Quartalssaison

Coronatest für britische Banken

Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie werden sich wie ein roter Faden durch die Jahresbilanzen der britischen Großbanken ziehen. Am kommenden Donnerstag eröffnet Barclays den Zahlenreigen, den manches Institut für die Ankündigung weiterer Kostensenkungen oder von Teilverkäufen nutzen könnte.

Coronatest für britische Banken

Von Andreas Hippin, London

Wenn Barclays am kommenden Donnerstag (18. Februar) die Quartalsberichterstattung der britischen Großbanken eröffnet, werden nur noch wenige Anleger hoffen, dass sich die Zahlen als positiver Katalysator erweisen könnten. Die Erwartungen mögen bereits niedrig sein, doch sind die Risiken für die Ertragsentwicklung und die allgemeine Ungewissheit durch die Coronavirus-Pandemie zu groß, um die von Bankanalysten immer wieder beschworene Erholung der Branche Wirklichkeit werden zu lassen.

Die anhaltende Niedrigzinspolitik drückt weiter auf die Zinsmarge. Die britischen Verbraucher zahlen ihre Kreditkartenschulden ab, statt sich weiter zu lukrativen Zinssätzen zu verschulden. Solange die Ausgangsbeschränkungen fortbestehen, haben sie kaum Gelegenheit, das während der Lockdowns gesparte Geld auszugeben. Der Bank of England zufolge wurden im vergangenen Jahr Verbraucherkredite im Volumen von 17 Mrd. Pfund abbezahlt. Zugleich beschleunigte sich das Einlagenwachstum im Dezember auf 15 %. Das Geschäft mit Hypotheken für Wohnimmobilien boomt, allerdings will Schatzkanzler Rishi Sunak die Aussetzung der Stempelsteuer, die den Häusermarkt angefeuert hatte, nicht über Ende März hinaus verlängern. Damit ist absehbar, dass nun in die Wege geleitete Transaktionen nicht mehr rechtzeitig abgewickelt werden können, um in den Genuss des Rabatts zu kommen. „Technisch betrachtet mag der Immobilienmarkt zwar noch geöffnet haben, aber sowohl Käufer als auch Verkäufer sind nach Hause gegangen“, fasst die Analystin Sarah Coles von Har­greaves Lansdown die Lage zusammen.

Kreditnehmer gesucht

Alles in allem ging die Kreditaufnahme des privaten Sektors im Dezember nach Schätzung der US-In­vestmentbank Jefferies, staatliche Coronahilfskredite herausgerechnet, um 6 % zurück.

Bislang gibt es noch keine großen Zweifel an der Assetqualität der Banken. Optimisten verweisen darauf, dass sich die aufgestaute Verbrauchernachfrage schon irgendwann Bahn brechen werde. Zudem sei schon bald mit der Wiederaufnahme der Ausschüttungen an die Aktionäre und auch mit Aktienrückkäufen zu rechnen (siehe Grafik). Natwest (19. Februar) und Lloyds Banking Group (24. Februar) verfügen anders als Barclays, HSBC (23. Februar) und Standard Chartered (25. Februar) nicht über ein hinreichend großes Investment-Banking-Geschäft, um mit Hilfe des Kapitalmarktgeschäfts positive Überraschungen zu liefern. Die Erträge der fünf großen US-Banken aus dem Investment Banking hatten im Schlussquartal im Vergleich zum Vorjahr um 23 % zugelegt. Vor allem das Aktiengeschäft (+ 35 %) brummte.

Von den vor allem auf dem Heimatmarkt tätigen Banken werden am Markt weitere Ankündigungen zu Kostensenkungen oder Teilverkäufen erwartet. Angeblich hat der Finanzinvestor Cerberus bei Natwest bereits Interesse an der Ulster Bank angemeldet. Die Bankanalysten von Barclays gehen zudem davon aus, dass HSBC den Rückzug aus weiteren Märkten ankündigen könnte. Lloyds könnte ihnen zufolge eine „Übergangsstrategie“ vorstellen.