Konjunktur

Deutsche Inflation sinkt – Debatte über EZB-Kurs

Die Inflationszahlen aus dem Euroraum für November werden mit Spannung erwartet – weil sie zentral sind für die EZB-Sitzung Mitte Dezember. Die ersten Daten lassen nun ein wenig aufatmen – womöglich auch die Euro-Hüter.

Deutsche Inflation sinkt – Debatte über EZB-Kurs

ms Frankfurt

Die Inflation in Deutschland hat sich im November auf sehr hohem Niveau leicht abgeschwächt – von zuvor 11,6% auf 11,3% in EU-harmonisierter Rechnung (HVPI). Zusammen mit überraschend niedrigen Inflationsraten in Spanien und Belgien schürte das am Dienstag Erwartungen, dass auch die Teuerung im gesamten Euroraum im November gegenüber dem Rekordhoch im Oktober von 10,6% etwas nachgegeben hat und dass bei der Inflation allmählich das Schlimmste überstanden ist. Das wiederum verstärkte Spekulationen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) das Tempo ihrer Zinserhöhungen bei der Sitzung im Dezember etwas drosselt und die Leitzinsen eher um 50 statt erneut um 75 Basispunkte anhebt.

Die Inflation in Deutschland und im Euroraum hat seit Anfang 2021 rasant zugenommen und übertrifft das EZB-Inflationsziel von 2% inzwischen um ein Vielfaches. Aktuell wird sie insbesondere durch den Ukraine-Krieg und die dadurch ausgelöste Energiekrise befeuert. Aber auch vor Kriegsausbruch hat sie bereits kräftig angezogen. Für die Menschen und die Euro-Wirtschaft ist sie längst das größte Sorgenkind. Politik und Notenbank stehen deshalb unter großem Druck. Die EZB hat seit Juli ihre Leitzinsen um 200 Basispunkte angehoben – so aggressiv wie nie. Zu­gleich nimmt aber die Gefahr einer Rezession zu – weswegen der EZB-Kurs zunehmend umstritten ist.

In Deutschland nun gab die Inflation im November zumindest ein wenig nach. Hintergrund waren insbesondere sinkende Preise für Benzin, Diesel und Heizöl. In nationaler Rechnung ging die Teuerungsrate von zuvor 10,4% auf 10,0% zurück, wie das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mitteilte. Zuvor war die Rate drei Monate in Folge gestiegen. Die 10,4% im Oktober hatten den höchsten Wert seit 1951 bedeutet. Analysten hatten nun für November eine unveränderte Ra­te erwartet. Gegenüber Oktober sanken die Verbraucherpreise um 0,5% – auch das stärker als erwartet.

Ebenfalls am Dienstag wurde bekannt, dass sich die Inflation in Spanien erneut abgeschwächt hat – und das stärker als erwartet. Im November lag die Teuerung bei 6,6%, wie das Statistikamt INE mitteilte. Im Vormonat hatte die Rate 7,3% betragen. Analysten hatten nur einen Rückgang auf 7,1% erwartet. Auch in Belgien schwächte sich die Teuerung ab. Für den Euroraum veröffentlicht Eurostat am heutigen Mittwoch eine erste Schätzung.

„Für die EZB könnten die Daten Grund genug sein, sich auf der Dezember-Sitzung für eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte und nicht für eine weitere Jumbo-Zinserhöhung um 75 Basispunkte zu entscheiden“, sagte Carsten Brzeski, Global Head of Macro der ING. Andere Beobachter schließen weiterhin auch erneut 75 Punkte noch nicht aus.

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