Chemieindustrie

Covestro strotzt vor Zuversicht

Der Kunststoffkonzern Covestro hat im Schlussquartal eine wahre Aufholjagd hingelegt und steckt sich auch für das neue Jahr anspruchsvolle Ziele. Der Chemiekonzern soll künftig vollumfänglich auf die Kreislaufwirtschaft ausgerichtet werden. In diesem Zusammenhang verpasst sich Covestro zur Jahresmitte eine neue Struktur.

Covestro strotzt vor Zuversicht

ab Köln – Covestro ist mit einem blauen Auge durch das Krisenjahr 2020 gekommen. Zwar gaben Umsatz und operatives Ergebnis um 13,7 % respektive 8,2 % nach, wie der Kunststoffkonzern mitteilte. Die Aktionäre sollen dennoch mit einer leicht erhöhten Dividende von 1,30 Euro je Aktie bedient werden. Im Vorjahr hatten die Leverkusener zunächst Dividendenkontinuität versprochen, im Mai jedoch mit einer Halbierung der Ausschüttung auf 1,20 Euro je Aktie den Folgen der Pandemie Rechnung getragen.

Zugleich kündigte Finanzchef Thomas Toepfer die Abkehr von der bisherigen Ausschüttungspolitik, die alljährlich eine zumindest stabile Dividende vorsah, an. Künftig will der Chemiekonzern 35 bis 55% des Konzerngewinns ausschütten. Die für 2020 vorgeschlagenen 1,30 Euro je Aktie entsprechen einer Ausschüttungsquote von 55 %. Die neue Dividendenpolitik sei der „richtigere Weg“, sagte Toepfer. In starken Jahren profitiere der Aktionär besonders. Die zuletzt für 2018 gezahlten 2,40 Euro je Aktie seien nicht das letzte Wort. Damals belief sich die Ausschüttungsquote auf 24 %.

Von den harschen Rahmenbedingungen, die bei Covestro das erste Halbjahr 2020 prägten, ist heute keine Rede mehr. Im Gegenteil: Das Schlussquartal 2020 war das beste Quartal seit zwei Jahren und dieser Trend setze sich fort. Mit einem operativen Ergebnis von 637 Mill. Euro erwirtschaftete Covestro im vierten Quartal mehr als doppelt so viel wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Für das Auftaktquartal wird das Ebitda in einer Spanne von 700 bis 780 Mill. Euro vorhergesagt.

Entsprechend positiv fällt die Prognose für den laufenden Turnus aus, in dem das Vorkrisenniveau übertroffen werden soll. Konkret stellt der Chemiekonzern ein Mengenwachstum im Kerngeschäft zwischen 10 % und 15 % in Aussicht nach einem Rückgang im Vorjahr um 5,6 %. Dabei soll der von DSM erworbene Geschäftsbereich Resins & Functional Materials (RFM) 6 Prozentpunkte beisteuern, so dass der Korridor für das organische Wachstum zwischen 4 und 9 % liegt. Das operative Ergebnis (Ebitda) soll zwischen 1,7 und 2,2 Mrd. Euro landen, nach 1,47 Mrd. Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. Auch im Free Operating Cash-flow, der dank der Aufholjagd im Schlussquartal 2020 mit 530 Mill. Euro sogar über dem Vorjahreswert lag, wird mit 900 Mill. bis 1,4 Mrd. Euro ein Zielkorridor angestrebt, der an die Boomjahre 2017 und 2018 erinnert.

Neue Konzernstruktur

Und auch wenn Covestro konkrete Nachhaltigkeitsziele weiterhin vermissen lässt, will der Konzern den Weg zur vollständigen Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft konsequent fortsetzen. Mit der Akquisition der Beschichtungsharze von DSM habe Covestro im abgelaufenen Geschäftsjahr einen entscheidenden Schritt in diese Richtung getan, sagte Vorstandschef Markus Steilemann. Im Vordergrund stehen die Themen alternative Rohstoffe, innovatives Recycling, gemeinsam mit Kunden erarbeitete Lösungen und erneuerbare Energien.

Im Zuge der Neuausrichtung wird sich Covestro zur Jahresmitte auch eine neue Struktur gegeben. Dann werden die bislang drei Divisionen (Polyurethanes, Polycarbonate und Spezialitäten) durch sieben operative Geschäftseinheiten ersetzt. Ganz grob wird in zwei Geschäftsbereiche unterschieden: Performance-Matrialien einerseits und Lösungs- und Spezialitätengeschäft (mit sechs Untereinheiten) andererseits. Während Ersteres Standardgeschäfte umfasst, bei denen es im Wettbewerb auf hohe Verfügbarkeit, Schnelligkeit und wettbewerbsfähige Preise ankommt, zählt im margenstarken Lösungsgeschäft vor allem die Kundenorientierung. Wie sich der Konzernumsatz auf die neuen Einheiten verteilt, bleibt abzuwarten.

Zudem werde sich der Konzern künftig bei Investitionen/Akquisitionen wie auch in den F&E-Aktivitäten noch konsequenter an Nachhaltigkeitskriterien orientieren, sagte Steilemann. Die Abkehr vom Einsatz fossiler Rohstoffe gehört zwar zum Zielekatalog – heute sind nach den Angaben mehr als 90 % der Rohstoffe fossilen Ursprungs. Bevor ein signifikanter Anteil der Rohstoffe aus regenerierbaren Quellen stamme, dürften aber noch mehr als zehn Jahre vergehen. So seien heute die technischen Möglichkeiten zur Herstellung alternativer Rohstoffe im Industriemaß noch gar nicht vorhanden. Von daher gehe es auch darum, die Märkte für alternative Rohstoffe zu fördern.

Covestro
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz10 70612 412
Ebitda1 4721 604
Ebit696852
Finanzergebnis– 91– 91
Konzernergebnis459552
Ergebnis/Aktie (Euro)2,483,02
Dividende/Aktie (Euro)1,301,20
Free Operating Cash-flow1530473
Nettoverschuldung 356989
Roce2 (%)7,08,4
1) operativer Cash-flow abzgl. Ausgaben für Sachan-la­gen und immaterielle Vermögenswerte; 2) Return on Capital EmployedBörsen-Zeitung