Dividenden

Die Allianz schüttet mit am üppigsten aus

Jetzt beginnt wieder die gute Zeit für Aktionäre, denn es stehen die Ausschüttungen etlicher stabiler Aktiengesellschaften an.

Die Allianz schüttet mit am üppigsten aus

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Mit der virtuellen Siemens-Hauptversammlung am Mittwoch beginnt die Dividendensaison. In den kommenden Monaten, vor allem im April und im Mai, winken sehr üppige Ausschüttungen. Mehrere Kapitalmarktuntersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass besonders in Deutschland, wo die Unternehmen in der Regel nur einmal jährlich ausschütten, dividendenstarke Aktien in den Wochen vor der Ausschüttung eine überdurchschnittliche Performance aufweisen. Mit anderen Worten: Jetzt beginnt die Zeit der Outperformance für die Dividendenkönige.

Hinzu kommt, dass es in Euroland keine Zinsen mehr gibt, zehnjährige Bundesanleihen weisen negative Zinsen auf. Das erhöht insbesondere die Attraktivität der stetigen Dividendenzahler. Wer hohe laufende Erträge erzielen will, der sollte auf solche Dividendenkaiser setzen.

Etliche Anleger schauen nur auf schnelle Kursgewinne. Vor allem von wenig erfahrenen Investoren wird die Kraft der Dividenden weithin unterschätzt. Dabei waren in Europa nach Berechnungen von Hans-Jörg Naumer, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors (Allianz GI), im Zeitraum 1975 bis Ende 2020 ungefähr 35% der gesamten Aktienerträge auf Dividenden zurückzuführen. Laut anderen Rechnungen, die wieder angelegte Ausschüttungen mit einbeziehen, kommen Dividenden langfristig sogar für 50% der Erträge aus Aktien auf. „Für Anleger bleiben Dividenden daher von zentraler Bedeutung“, erklärt Naumer und ist sich sicher: „Mit Corona ist die finanzielle Repression in die nächste Runde gegangen. Negativzinsen werden noch länger vorherrschen. Die Jagd nach Kapitaleinkommen geht damit weiter.“

Die Pandemie hat im vergangenen Jahr auch bei den Dividendenzahlungen kräftig ins Kontor geschlagen. Viele Unternehmen waren aufgrund von Corona zögerlich, kürzten die Dividenden oder haben sie komplett ausgesetzt. Doch jetzt ist der Impfstoff da, und die wirtschaftlichen Perspektiven sind wieder besser, auch wenn es dauern dürfte, bis ein Großteil der Bevölkerung in den meisten Ländern geimpft ist.

15 Prozent plus erwartet

So haben die Unternehmen des breiten europäischen Aktienindex MSCI Europe im Jahr 2020 nur knapp 290 Mrd. Euro ausgeschüttet, nach rund 360 Mrd. Euro im Vorjahr, stellt Allianz GI fest. 2021 dürften die Ausschüttungen wieder deutlich klettern. „Ähnlich wie beim Konjunkturbild erwarten wir auch für die Dividendenausschüttungen 2021 keine V-förmige Entwicklung, sondern nur eine teilweise Erholung vom vorhergehenden Fall“, erläutert Jörg de Vries-Hippen, CIO Equity Europe bei Allianz GI. Somit dürfte auf einen Rückgang um etwa 20% im Jahr 2020 in diesem Jahr ein Anstieg um rund 15% erfolgen, und zwar von 290 auf rund 330 Mrd. Euro. „Das Niveau von vor der Coronakrise dürfte frühestens 2022 wieder erreicht werden.“ Hierbei gebe es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Branchen.

Aber welche Titel sind das jetzt, die über die Jahre durch hohe und stetige Dividenden überzeugen, und daher für Anleger besonders attraktiv sind? Die DZBank hat sich das sehr genau angeschaut und stellt regelmäßig eine Liste der Dividendenaristokraten zusammen. An erster Stelle steht dabei die Allianz mit überaus üppigen Dividendenrenditen von 5% (für 2021 erwartet) und 5,3% (für 2022 erwartet). An zweiter Stelle folgt die BASF mit erwarteten Dividendenrenditen von 4,7% und 5%. Beide Aktien werden von der DZBank zum Kauf empfohlen mit Kurszielen von 210 Euro (Allianz) und 78 Euro (BASF). Beide Qualitätstitel haben im vergangenen Jahr eher etwas enttäuscht, aber das ist ja nicht schlimm, wenn man nach vorn schaut; dies könnte mithin das Kurspotenzial noch erhöhen. Übrigens: Eine Performance von rund 5% würde sich bei beiden Aktien selbst dann ergeben, wenn sich der Kurs binnen Jahresfrist gar nicht verändert. Für das Plus sorgt dann die Dividende.

Ein Top-Unternehmen, das über die Jahre Umsatz und Gewinn steigern konnte, ist die Deutsche Post. Wie die Fernsehmoderatorin Birgit Schrowange neulich in einer Youtube-Börsensendung kundtat, investiert sie seit Jahren mit großer Zufriedenheit in die Post-Aktie. Daran hat sie auch gut getan, profitiert die Deutsche Post doch von den wachsenden Online-Käufen der Deutschen. Ob Schrowange auch in die Aktie ihres Werbepartners Adler Moden investiert hat, war in der Sendung übrigens nicht zu erfahren. Deutsche Post sind auf jeden Fall das bessere Investment gewesen, ging Adler Moden vor wenigen Wochen doch insolvent. Die Pandemie erwies sich als Todesurteil für den stationären Verkauf.

Aktuell empfiehlt die DZBank die Deutsche Post mit einem Kursziel von 52 Euro zum Kauf. Die Dividendenrendite gibt das genossenschaftliche Spitzeninstitut mit 3,4% (2021 erwartet) und 3,6% (2022 erwartet) an. Kaum einer denkt bei Ausschüttungen an sie, doch ist auch die Deutsche Börse ein Dividendenkaiser, der regelmäßig den Beutel ihrer Aktionäre füllt. Die Dividendenrendite beträgt bei dem Börsenbetreiber 2,4% (2021 erwartet) und 2,6% (2022 erwartet).

Geheimtipp DWS

Doch nicht nur die DZBank zeigt aussichtsreiche Dividendenkaiser auf. Anleger können auch selbst schauen, welche Unternehmen stabile Geschäftsmodelle haben und durch stetige Dividenden überzeugen. Selbst wenn manche Titel, zumindest verglichen mit einer Allianz oder BASF, nur über eine relativ kurze Kapitalmarkthistorie verfügen. So gilt die Wohnimmobiliengesellschaft Vonovia bei vielen Investoren als Perle, und auch der renommierte norwegische Staatsfonds ist in das Unternehmen aus Bochum kräftig investiert. Für Vonovia, deren virtuelle Hauptversammlung bereits am 16. April stattfindet, errechnet sich aktuell eine Dividendenrendite von 3,2% (2021 erwartet) und 3,4% (2022 erwartet).

Als Geheimtipp gilt der im SDax vertretene Assetmanager DWS Group. Die Überlegung: Die Mutter Deutsche Bank ist an hohen Ausschüttungen der DWS sehr interessiert, folglich wird die Deutsche Bank als Mehrheitsaktionär an hohen Dividenden der DWS festhalten. Aktuell errechnet sich eine sehr üppige Dividendenrendite von 5,8% (2021 erwartet) und 6,2% (2022 erwartet). Das wäre dann sogar höher als bei der Allianz.

Dividendenaristokraten
Dividendenrendite (%)
Unternehmen2021e2022eHV-Termin
Vonovia3,23,416. April
BASF4,75,029. April
Allianz5,05,35. Mai
Deutsche Post5,96,16. Mai
Deutsche Börse2,42,619. Mai
Deutsche Wohnen2,42,41. Juni
DWS Group5,86,29. Juni
e=erwartetQuelle: DZBank, Factset, eig. BerechnungenBörsen-Zeitung