Frankreich

Barnier will gegen Macron antreten

Der frühere EU-Finanzmarktkommissar und Brexit-Chefunterhändler Michel Barnier will im April 2022 als Kandidat bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich antreten. 

Barnier will gegen Macron antreten

Er zählt zu den bekanntesten Köpfen der französischen und europäischen Politik – und möchte nun französischer Staatspräsident werden: Michel Barnier. Der 70 Jahre alte Konservative erklärte im französischen Fernsehen, dass er Amtsinhaber Emmanuel Macron herausfordern möchte. Zuvor muss er sich allerdings erst einmal in den Vorwahlen der eigenen Partei „Les Republicains“ behaupten.

 

Barnier hat in seinem politischen Leben bereits fast alles gemacht, was man tun kann. Insofern ist die Bezeichnung „umtriebig“ wahrscheinlich eine Untertreibung für die Emsigkeit, Vielseitigkeit und Rastlosigkeit, mit der Michel Barnier durchs Leben zieht. Mit 22 Jahren wurde der Neogaullist Abgeordneter im Departementsrat von Savoyen, mit 27 Jahren jüngstes Mitglied in der Nationalversammlung. Mit 42 Jahren ernannte ihn Edouard Balladur zum Minister – es folgten später noch weitere Amtszeiten in den unterschiedlichsten Ressorts. Barnier war nacheinander Umwelt-, Europa-, Außen- und schließlich Landwirtschafts- und Fischereiminister.

Das allein reicht eigentlich für drei politische Karrieren – zumal er zwischendrin noch in der Führungsetage eines Pharmakonzerns arbeitete und maßgeblich dazu beitrug, die Olympischen Spiele in seine Heimat nach Albertville zu holen. Aber damit längst nicht genug. Barnier wechselte zweimal von Paris nach Brüssel, um dort als EU-Kommissar tätig zu sein – das erste Mal zuständig für Regionalpolitik, das zweite Mal für den Binnenmarkt und die Finanzmarktregulierung. Viele im europäischen Kreditgewerbe dürften sich leidgeprüft daran erinnern, dass Barnier auch in seiner Zeit als Finanzmarkt-Kommissar so aktiv war, als ginge es darum, sich einen Platz im Guinness-Buch der Rekorde zu sichern. Mehr als drei Dutzend Gesetzgebungsvorhaben wurden von ihm initiiert – mehr als von jedem anderen EU-Kommissar.

Nach seinem Ausscheiden aus der EU-Kommission 2014 wurde Barnier zum Sonderberater des EU-Kommissionschefs und der Hohen Außenbeauftragten für die europäische Verteidigungs- und Sicherheitspolitik ernannt. Doch auch das war bekanntlich nicht die letzte politische Station in der Europapolitik. Im Oktober 2016 übertrug der damalige EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker Barnier den Posten des Chefunterhändlers für die Gespräche mit den Briten über deren EU-Austritt.

 

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