Der Stuttgarter Autohersteller Daimler steht unter Konzernchef Ola Källenius vor einer Zäsur. Der Dax-Konzern gab am Mittwochnachmittag im Anschluss an eine Sitzung des Aufsichtsrats bekannt, dass das Geschäft in zwei unabhängige Unternehmen aufgespalten werden soll. Zunächst soll der Spin-off des Truck-&-Bus-Geschäfts evaluiert und mit den Vorbereitungen für eine eigenständige Börsennotierung von Daimler Truck begonnen werden. Beabsichtigt sei, dass der Mehrheitsanteil von Daimler Truck an die heutigen Daimler-Aktionäre übertragen werde. Diese sollen im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung im dritten Quartal über die Aufspaltung abstimmen.

Daimler Truck werde durch den Schritt volle unternehmerische Freiheit erlangen sowie eine eigenständige Corporate-Governance-Struktur mit einem unabhängigen Aufsichtsratsvorsitzenden besitzen. Es werde angestrebt, dass Daimler Truck die Kriterien für eine Dax-Aufnahme erfülle. Die Transaktion soll bis Ende 2021 abgeschlossen sein und Daimler Truck dann erstmals an der Frankfurter Börse gelistet sein. Zu einem späteren Zeitpunkt wolle sich Daimler in Mercedes-Benz umbenennen.

Als Daimler den Umbau in eine Holding-Struktur 2018 unter der alten Führung mit Ex-CEO Dieter Zetsche und dem damaligen CFO Bodo Uebber gestartet hatte, war von einer Mehrheitsabgabe beim Truck-Geschäft noch keine Rede. Die dritte, erst 2019 geschaffene Sparte Daimler Mobility soll nun sogar aufgelöst werden. Das Unternehmen beabsichtige, die Kapazitäten und Teams der heutigen Daimler Mobility sowohl Mercedes-Benz als auch Daimler Truck zuzuordnen, heißt es.

Mercedes-Benz sei die wertvollste Luxus-Automarke der Welt, so Källenius. Daimler Truck liefere eine Vielzahl von branchenführenden Transportlösungen. „Beide Unternehmen sind in Industrien tätig, die sich technologisch und strukturell umfassend verändern. Diesen Wandel können sie deutlich effektiver gestalten, wenn sie dabei als unabhängige Einheiten agieren – mit einer starken Nettoliquidität und ohne die Einschränkungen einer Konglomerats-Struktur“, erklärte der CEO die Räson der Aufspaltung.

„Mit der Unabhängigkeit gewinnen wir neue Chancen, Sichtbarkeit und Transparenz. Wir werden weiter wachsen und wollen bei alternativen Antrieben und bei der Automatisierung weiterhin führend sein“, ergänzte Daimler-Truck-CEO Martin Daum. Die Details zur finanziellen und technischen Umsetzung sollen erst später festgelegt werden. Die Investoren zeigten sich schon am Mittwoch begeistert. Die Daimler-Aktie gewann 8,5% auf 64,34 Euro.