Vorsorge für Rechtsstreitigkeiten und geringere Erträge lassen UBS-Gewinn schwinden
Vorsorge für Rechtsstreitigkeiten und geringere Erträge lassen UBS-Gewinn schwinden
Vorsorge für Rechtsstreitigkeiten
lässt UBS-Gewinn schwinden
Großbank verdient trotz hoher Zuflüsse von Hochvermögenden nur noch 1 Mrd. Dollar
Reuters Zürich
Die UBS hat im ersten Quartal stark an Gewinn eingebüßt. Das Ergebnis halbierte sich im Vergleich mit Anfang 2022, obwohl die Großbank von Hochvermögenden binnen drei Monaten 28 Mrd. Dollar einsammeln konnte. Mit der Übernahme der Credit Suisse hofft UBS-Chef Sergio Ermotti auf Wachstumssprünge.
Die Flucht vermögender Investoren in sichere Anlagehäfen hat der Schweizer UBS zu Jahresbeginn Rückenwind verliehen. Die Großbank sammelte bei Reichen und Superreichen von Januar bis März 28 Mrd. Dollar an Neugeldern ein, wie die UBS am Dienstag mitteilte. Davon entfielen 7 Mrd. Dollar auf die letzten zehn Tage des Monats und damit auf den Zeitraum nach der Ankündigung der Credit-Suisse-Übernahme. „Die hohen Kapitalzuflüsse in diesem Quartal belegen, dass unsere Kunden uns in diesem unsicheren Umfeld weiterhin als Hort der Stabilität betrachten“, erklärte der neue Konzernchef Sergio Ermotti.
Umschichtungen von Credit-Suisse-Kunden seien indes nicht der Haupttreiber der Zuflüsse gewesen, erklärte ein UBS-Sprecher. Zuvor hatten bereits die großen US-Häuser Gelder eingesammelt, die Kunden zuvor bei kleineren Instituten abgezogen hatten. Im Geschäft mit institutionellen Kunden wie Pensionskassen und Versicherungen verbuchte die UBS dank einer starken Nachfrage nach Geldmarktfonds zusätzlich Neugeld von 14 Mrd. Dollar. Die krisengeplagte Credit Suisse erlitt im Startquartal Vermögensabflüsse von netto 61,2 Mrd. sfr. Die Abflüsse seien inzwischen zwar zurückgegangen, zu einer Trendumkehr sei es bisher aber nicht gekommen, hatte das Institut am Vortag erklärt.
Bei der UBS halbierte sich der Gewinn im Quartal auf 1,03 Mrd. Dollar. Belastend wirkte sich vor allem eine Erhöhung der Rückstellungen um 665 Mill. Dollar für Rechtsfälle in Zusammenhang mit Wohnbauhypotheken aus. Die präzise Zahl deutet darauf hin, dass die UBS hier kurz vor einer Einigung steht. Neben der Klage wegen Steuerhinterziehung in Frankreich ist dies der letzte große verbleibende Rechtsstreit. Analysten hatten einer von der Bank selbst erhobenen Umfrage zufolge für das Startquartal mit einem Überschuss von 1,7 Mrd. Dollar gerechnet.
Kunden halten sich zurück
Konzernweit gaben die Erträge der Schweizer Nummer 1 zu Jahresbeginn um 7% nach. Statt zu handeln und Kredite aufzunehmen, zogen sich viele Kunden an die Seitenlinie zurück, so dass die Transaktionseinnahmen zurückgingen. Die Kundenaktivitäten könnten auch im zweiten Quartal verhalten bleiben, prognostizierte die Bank.
Die Übernahme der Credit Suisse soll bis Mitte des Jahres in trockenen Tüchern sein. Bei dem Institut hatte eine Reihe von Pannen und Fehlschlägen eine Vertrauenskrise ausgelöst. Mitte März eilte dem Institut schließlich die Schweizer Regierung zusammen mit der Notenbank und der Finanzmarktaufsicht zu Hilfe, um Verwerfungen in dem Land und möglicherweise eine Finanzkrise zu verhindern. An einem Wochenende einigten sich die Parteien auf eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, die mit staatlichen Garantien im Volumen von 209 Mrd. sfr abgesichert wird. „Mit der geplanten Übernahme der Credit Suisse machen wir einen weiteren Schritt nach vorne“, erklärte Ermotti. Die UBS werde von Größenvorteilen und der sich ergänzenden regionalen Präsenz der beiden Häuser profitieren. Mit dem 3-Mrd.-Franken-Deal kann die UBS zwar günstig einen Wachstumssprung machen. Sie wird aber auch nicht müde zu betonen, wie groß die Integrationsrisiken sind. Analysten weisen zudem darauf hin, dass beide Banken Millionäre und Milliardäre verlieren könnten, da sie nicht ihr Vermögen in einem Haus konzentrieren wollen.
