Geldpolitik

Chinas Zentralbank gegen Zinssenkung

Chinas Wirtschaft hat sich von der Pandemie rasch erholt und vermag bereits wieder an das vor Coronazeiten gewohnte hohe Wachstumstempo anzuknüpfen. Allerdings handelt es sich nicht um ein wirklich gleichgewichtiges Wachstum. Während die Produktion...

Chinas Zentralbank gegen Zinssenkung

nh Schanghai

Chinas Wirtschaft hat sich von der Pandemie rasch erholt und vermag bereits wieder an das vor Coronazeiten gewohnte hohe Wachstumstempo anzuknüpfen. Allerdings handelt es sich nicht um ein wirklich gleichgewichtiges Wachstum. Während die Produktion von Hoch zu Hoch eilt, zeigt sich die Konsumnachfrage noch immer auf etwas wackligen Beinen. Dies findet auch in einem für China gänzlich un­gewohnten Preisdatenspektrum seinen Ausdruck. Seit Oktober befinden sich die Verbraucherpreise tatsächlich in einem Abstiegstrend. Anfangs konnte dies vor allem auf den notorisch volatilen und mit einem extrem hohen Gewicht in den statistischen Modellwarenkorb eingehenden Preis für Schweinefleisch zurückgeführt werden.

Mittlerweile jedoch sieht man einen Gleichlauf des Verbraucherpreisindex mit der um Lebensmittel- und Energiekosten bereinigten Kerninflationsrate. Beide zeigten zuletzt im Januar um 0,3% nach unten. China hat gegenwärtig also eher ein Deflationsproblem ins Haus stehen. Man könnte dies als eine Einladung zu einem Zinssenkungskurs verstehen, aber danach steht der People’s Bank of China (PBOC) wahrlich nicht der Sinn.

In China ist es nämlich weniger der Inflationsindex als die zur Blasenbildung neigenden Vermögenspreise am Aktien- und Immobilienmarkt, die die Notenbank in Atem halten. Und tatsächlich leistet sich die PBOC einen Liquiditätsentzug am Geldmarkt, um die Marktteilnehmer zu disziplinieren und Finanzstabilität zu betonen.

Trotz verhältnismäßig restriktiver Geldpolitik kann China dennoch als Quell von globalen Reflationsgefahren angesehen werden. Das liegt an den Erzeugerpreisen, die nach gut einjähriger Deflationsphase wieder anstiegen und auch zuletzt im Januar um 1% zulegten. Angesichts der Stärke der chinesischen Industrieproduktion zeigt der Trend weiter nach oben, und so dürfte sich der Ausfuhrweltmeister China demnächst wieder mit einem globalen Inflationsexport hervortun. Das sollte insbesondere die USA hellhörig machen, denn tatsächlich sieht man bereits seit Jahren eine sehr enge Korrelation zwischen Chinas Erzeugerpreisindex und der US-Verbraucherpreisentwicklung.