Bei der Tui-Hauptversammlung (HV) am 25. März stehen vier Aufsichtsratsmitglieder zur Wahl an, davon zwei erstmalig. Wie der von den Folgen der Corona-Pandemie in Bedrängnis geratene Touristikkonzern in seiner im Bundesanzeiger veröffentlichten Einladung zum diesjährigen ordentlichen Aktionärstreffen mitteilt, werden Dr. Jutta Dönges (47), Geschäftsführerin der Finanzagentur des Bundes, sowie Janina Kugel (51), Senior Advisor bei Boston Consulting und bis Anfang 2020 im Siemens-Vorstand für das Personalressort verantwortlich, zur Wahl in das Kontrollgremium vorgeschlagen.

Mit ihrer Nominierung setzt die Tui eine im Zusammenhang mit dem Anfang Dezember gewährten dritten Finanzstabilisierungspaket getroffene Vereinbarung mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds um. Aus dem staatlichen Milliardenbeitrag zur Stützung des Konzerns resultiert ein Umtauschrecht stiller Einlagen in Aktien für eine Beteiligung von bis zu 25% plus eine Aktie.

Dönges und Kugel folgen im Tui-Aufsichtsrat auf Peter Long (68) und Angelika Gifford (55). Long, bis Ende 2014 Chef der mit dem Mutterkonzern verschmolzenen britischen Reisetochter Tui Travel und seit Februar 2016 Mitglied im Kontrollgremium sowie stellvertretender Vorsitzender, beendet das Mandat mit Ablauf seiner regulären Amtszeit. Die für das Zentraleuropa-Geschäft zuständige Facebook-Managerin Gifford, ebenfalls 2016 in das Kontrollgremium gewählt, hatte eine Reduzierung ihrer Mandate aus beruflichen Gründen angekündigt.

Wie der HV-Einladung auch zu entnehmen ist, werden der russische Großaktionär Alexej Mordaschow (55), der nach der Zustimmung zur Kapitalerhöhung in der außerordentlichen Hauptversammlung Anfang Januar indirekt mit rund 30,1% an dem Touristikkonzern beteiligt ist, sowie Prof. Dr. Edgar Ernst (69), Präsident der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung, zur Wiederwahl vorgeschlagen. Der Aufsichtsrat habe beschlossen, den früheren Post-Finanzvorstand für eine erneute Wahl vorzuschlagen, obwohl dieser die für das Tui-Kontrollgremium beschlossene Regelaltersgrenze von 68 Jahren knapp überschritten habe.

Ernst, seit zehn Jahren Mitglied des Aufsichtsrats, verfüge über vertiefte Kenntnisse auf den Gebieten Rechnungslegung und Abschlussprüfung, die in der gegenwärtig herausfordernden Situation für die Tui besonders bedeutsam seien, heißt es in der Einladung. Ernst ist auch Mitglied des im vorigen Jahr eingerichteten Sonderausschusses, der sich mit den Stabilisierungsmaßnahmen des Bundes befasst.

Die Amtszeit der zu wählenden vier von zehn Aufsichtsratsmitgliedern der Kapitalseite dauert bis zur HV, die über die Entlastung für das am 30. September 2024 endende Geschäftsjahr entscheiden wird – voraussichtlich bis 2025. Die Wahl der zehn Aufsichtsratsmitglieder der Arbeitnehmerseite fand bereits am 8. Oktober 2020 statt.