Führungswechsel

Deutsche Bank greift bei Fonds­tochter DWS durch

Nach der Razzia wegen des Verdachts auf Kapitalanlagebetrug mit als nachhaltig beworbenen Finanzprodukten ersetzt die Deutsche Bank den Chef der Fondstochter DWS durch den Leiter ihrer Unternehmensbank.

Deutsche Bank greift bei Fonds­tochter DWS durch

mpi/lee

Frankfurt – Die Deutsche Bank stellt ihre wegen Green­washing-Vorwürfen unter Druck geratene Fondstochter DWS neu auf. Wie das Institut in der Nacht zum Mittwoch mitteilte, übernimmt Stefan Hoops am 10. Juni als neuer Vorsitzender der Geschäftsführung. Der bisherige Chef Asoka Wöhrmann werde sein Mandat am selben Tag niederlegen. Hoops kommt von der Deutschen Bank, deren Unternehmensbank er seit Juli 2019 leitet. Der Sparte, die Konzernchef Christian Sewing im Zuge der Restrukturierung gerne als Herz der Deutschen Bank bezeichnet, gelang unter seiner Führung die Ertragswende.

An der Börse kam der Führungswechsel der DWS schlecht an: Die Aktie schloss mehr als 5% im Minus. Zwar nannte die Deutsche Bank zunächst keine Gründe für die Rochade, doch der Zusammenhang mit der Razzia am Vortag lag auf der Hand. Ermittler der Frankfurter Staatsanwaltschaft, des Bundeskriminalamts und der Finanzmarktaufsichtsbehörde BaFin hatten Räume der Deutschen Bank und ihrer Fondstochter wegen des Verdachts auf Kapitalanlagebetrug durchsucht.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft laufen die Ermittlungen gegen bislang unbekannte Mitarbeiter und Verantwortliche bei der DWS  seit Mitte Januar. „Nach Prüfung haben sich zureichende tatsächliche Anhaltspunkte ergeben, dass entgegen den Angaben in Verkaufsprospekten von DWS-Fonds ESG-Faktoren nur in einer Minderheit der Investments tatsächlich berücksichtigt worden sind, in einer Vielzahl von Beteiligungen jedoch keinerlei Beachtung gefunden haben“, hieß es. Damit steht der Vorwurf des Prospektbetrugs im Raum. Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlungen im vergangenen Jahr die frühere Nachhaltigkeitsbeauftragte der DWS, Desiree Fixler.

Die Bürgerbewegung Finanzwende hofft laut einer Stellungnahme, dass die Durchsuchung und der Rücktritt Wöhrmanns Signalwirkung für andere Vermögensverwalter entfalten werden. Greenwashing sei kein Kavaliersdelikt: „ Anbieter von als nachhaltig beworbenen Finanzprodukten werden nun genau prüfen, ob ihre Anlagekriterien halten, was sie versprechen.“

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