Genossenschaftsbanken

Berliner Volksbank steigert Zinsüberschuss

Die Berliner Volksbank ist trotz Negativzinsen und Corona gut durch das vergangene Jahr gekommen. Vor allem die gewerbliche Immobilienfinanzierung läuft gut. Das Bewertungsergebnis aber sieht schlechter aus.

Berliner Volksbank steigert Zinsüberschuss

sp Berlin

Die Berliner Volksbank, gemessen an der Bilanzsumme von mittlerweile knapp 17 Mrd. Euro die zweitgrößte Genossenschaftsbank in Deutschland, hat im vergangenen Jahr dank guter Geschäfte in der gewerblichen Immobilienfinanzierung ihr Kreditgeschäft ausgeweitet und im Niedrigzinsumfeld auch den Zinsüberschuss gesteigert. „Das sollte nicht überraschen, weil die Bank traditionell den Schwerpunkt auf das Kreditgeschäft gelegt hat und weniger auf Eigenanlagen im Depot A“, sagt Carsten Jung, Vorstandsvorsitzender des Instituts. Auch das Provisionsgeschäft entwickelte sich positiv, während der Verwaltungsaufwand ungefähr auf dem Vorjahresniveau liegt. Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit fällt am Ende des ganz und gar nicht normalen Coronajahres fast unverändert aus. Das Ergebnis unter dem Strich liegt etwas unter Vorjahr (siehe Tabelle).

Das Bewertungsergebnis zeigt im Vergleich zum Vorjahr eine Verdoppelung der Berichtigungen, was aber nicht auf Risiken im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zurückzuführen ist. „Wir haben eine überschaubare Risikovorsorge gebildet, weil wir in den besonders betroffenen Branchen kaum exponiert sind“, sagt Jung. Von den Wertberichtigungen in Höhe von knapp 31 Mill. Euro entfallen fast 21 Mill. Euro auf eine Teilanwendung des vom Bankenfachausschuss (BFA) des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) konkretisierten Vorgehens zur Ermittlung einer Risikovorsorge für vorhersehbare, noch nicht individuell konkretisierte Adressenausfallrisiken im Kreditgeschäft (BFA 7). Vollumfänglich anzuwenden ist der BFA 7 nach dem 31. Dezember 2021. Von den weiteren Berichtigungen im Jahresabschluss in Höhe von knapp 10 Mill. Euro entfalle etwa die Hälfte auf Kreditrisiken, die im Zusammenhang mit der Coronakrise stehen, führt Vorstandsmitglied Daniel Keller aus. In den Fonds für allgemeine Bankrisiken stellt die Berliner Volksbank wie schon im Vorjahr gut 42 Mill. Euro ein. „Ein Jahr, das wir auch genutzt haben, weiter unser Eigenkapital zu stärken und die Bilanz wetterfest zu machen“, resümiert Keller.

Konservative Planung

Für den laufenden Turnus plant die Bank konservativ. In einem Worst-Case-Szenario rechne man mit Berichtigungen von bis zu 50 Mill. Euro, sagt Keller. Je länger die Pandemie dauere, desto größer werde die Gefahr, dass sie auch auf Branchen wirkt, mit denen die Volksbank mehr Geschäft macht als mit den unmittelbar betroffenen Hotels, Veranstaltern und Gastronomen.

Die mittlerweile allgegenwärtigen Niedrig- und Negativzinsen gehen auch an der Berliner Volksbank nicht spurlos vorbei. Rund 8 Mill. Euro habe das Institut an Strafzinsen für Einlagen bei der Europäischen Zentralbank und bei anderen Banken entrichtet, berichtet Keller. Im Firmenkundengeschäft und im Private Banking mit größeren Vermögen gibt die Bank die Negativzinsen in Teilen weiter, während es im Privatkundengeschäft nur Neukunden treffen kann. „Was wir nicht tun wollen, ist, dass wir Kunden kündigen. Das ist nicht unser Geschäftsgebaren“, sagt Jung, angesprochen auf die Politik der Sparkasse Düsseldorf.

Der Wagniskapitalfonds VR Ventures, den die Berliner Volksbank im vergangenen Jahr kurz vor dem Ausbruch der Pandemie in Deutschland mit weiteren genossenschaftlichen Instituten aufgestellt hat, verfügt nach dem ersten Fundraising mit elf Volksbanken und einer Versicherung über rund 40 Mill. Euro, die vor allem in junge Fintech-Unternehmen in­ves­tiert werden sollen. Derzeit laufe die zweite von insgesamt drei ge­planten Fundraising-Runden, sagt Jung. In der Spitze soll der Fonds über 120 Mill. Euro verfügen.

Berliner Volksbank eG
Vorläufige Werte
in Mill. Euro20202019
Zinsüberschuss230226
Provisionsergebnis117112
Verwaltungsaufwand231231
Bewertungsergebnis–31– 16
Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit  85  85
Dotierung Fonds für allgemeine Bankrisiken  42  42
Jahresüberschuss1718
Bilanzsumme (in Mrd.)16,914,7
Cost-Income-Ratio (%)67,267,5
Kernkapitalquote (%)14,714,4
Börsen-Zeitung