Märkte am Morgen

Dax arbeitet sich an der 12.000-Punkte-Marke ab

Neben den trüben Konjunkturaussichten und den angekündigten nächsten Zinserhöhungen durch die Notenbanken sind es vor allem die Sorgen um die Sicherheit der Energienetze, die für schlechte Stimmung an den europäischen Märkten sorgen. Die Gefahr weiterer Eskalationen im Energiesektor steigt.

Dax arbeitet sich an der 12.000-Punkte-Marke ab

Der Dax bleibt wegen Inflations-, Zins- und Konjunktursorgen sowie Verunsicherungen was die Energieversorgung mit Gas anbelangt im Abwärtsstrudel. Erstmals seit November 2020 sackte er am Mittwoch unter die Marke von 12.000 Punkten. Erst bei 11.914 Zählern konnte er sich am Morgen etwas fangen, schaffte es dann wieder knapp über die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Zählern, um schließlich wieder zurückzufallen und hochzukämpfen. Zuletzt betrug das Minus für den Leitindex gut 1%. Auch der Eurostoxx50 gab um etwa diesen Wert nach.

Negative US-Vorgaben

An der Wall Street hatten sich am Vorabend erneut Forderungen von Notenbankern nach mehr Zinserhöhungen belastend ausgewirkt, weil diese weltweit die Sorgen vor einer Rezession erhöhen. Als Belastung erwiesen sich vor allem Aussagen von James Bullard, dem Präsidenten der Notenbank von St. Louis. Ihm zufolge sind mehr Zinserhöhungen erforderlich, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Zudem seien die Risiken für die Wirtschaft weiterhin erhöht. Ähnlich entschlossen äußerte sich die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, am Mittwoch. Wenn die EZB ihren Auftrag zur Gewährleistung von Preisstabilität nicht erfülle, „würde das der Wirtschaft viel mehr schaden“.

Weiter grassiert auch die Angst vor einer tiefer gehenden Energiekrise: Größer werden neuerdings die Sorgen um die Stabilität des Energienetzes insgesamt, nachdem Lecks an den beiden Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 mit einem möglichen Sabotageakt in Verbindung gebracht werden. Das zeige, wie verwundbar die europäische Wirtschaft durch ihre Energieversorgung sei, meinte Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. Sorgen bereiteten dem Analysten zufolge zudem Drohnenflüge über norwegischen Gasförderanlagen. Für die Europäische Union (EU), die ein Viertel ihres Bedarfs aus Norwegen beziehe, hätte ein Schaden an der Pipeline dramatische Folgen. „Was sich hier zusammenbraut, ist ein perfekter Sturm gegen die Volkswirtschaften der EU.“

Große Verluste im Bankensektor

Auf Unternehmensseite gab es größere Kursverluste im Bankensektor wie bei der Deutschen Bank und der Commerzbank. Ziemlich düster sieht es auch im Stahlsektor aus wegen einer Branchenstudie der US-Bank JPMorgan, die pessimistisch auf die Profitabilität im Kohlenstoffstahlbereich blickt. Und auch für die Internet-Werte ging es wieder abwärts, nachdem sie sich zuletzt etwas erholt hatten. Im Handelssektor geht weiter die Sorge um, dass die Konsumneigung unter der hohen Inflation leidet. Der europäische Branchenindex hat in diesem Jahr schon 45% eingebüßt und damit fast genauso viel wie der unter den hohen Zinsen leidende Immobiliensektor.

Positive Signal aus dem Gesundheitssektor

Gewinner sind am Mittwoch äußerst selten, vor allem aus der Gesundheitsbranche gab es aber einige positive Ausnahmen. Die Werte dieser Branche gelten als relativ defensiv in schwierigen Börsenzeiten, aber auch ein Erfolg des US-Konzerns Biogen mit dem Alzheimer-Medikament Lecanemab machte dort generell gute Stimmung. Die Titel von Merck KGaA etwa waren ebenfalls im Plus, zudem die Papiere des Laborausrüsters Sartorius . Vor allem aber half der Erfolg von Biogen den Aktien von Morphosys. Analyst James Gordon von JPMorgan zog aus den Biogen-Ergebnissen positive Rückschlüsse für den Antikörper Gantenerumab von Roche und MorphoSys, der auch gegen Alzheimer-Erkrankungen entwickelt wird. Laut Gordon verfolgt dieser den gleichen Mechanismus – und könnte sich damit ein Teil vom Kuchen abschneiden.