Börsengänge

Das Spac-Fieber aus den USA steckt Europa an

Im Jahr 2020 gingen 248 Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) an die US-Börsen und sammelten die Rekordsumme von mehr als 83 Mrd. Dollar ein – die Hälfte des gesamten US-IPO-Volumens. Dieses Jahr sind die zunächst leeren...

Das Spac-Fieber aus den USA steckt Europa an

cru Frankfurt

Im Jahr 2020 gingen 248 Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) an die US-Börsen und sammelten die Rekordsumme von mehr als 83 Mrd. Dollar ein – die Hälfte des gesamten US-IPO-Volumens. Dieses Jahr sind die zunächst leeren Blankoscheck-Übernahmevehikel auf dem besten Weg, einen neuen Rekord aufzustellen – mit 143 Spacs, die bis zum 12. Februar mehr als 44 Mrd. Dollar bei Börsengängen aufgebracht haben.

Jetzt steckt das Spac-Fieber auch Europa an. Der Gründer und Firmenchef des Kochbox-Anbieters Hello­fresh, Dominik Richter, will laut Insidern zusammen mit einem weiteren Investor auf die Spac-Welle aufspringen. Ziel sei es, eine Mantelgesellschaft an die New Yorker Börse zu bringen, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Eine Verbindung zu Hellofresh werde es nicht geben.

SEC-Filing steht bevor

Entsprechende Unterlagen für den Börsengang, bei dem zwischen 200 Mill. und 500 Mill. Dollar eingesammelt werden sollen, könnten bereits in den kommenden zehn Tagen bei der US-Marktaufsicht SEC eingereicht werden. Richter arbeite zusammen mit dem Entrepreneur und Investor Roman Kirsch an der Neuemission der Mantelgesellschaft, für die sie danach auf die Suche nach einem geeigneten Unternehmen gehen, das an die Börse will. Dieses solle aus dem Technologiesektor – mit Fokus auf Europa – kommen. Ein ähnliches Übernahmevehikel an einer US-Börse plant die Ber­liner Start-up-Schmiede Rocket Internet. Einen deutschen Spac für die Frankfurter Börse plant dagegen der Schweizer Wagniskapitalgeber Lakestar.

Auch für Ex-Bankvorstände, die ihren nächsten Karriereschritt planen, eröffnen die Übernahmevehikel einen neuen Weg, um relevant zu bleiben: Sie werden Spac-Chefs.

In diesem Jahr haben schon drei ehemalige europäische Bankchefs Spacs gegründet oder begonnen, daran zu arbeiten. Der jüngste ist der kürzlich ausgeschiedene Unicredit-CEO Jean Pierre Mustier. Er schließt sich damit Martin Blessing an, Ex-CEO der Commerzbank, und Tidjane Thiam, ehemaliger Chef der Credit Suisse.

Erste Firmen vor Gericht

In den USA sind aber auch schon ein Dutzend Spacs vor Gericht gelandet, weil die Investoren den größten Teil ihres Geldes verloren haben. Dazu zählt das Online-Essensbestell- und Lieferunternehmen Waitr, das 2018 per Spac-Fusion an die Börse gekommen war und im Jahr danach 96% des Marktwerts von in der Spitze 1 Mrd. Dollar verlor.