Thomas Olemotz

Bechtle hat einen guten Lauf

Der IT-Dienstleister Bechtle profitiert von der Konjunkturerholung nach dem Coronaschock. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklärt der Vorstandsvorsitzende Thomas Olemotz wo es besonders gut läuft.

Bechtle hat einen guten Lauf

Von Stefan Kroneck, München

Der IT-Dienstleister Bechtle profitiert von der Konjunkturerholung nach dem Coronaschock. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung zeichnete der Vorstandsvorsitzende Thomas Olemotz ein weitgehend positives Bild vom operativen Geschäft. „Wir liegen auch zur Jahresmitte im Plan. Die positive Entwicklung zum Jahresauftakt hat sich im zweiten Quartal fortgesetzt“, sagte er. Besonders gut gelaufen sei das Geschäft in Frankreich, dem zweitgrößten Einzelmarkt des MDax-Mitglieds nach Deutschland. Das Unternehmen mit Sitz in Neckarsulm veröffentlicht seine Zahlen für die Monate April bis Juni am 12. August.

Für Unsicherheit sorgt aber nach wie vor die Chipknappheit. Diesen Umstand berücksichtigt die Konzernspitze auch im Ausblick für das laufende Jahr. „Unter Risikoaspekten ist unsere Prognose für 2021 ausgewogen. Auch die IT-Branche spürt den Engpass bei Halbleitern deutlich. Das führt zu teilweise erheblichen Lieferschwierigkeiten.“

Ob Olemotz zur Bekanntgabe der Halbjahreszahlen bei seiner Vorhersage einen Schnaps drauflegt oder nicht, ist noch offen. „Zur Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal Mitte August werden wir unseren Ausblick erneut überprüfen“, ergänzte der CEO.

Nach Umsatz- und Gewinnzuwächsen im vergangenen Jahr trotz der Pandemie will Bechtle im laufenden 12-Monats-Berichtsturnus das hohe Tempo fortsetzen. Olemotz hat sich dabei zum Ziel gesetzt, genauso profitabel zu sein wie 2020. Die Vorsteuermarge auf dem Vorjahresniveau von 4,7% zu halten bezeichnete er im März zur Vorlage der Geschäftsberichts als ambitioniert (vgl. BZ vom 19. März). Im laufenden Jahr will der Konzern Umsatz und Vorsteuerergebnis deutlich steigern. Das bedeutet für Bechtle ein Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich. Analysten hatten zuvor den Unternehmen einen knapp zweistelligen Anstieg zugetraut. Der Ausblick sei gewohnt vorsichtig, hieß es seinerzeit im Markt.

Im vergangenen Jahr steigerte der Konzern die Erlöse um 8% auf 5,8 Mrd. Euro. Der Gewinn vor Steuern legte überproportional um 15% auf 271 Mill. Euro zu. Die Umsatzrendite vor Steuern verbesserte sich um 0,3 Prozentpunkte. Im ersten Quartal dieses Jahres sprang der Konzernumsatz um 11% auf 1,5 Mrd. Euro. Der Konzern erhöhte das Vorsteuerergebnis überproportional um ein Fünftel auf 61 Mill. Euro. Als Hauptgründe dafür nannte das Management Kosteneinsparungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und „eine höhere Effizienz“ im Service (vgl. BZ vom 11. Mai).

Chipmangel belastet Aktie

Trotz des robusten Zahlenwerks spiegeln sich die Risiken infolge des Chipmangels im Kursverlauf wider. Die Aktie von Bechtle macht seit Oktober vergangenen Jahre eine Achterbahnfahrt durch. Am Montag notierte der Titel zeitweise 0,8% auf 161,30 Euro schwächer. Das entspricht einem Marktwert von 6,8 Mrd. Euro des über 12300 Beschäftigte zählenden Unternehmens.

Derweil will Olemotz hoch hinaus. Bis Ende der laufenden Dekade soll sich der Konzernumsatz nahezu verdoppeln. Der CEO bekräftigte die Wachstumsvorgaben auf lange Sicht. „Unsere langfristigen Ziele haben wir in unserer Vision 2030 formuliert. Dazu gehört unter anderem, dass wir stärker wachsen wollen als der Markt. Bis Ende dieses Jahrzehnts peilen wir einen Umsatz von 10 Mrd. Euro an.“

Um dies zu erreichen, setzt der Vorstandschef auf eine Mischung von Zukäufen und Expansion aus eigener Kraft, wobei Letzteres den Schwerpunkt bilden soll. „Akquisitionen sind ein Bestandteil unserer Expansionsstrategie. Zukäufe werden daher auch künftig eine wichtige Rolle spielen. Das Wachstum wird aber voraussichtlich unverändert überwiegend organisch sein.“

Bei diesem strategischen Konzept setzt Olemotz weiterhin auf die Kernaktivitäten in Europa. „Wir legen unseren Schwerpunkt auf Märkte, in denen wir eine führende Rolle einnehmen können. Unser regionaler Fokus liegt dabei auf Europa“, betonte er. Bechtle ist derzeit in 14 europäischen Ländern aktiv. Eine Expansion jenseits des Atlantiks gehört für ihn derzeit nicht auf die Tagesordnung. „Einen Einstieg in den US-Markt in unserem Kerngeschäft schließe ich nicht zuletzt aufgrund der hohen Wettbewerbsintensität zum jetzigen Zeitpunkt aus“, ergänzte Olemotz. Die Einstiegshürden in den USA sind für ihn zu hoch.

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