Staatsanleihen

Bund erteilt Ultralangläufern Absage

Der Bund ist auch 2021 seiner jahrelangen Linie treu: Er wird nicht auf den Zug ultralanger Laufzeiten aufspringen. Das hält die Deutsche Finanzagentur gegenüber der Börsen-Zeitung fest. Die längste Laufzeit für das Management der Bundesschuld bleibt damit wie bisher bei 30 Jahren.

Bund erteilt Ultralangläufern Absage

Von Kai Johannsen, Frankfurt

Der Bund wird bei der Refinanzierung seiner Schulden über die internationalen Geld- und Kapitalmärkte keine Ultra­langläufer – also Anleihen mit 50 und mehr Jahren Laufzeit – einsetzen. Damit bleibt die Bundesanleihe mit 30 Jahren Laufzeit die längste Fristigkeit, die der Benchmarkemittent der Eurozone den internationalen Anlegern weiterhin offerieren wird. „In diesem Jahr liegt der Fokus des Bundes bei den langen Laufzeiten mit zwei Neuemissionen, einer grünen sowie einer konventionellen, auf dem 30-jährigen Segment. Die Einführung eines zusätzlichen ultralangen Laufzeitsegments ist für dieses Jahr nicht vorgesehen“, sagt Tammo Diemer, Co-Geschäftsführer der Deutschen Finanzagentur, die für das Liquiditäts- und Schuldenmanagement des Zentralstaates Bund verantwortlich ist, der Börsen-Zeitung.

„Ziel des Kapitalmarktauftritts des Bundes ist die Finanzierung seines Kreditbedarfs unter Berücksichtigung einer nachhaltigen Balance zwischen Kosten und Planungssicherheit für sein Schuldenportfolio. Es wird stetig überprüft, ob dieses Ziel mit der Einführung neuer Instrumente, unter anderem ultralanger Anleihen, besser erreicht werden kann“, führt Diemer weiter aus.

Zu den bisherigen Emissionen ultra­langer Anleihen durch staatliche Emittenten im Euroraum lässt sich festhalten, dass diese durchaus auf eine hohe Nachfrage stießen, dies zumeist breit über unterschiedliche Investorengruppen gestreut: Insbesondere Assetmanager, Versicherer, Pensionsfonds und Banken sind hier mit von der Partie, heißt es bei der Finanzagentur weiter. Das Timing der Begebung, insbesondere die im Emissionsfenster bestehende Renditehöhe, scheint hier nach Einschätzung der Schuldenmanager eine wichtige Rolle zu spielen.

Jahrhundertbond aus NRW

In den ersten Wochen dieses Jahres sind viele Staaten und auch andere Emittentengruppen an das lange und vor allem auch an das ultralange Marktende gegangen. Frankreich – Pionier der 50-jährigen Staatsbonds in der Eurozone – emittierte in diesem Fälligkeitssegment. Allerdings wird am Markt auch festgehalten, dass Frankreich sich hier seit 20216 mit Emissionen komplett zurückgehalten hatte. Spanien ging ebenfalls in die 50-jährige Frist, das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) entschied sich erneut für eine 100-jährige Anleihe. Einen Jahrhundertbond hat auch Mexiko im Programm.

Eine spezifische Nachfrage nach ultralangen Anleihen besteht laut Marktteilnehmern bei Lebensversicherern und Pensionskassen. Bei diesen verbindlichkeitsgetriebenen Investoren liegt auch oft ein Ungleichgewicht bezüglich der Duration (Kapitalbindungsdauer) vor. Bei Rückgängen des Zinsniveaus greifen diese Adressen verstärkt bei längeren und vor allem sehr langen Laufzeiten zu. Es entsteht somit eine stärkere Nachfrage nach ultralangen Anleihen. Bei anderen Investoren sind die derzeitigen Engagements im ultralangen Segment in früheren Zeiten laut Analysten nicht denkbar gewesen und aktuell allein eine Folge der Niedrigzinsphase. Ultralange Anleihen bieten gegenüber ihren Pendants in kürzeren Laufzeiten deutliche Renditeaufschläge, die sie angesichts des Niedrigzinsumfelds für Investoren mit nominalen Renditezielen attraktiv machen, wird im Handel festgehalten.

Deutliche Renditeaufschläge

Die extrem hohe Duration ultralanger Wertpapiere vereinfacht laut Zinsexperten das sogenannte Duration Matching von sehr langlaufenden Verbindlichkeiten. Schon mit geringen Volumen ultralanger Anleihen lässt sich die durchschnittliche Laufzeit des gesamten Anleiheportfolios deutlich erhöhen. Ultralange Anleihen bieten gegenüber ihren Pendants in kürzeren Laufzeitenklassen deutliche Renditeaufschläge, die sie angesichts des Niedrigzinsumfelds für Investoren mit nominalen Renditezielen attraktiv machen, heißt es im Handel weiter.

Ob sich das ultralange Segment an den Anleihemärkten in den nächsten Jahren stärker etabliert, dürfte insbesondere von der Zinsentwicklung abhängen, heißt es bei den Bund-Schuldenmanagern weiter. Bei steigenden Zinsen könnte das Marktinteresse wieder zurückgehen, bei weiterhin niedrigen Zinsen hingegen fortbestehen. Die Finanzagentur managt die Bundesschuld zum einen mit Geldmarktpapieren (Bubills). Dabei handelt es sich um die Laufzeiten von bis zu zwölf Monaten. Zum anderen kommen die sogenannten Kapitalmarktinstrumente zum Einsatz: Das sind Bundesschatzweisungen (zwei Jahre Laufzeit), Bundesobligationen (fünf Jahre) und Bundesanleihen (zehn bis 30 Jahre). Der Bund ist auch in Krisenzeiten diesem Laufzeitenspektrum immer treu geblieben. Die Bundesschuld verteilt sich seit Jahren sehr konstant auf die einzelnen Laufzeitenpunkte (vgl. Grafik, die Sprünge 2020 resultieren aus den Aufstockungen in den Eigenbestand).