Automobilindustrie

BMW kürzt abermals die Dividende

Nach den Wettbewerbern Daimler und Volkswagen hat BMW ebenfalls mit ihren Jahreszahlen gezeigt, mitten in der Pandemie die Kurve bekommen zu haben. Der Gewinneinbruch bei den Münchnern führt aber dazu, dass die Dividende deutlich geringer ausfällt. Das gefiel den Anlegern gar nicht.

BMW kürzt abermals die Dividende

sck München

BMW hat die negativen Folgen der Pandemie etwas abmildern können. Dank eines guten Jahresschlussquartals gelang es dem Münchner Autokonzern, im vergangenen Jahr noch relativ glimpflich durch die Coronakrise zu fahren. Nach einem desaströsen ersten Halbjahr 2020 infolge des ersten Shutdowns in den Monaten März bis Mai begann BMW im zweiten Semester mit einer Aufholjagd.

Wie das weiß-blaue Dax-Unternehmen nach einer Sitzung des Aufsichtsrats mitteilte, schrumpfte im vergangenen Jahr der Konzernumsatz nach vorläufigen Berechnungen aufgrund des Absatzrückgangs um 5% auf 99 Mrd. Euro. Die Erlöse der Autosparte brachen um 12% auf 80,9 Mrd. Euro ein. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel überproportional um 35% auf 4,8 Mrd. Euro.

Gutes China-Geschäft hilft

Im Kerngeschäft Automobile brach das Ebit sogar um 52% auf 2,2 Mrd. Euro ein. Die operative Umsatzrendite des Bereichs schrumpfte auf 2,7 (i.V. 4,9)%. Der Pkw-Absatz schwäch­te sich um 8,4% auf 2,33 Millionen Einheiten der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce ab. Die Konjunkturerholung in China, dem größten Einzelmarkt von BMW, konnte den Rückgang im Neugeschäft abfedern. Anders als in Westeuropa und in den USA verzeichnete das Unternehmen im asiatischen Riesenreich deutliche Zuwächse im Neugeschäft. Dies machte sich auch in der Erfolgsrechnung bemerkbar. Das Finanzergebnis drehte sich 2020 mit 392 Mill. Euro ins Plus nach einem Verlust von 293 Mill. Euro ein Jahr zuvor.

Aufgrund des um 23% auf 3,9 Mrd. Euro gefallenen Konzerngewinns kürzt die Verwaltung die Dividende abermals. Das ist das dritte Mal in Folge (vgl. Grafik). Vorstand und Aufsichtsrat schlagen für die kommende Hauptversammlung am 12. Mai vor, die Dividende je Stammaktie auf 1,90 (2,50) Euro und je stimmrechtsloser Vorzugsaktie auf 1,92 (2,52) Euro zu reduzieren. Die Ausschüttungssumme fiele dadurch auf 1,25 (1,65) Mrd. Euro zurück. Das entspräche 32,5 (32,8)% des erwirtschafteten Konzernüber­schusses.

In Bezug auf die Stammaktie sinkt die Dividendenrendite für 2020 auf 2,6 (3,4)%. Die beiden Großaktionäre Stefan Quandt (25,6%) und Susanne Klatten (20,7)% müssten ebenso kürzertreten. Von der gesamten Ausschüttung bezöge der Bruder 292,3 (385,3) Mill. Euro, seine Schwester 236,8 (311,5) Mill. Euro brutto.

Aktie verliert 3,5 Prozent

Die Anleger reagierten auf die Nachrichten von BMW ernüchtert. Die stimmberechtigten Titel büßten nach Bekanntgabe der Zahlen deutlich ein und beendeten am Donnerstag den Xetra-Handel bei 78,52 Euro (−3,5%). Damit war der Höhenflug der Papiere in den vergangenen Tagen vorerst beendet. Trotz des jüngsten Schwungs im Geschäft lag das Unternehmen geringfügig unter den Analystenschätzungen.

BMW wird ihre endgültige Bilanz am Mittwoch kommender Woche vorlegen. Dann wird voraussichtlich auch die Konzernführung unter Vorsitz von Vorstandschef Oliver Zipse eine Prognose für das laufende Jahr wagen. Mit Veröffentlichung der Eckzahlen 2020 signalisierte der CEO für 2021 eine Wende zum Besseren nach dem robusten vierten Dreimonatsabschnitt des Vorjahres. „In das Jahr 2021 gehen wir gestärkt und mit Rückenwind“, ließ er sich in einer Pressemitteilung zitieren. Ähnlich äußerte sich Finanzvorstand Nicolas Peter: „Wir haben unsere Kostensituation verbessert und unsere Fixkosten sowie unsere Investitionen gesenkt. Wir haben damit eine günstige Absprungbasis für ein ertragsstarkes 2021 geschaffen.“ Das Unternehmen blicke für 2021 „zuversichtlich nach vorn“ und wolle „die Wachstumsdynamik der letzten Monate beibehalten.“

Angesichts zeitweiliger Werksstilllegungen im Frühjahr 2020 und eines Absatzeinbruchs vor allem im zweiten Quartal des Vorjahres drückte BMW voll auf die Kostenbremse. Zugleich halfen dem Konzern in Deutschland die staatlich finanzierte Kurzarbeit, die Mehrwertsteuersenkung und die Förderung des Neugeschäfts von Elektrofahrzeugen mit öffentlichen Mitteln. Im vergangenen Jahr reduzierte BMW die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen um 4,4% auf 5,7 Mrd. Euro. Die Forschungs- und Entwicklungsquote blieb mit 6,3 (6,2)% nahezu unverändert. Zugleich dämpfte der Konzern seine Investitionen um 31% auf 3,9 Mrd. Euro. „Im Wesentlichen fokussierten sie auf neue Fahrzeugprojekte vor dem Anlauf sowie auf den Aus- und Aufbau der Produktionsanlagen“, schrieb dazu der Vorstand.

Im vierten Quartal 2020 steigerte BMW ihren weltweiten Autoabsatz um 3,2% auf 686277 Stück der drei hauseigenen Marken. Der Umsatz im Kerngeschäft Automobile schrumpfte zwar um 3% auf 26 Mrd. Euro, das Ebit des Bereichs stieg allerdings um 10% auf 2 Mrd. Euro.

BMW
Konzernzahlen nach IFRS*
in Mill. Euro20202019
Pkw-Absatz (Mill. Stück)2,332,54
Umsatz98990104210
  Autosparte8085391682
Ebit 48307411
  Autosparte21624499
in % vom Umsatz2,74,9
Finanzergebnis392−293
Ergebnis vor Steuern52227118
Nettoergebnis38575022
Freier Cash-flow Autosparte 3395 2567
Investitionen39925650
Mitarbeiter (in tsd.)120,73126,01
*) für 2020 vorläufig.Börsen-Zeitung