Softbank

Der reichste Japaner

Der Gründer der Softbank Group, Masayoshi Son (63), dürfte den Moment genossen haben, als der Aktienkurs seines Unternehmens sein Höchst von 10111 Yen vom 18. Februar 2000 nach fast genau 21 Jahren erstmals wieder überschritten hat. Am Dienstag...

Der reichste Japaner

Von Martin Fritz, Tokio

Der Gründer der Softbank Group, Masayoshi Son (63), dürfte den Moment genossen haben, als der Aktienkurs seines Unternehmens sein Höchst von 10111 Yen vom 18. Februar 2000 nach fast genau 21 Jahren erstmals wieder überschritten hat. Am Dienstag schloss die Aktie mit einem Sprung um 4,2% auf dem Rekord von 10420 Yen. Der Aktienmarkt reagierte auf gute Geschäftszahlen und bevorstehende Börsengänge von Start-ups, die mit Kapital von Softbank groß wurden.

Goldene Eier

Der legendäre Investor aus Japan hämmert Anlegern schon länger ein, dass Softbank an der Börse stark unterbewertet sei. Seine Kritik bezieht sich darauf, dass seine Beteiligungen an Tech-Firmen in der Summe viel mehr wert seien als die Dachgesellschaft, selbst wenn man ihre hohen Schulden mit ins Kalkül zieht. Son präsentierte Softbank bei der letzten Bilanzpressekonferenz daher als eine Gans, die seit Jahrzehnten goldene Eier legt. Die Aktie hätte am Stichtag 1. Januar eigentlich 14935 Yen wert sein müssen, argumentierte er.

Analysten erklären die hohe Differenz mit einem generellen Bewertungsabschlag für Konglomerate. Für Misstrauen sorgt vor allem der Softbank-Anteil von 25% an der Alibaba Group, da die Aussichten für chinesische Internetunternehmen wegen des Handelskonfliktes mit den USA unsicher sind.

Doch in der aktuellen Hausse lassen immer mehr Anleger diesen früheren Vorbehalt fallen. Insbesondere die Aussicht, dass Son mehr Vermögensanteile versilbert und den Aktienpreis durch weitere Rückkäufe treibt, wirkt als Kaufanreiz. Auch die Spekulation, dass der Gründer sein Unternehmen von der Börse nimmt, treibt den Kurs.

Allerdings bedeutet die Rückkehr zu alten Höhen für Son nicht denselben Reichtum wie damals. Im Jahr 2000 hielt der Sohn bitterarmer Koreaner, die als Folge der Kolonialzeit nach Japan kamen, 53% von Softbank, die er 1981 ursprünglich als Software-Händler gründete. Diese Anteile waren bei der Dotcom-Blase dank der Beteiligungen am damals führenden Internetportal Yahoo und anderen Dotcom-Firmen in der Spitze 70 Mrd. Dollar wert. Dadurch überholte Son drei Tage den Microsoft-Gründer Bill Gates als reichsten Menschen der Welt.

International auf Rang 26

Doch als die Internetblase platzte, schrumpfte sein Vermögen in kurzer Zeit um 98%. Seitdem ist sein Anteil an Softbank durch diverse Transaktionen nach Unternehmensangaben um mehr als die Hälfte auf 24,6% gesunken, die aktuell knapp 51 Mrd. Dollar wert sind. Damit wäre Son zwar vor Tadashi Yanai vom Textilriesen Fast Retailing der reichste Japaner. Aber in der Bloomberg-Rangliste der Milliardäre stünde er nur auf Platz 26. Die Spitzenreiter Elon Musk und Jeff Bezos bringen fast vier Mal so viele Milliarden auf die Waage.

Die Ironie der Geschichte besteht darin, dass Son sein Unternehmen dem Finanzmarkt als erfolgreichen Investor in junge Technologiefirmen anpreist. Deren Wertzuwächse bescherten Softbank im letzten Quartal einen Rekordgewinn. Dennoch achtet die Börse bisher eher auf die Softbank-Anteile an Alibaba. Dort hatte Son in zwei Tranchen 120 Mill. Dollar für über ein Drittel der Anteile investiert, deren Wert sich in 15 Jahren um das Tausendfache vermehrte.