W&W zieht Bilanz

Wüstenrot will von EZB „verstanden werden“

Seit Jahresbeginn beaufsichtigt die EZB die Bausparkasse Wüstenrot. Das sei für beide Seiten Neuland, wie Firmenchef Bernd Hertweck deutlich macht.

Wüstenrot will von EZB „verstanden werden“

Wüstenrot will von EZB „verstanden werden“

Neue Aufsicht fordert Bausparkasse heraus – Konzern W&W gerät 2023 unter Druck

jsc Frankfurt

Der Stuttgarter Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische (W&W) legt wenige Wochen nach dem Wechsel in die Obhut der EZB-Bankenaufsicht seine Skepsis nur allmählich ab: Das Bausparen als Geschäftsmodell der Wüstenrot unterscheide sich vom europäischen Bankensystem und der Konzern müsse den Frankfurter Aufsehern daher die Eigenarten erklären, sagte Bernd Hertweck, Chef der Wüstenrot Bausparkasse, am Mittwoch auf der digitalen Bilanzpressekonferenz des W&W-Konzerns. Dabei seien Fortschritte erkennbar: „Wir fühlen uns auf dem Weg, richtig verstanden zu werden.“

Weil die Bilanzsumme der Bausparkasse die relevante Marke von 30 Mrd. Euro erreicht hat, unterliegt die Wüstenrot seit Jahresbeginn der Bankenaufsicht der EZB. Die frisch fusionierte LBS Süd, die ebenfalls mit ihrer Bilanzsumme auf mehr als 30 Mrd. Euro kommt, steht ebenso vor diesem Schritt. Es sei gut, dass die EZB mehrere Bausparkassen beaufsichtige und somit Expertise aufbaue, sagte Hertweck. Die Rivalin Schwäbisch Hall steht bereits als Tochter im Konzern der DZ Bank unter EZB-Aufsicht. Das gilt auch für die BHW, die zur Deutschen Bank gehört.

Die Zahl der Geldhäuser unter EZB-Kontrolle dürfte in Deutschland weiter zunehmen. Die KfW-Tochter Ipex-Bank unterliegt, anders als die gesamte KfW, nach Wachstum der Bilanz absehbar bald ebenfalls der EZB-Aufsicht, die Kreissparkasse Köln liegt noch knapp unter der relevanten Schwelle von 30 Mrd. Euro, könnte aber künftig ebenfalls nachziehen. Derzeit beaufsichtigt die EZB 24 Adressen aus Deutschland. Für die Anforderungen der Aufsicht habe der Konzern 20 Stellen zusätzlich aufgebaut, sagte Hertweck.

Unwetter und Großschäden

Insgesamt blickt der Bauspar- und Versicherungskonzern W&W auf ein schwieriges Jahr zurück: Der Konzernüberschuss brach um die Hälfte auf 141 Mill. Euro ein. Im laufenden Jahr werde der Konzernüberschuss steigen, aber unter dem mittel- bis langfristigen Zielkorridor von 220 Mill. bis 250 Mill. Euro bleiben, sagte Konzernchef Jürgen Junker.

Unwetter im zweiten Halbjahr und verschiedene Großschäden bei Firmenkunden belasteten das Ergebnis. Auch hohe Selbstbehalte und Kosten in der Rückversicherung erschwerten das Geschäft. In der Kraftfahrtversicherung, wo der Konzern mit einer Combined Ratio von 109% defizitär ist, sieht er hohe Kosten von Autowerkstätten. „Die Zeche zahlen die Versicherten“, sagte Junker. In den kommenden Jahren werde das Marktpreisniveau in der Kfz-Versicherung im zweistelligen Prozentbereich zulegen, sagte Zeliha Hanning, Chefin der Württembergischen.

Die Ergebnisrechnung drehte sich im Jahresvergleich: Nach hohen Wertverlusten im Vorjahr im Zuge der Zinswende verbesserte sich das Bewertungsergebnis im zurückliegenden Jahr deutlich. Das Finanzergebnis legte daher um 81% auf 582 Mill. Euro zu. Das versicherungstechnische Ergebnis wiederum sank wegen hoher Schäden um gut 60% auf 122 Mill. Euro. Der Verwaltungsaufwand stieg, getrieben durch Investitionen in IT und Infrastruktur, um 5% auf 520 Mill. Euro.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.