verbraucher verschlechtert.” Lloyds ist im Geschäft mit Autofinanzierungen stark vertreten. Bislang hat das Institut keine Rückstellungen für einen möglichen Anstieg der Wertberichtigungen auf Problemkredite nach einem ungeregelten Brexit vorgenommen.