Rettungspaket

Bund kauft Fortum bei Uniper raus

Der Bund übernimmt via Kapitalerhöhung 99 % an Uniper und will trotzdem an der umstrittenen Gasumlage festhalten.

Bund kauft Fortum bei Uniper raus

ak/cru/sp Köln/Frankfurt/Berlin

Die Bundesregierung und der Uniper-Mutterkonzern Fortum haben die Verstaatlichung des größten deutschen Gasimporteurs auf den Weg gebracht. Der Bund kauft die Finnen raus und wird nach einer Kapitalerhöhung von 8 Mrd. Euro am Ende knapp 99% der Anteile an dem Energiekonzern halten. „Die Probleme haben sich noch einmal deutlich verschärft“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch. Uniper-CEO Klaus-Dieter Maubach rechnete vor, dass der angeschlagene Konzern bislang mehr als 8,5 Mrd. Euro Verlust durch die hohen Beschaffungskosten nach den ausgebliebenen Gaslieferungen durch Gazprom eingefahren habe. Täglich kämen weitere 100 Mill. Euro hinzu.

Der Bund will jetzt 4,7 Milliarden neue Aktien zum Preis von 1,70 Euro je Stück zeichnen. Fortum soll ihre Anteile zum gleichen Preis abgeben, was einem Preis für die Beteiligung von 0,5 Mrd. Euro entspricht. Die Finnen hatten nach eigenen Angaben einst 7 Mrd. Euro in die Uniper-Anteile investiert. Ihr Gesellschafterdarlehen über 4 Mrd. Euro erhalten sie ebenso wie eine Garantie in gleicher Höhe zurück.

Die KfW steht für weitere Liquiditätshilfen bereit, bis die Kapitalerhöhung von Uniper unter Dach und Fach ist. Eine außerordentliche Hauptversammlung soll das Rettungspaket im vierten Quartal absegnen. An der umstrittenen Gasumlage soll trotz der Verstaatlichung von Uniper festgehalten werden. Eine Allianz aus Industrie, Verbraucherschutz und Wirtschaftswissenschaft greift die Pläne aber vehement an. Auch innerhalb der Ampel-Koalition gibt es offenen Streit über die Umsetzung.

Habeck meldet Zweifel an

Habeck will den Kreis anspruchsberechtigter Firmen mit einer Nachbesserung auf Bedürftige einschränken, nachdem er in den vergangenen Wochen viel Kritik am Design der Umlage einstecken musste. Im Kern sollen nur Uniper, VNG und die unter Treuhand stehende Gazprom-Tochter (Sefe) Geld bekommen. Am Mittwoch meldete Habeck Zweifel an, dass die Umlage auch einer verstaatlichten Uniper zugutekommen darf. Die Aktien von Uniper stürzten um mehr als 30 % ab, während die Fortum-Titel bis zu 20 % gewannen.

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