Industriedienstleister

Bilfinger will Margeneinbruch wettmachen

Trotz starker Gewinn- und Umsatzeinbußen ist Interims-Chefin Christina Johansson mit den Bilfinger-Jahresresultaten zufrieden. Ambitionen, den Chefposten dauerhaft zu übernehmen, hat sie nicht.

Bilfinger will Margeneinbruch wettmachen

hek Frankfurt

Die Corona-Pandemie und der Ölpreisverfall haben dem Industriedienstleister Bilfinger im vergangenen Jahr zugesetzt. Umsatz und operativer Gewinn sind eingebrochen. Dennoch wertet Interimschefin und CFO Christina Johansson die Ergebnisse als „großen Erfolg“. Die Resultate zeigten die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells und deutliche Fortschritte auf dem Weg zu einem schlanken, agilen Unternehmen, sagt sie bei der Präsentation der Jahreszahlen.

Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita) schrumpfte im Vergleich zu 2019 um 81%, blieb aber mit 20 Mill. Euro im schwarzen Bereich. Ausschlaggebend dafür war das Schlussquartal mit 42 Mill. Euro operativem Gewinn und einer Marge von 4,8% des Umsatzes, die fast an das Niveau des Vorjahresquartals von 5,3% herankommt. Im Gesamtjahr erreicht der Mannheimer Konzern aber nur schmale 0,6% Ebita-Marge. Im laufenden Jahr will Johansson – bei niedrigerem Umsatz – wieder zum 2019er Niveau von 2,4% zurückkehren. Die Finanzchefin setzt dabei auf die Früchte der Kostensenkungen aus dem zweiten Halbjahr 2020.

Den Chefposten hat Johansson im Januar vorübergehend zusätzlich übernommen, da CEO Tom Blades Knall auf Fall seinen Abschied einreichte. Dauerhaft will sie aber nicht an der Vorstandsspitze stehen.

An die Aktionäre – der schwedische aktivistische Investor Cevian hält 26,8%, der Hedgefonds ENA Capital 12% – will Bilfinger eine stark erhöhte Dividende von 1,88 Euro je Aktie zahlen. Damit wird die drastische Kürzung auf 0,12 Euro für 2019 kompensiert, so dass im Mittel der beiden Jahre das Mindestniveau von 1 Euro, das sich der Konzern gesetzt hat, erreicht wird. Den Spielraum dafür schafft der von 57 Mill. Euro im Vorjahr auf 93 Mill. Euro aufgefüllte Free Cash-flow, der auf Verbesserungen im Working Capital und eine „sorgfältige Steuerung der Investitionen“ zurückgeführt wird.

Unter dem Strich stehen 99 Mill. Euro Nettogewinn, da Bilfinger vom Weiterverkauf der 2016 vom Finanzinvestor EQT übernommenen frü­heren Gebäudemanagementsparte (Aple­ona) an PAI Partners profitiert. Der Deal beschert den Mannheimern 210 Mill. Euro Buchgewinn, die das Finanzergebnis aufpäppeln. Den Cash-Zufluss aus der Transaktion erwartet Johansson im zweiten Quartal 2021.

Drei Gesellschaften verkauft

Für das laufende Jahr rechnet Bilfinger mit deutlichem Umsatzwachstum, nachdem die Erlöse 2020 um ein Fünftel auf knapp 3,5 Mrd. Euro geschrumpft waren. Der organische Umsatzrückgang wird mit 17% angegeben. Der neuerliche Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie habe bisher keine negativen Auswirkungen. In Kurzarbeit befanden sich zum Jahresende noch 2% der Mitarbeiter. In der Spitze im zweiten Quartal waren es 10%. Das unbereinigte Ebita, das im vergangenen Jahr deutlich in den roten Bereich abrutschte (minus 57 Mill. Euro), soll 2021 erheblich besser ausfallen, da geringere Sonderaufwendungen erwartet werden. Der Free Cash-flow wird im laufenden Jahr laut Johansson aber sinken, da der Bedarf an Working Capital mit der Umsatzerholung steigt, die 2020 eingeleiteten Restrukturierungen nachwirken und wieder mehr investiert werden soll.

Bei der Trennung von Randgeschäften ist Bilfinger mit der Veräußerung von drei Gesellschaften weiter vorangekommen. Nun umfasst der Restebereich noch drei Einheiten mit insgesamt 100 Mill. bis 150 Mill. Euro Umsatz. „Wir werden weiter versuchen, sie zu verkaufen“, sagt Johansson. Mit Buchgewinnen sei dabei nicht zu rechnen, eher mit Verlusten. Damit seien die Verkäufe abgeschlossen und es könnten kleinere Übernahmen folgen. Den Auftragsbestand von 2,6 Mrd. Euro Ende 2020 stuft Bilfinger als solide ein.

Personen Seite 16

Bilfinger
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Auftragsbestand2 5852 567
Umsatz3 4614 327
Bereinigtes Ebita20104
in % des Umsatzes0,62,4
Konzernergebnis9924
bereinigt–849
Dividende (Euro)1,880,12
Free Cash-flow9357
Investitionen3764
Börsenwert (11.2.21)1 415
Börsen-Zeitung