Pfund

Britische Währung in schweren Turbulenzen

Die fiskalpolitischen Ankündigungen des britischen Schatzkanzlers Kwasi Kwarteng haben am Montag zu heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten des Landes geführt.

Britische Währung in schweren Turbulenzen

ck/hip Frankfurt/London

Die fiskalpolitischen Ankündigungen des britischen Schatzkanzlers Kwasi Kwarteng haben am Montag zu heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten des Landes geführt. Betroffen war vor allem das Pfund, das zunächst auf ein Rekordtief stürzte, um sich anschließend deutlich zu erholen. Die Verzinsungen der britischen Staatsanleihen zogen scharf an.

Kwarteng hatte am Freitag umfassende Steuersenkungen und die Deckelung der Energiekosten von Haushalten und Unternehmen angekündigt, ohne sich weiter zur Finanzierung der Maßnahmen zu äußern. Das rief Währungsspekulanten und Bond-Vigilanten auf den Plan. Die Maßnahmen wurden an den Finanzmärkten als inflationssteigernd wahrgenommen. Es gibt dafür einen historischen Vorläufer: die Steuersenkungen des konservativen Schatzkanzlers Anthony Barber, die 1972 einen kurzfristigen Boom anfachten, der in Verbund mit der Ölkrise für enormen Preisauftrieb sorgte.

Das Pfund sackte bis auf 1,0386 Dollar ab, die Rendite der zweijährigen britischen Staatsanleihe, am Freitag zuletzt bei 4,32%, zog bis auf 4,57% an. Erinnerungen an den „Schwarzen Mittwoch“ vor 30 Jahren wurden wach, als Großbritannien aus dem Europäischen Währungssystem herausfiel. Damals versuchte die Bank of England den Absturz der Währung durch Stützungskäufe und eine Zinserhöhung auf 12% aufzuhalten, hatte damit aber keinen Erfolg.

Gerüchte über ein mögliches Eingreifen der Notenbank sorgten am Montag dafür, dass sich das Pfund von seinem Rekordtief bis auf 1,0931 Dollar erholte. Doch Gouverneur Andrew Bailey verlautbarte schließlich, dass sich die Bank of England erst auf ihrer nächsten plangemäßen Sitzung mit dem Kursrutsch der Landeswährung beschäftigen werde. Das wäre am 3. November. Dann wollen sich die Geldpolitiker auch genauer mit den Auswirkungen der von der Regierung angekündigten Maßnahmen auf die Entwicklung von Angebot und Nachfrage beschäftigen.

Nach der Verlautbarung fiel das Pfund wieder deutlich zurück und ging am frühen Abend mit einem Minus von 1,5% bei 1,0702 Dollar um. Die Rendite der zweijährigen britischen Staatsanleihe lag zuletzt bei 4,49%. Im Sog der Gilts zogen auch die Renditen der Bundesanleihen an. So stieg die laufende Verzinsung des zehnjährigen deutschen Staatstitels bis auf 2,11% an und lag zuletzt rund 8 Stellen über Vortagsniveau bei 2,095%. Der Euro verlor 0,7% auf 0,9622 Dollar.

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Quelle: Refinitiv