Grenke

Die Nebel von Baden-Baden

Noch hat die Aufsicht das letzte Wort im Fall Grenke nicht gesprochen. Doch nachdem die von der Bundesanstalt für Finanzmarktaufsicht (BaFin) mandatierten Wirtschaftsprüfer von Mazars ihren Zwischenbericht vorgelegt haben, lichten sich allmählich...

Die Nebel von Baden-Baden

Noch hat die Aufsicht das letzte Wort im Fall Grenke nicht gesprochen. Doch nachdem die von der Bundesanstalt für Finanzmarktaufsicht (BaFin) mandatierten Wirtschaftsprüfer von Mazars ihren Zwischenbericht vorgelegt haben, lichten sich allmählich die Nebel über dem Firmensitz des Leasingspezialisten in Baden-Baden.

Wie aus dem Bericht hervorgeht, haben sich keine Anhaltspunkte ergeben, die an dem rechtlichen Bestand und wirtschaftlichen Gehalt der Leasingverträge mit ausstehenden Forderungen in Höhe von rund 5,6 Mrd. Euro zweifeln lassen. Das hätte eigentlich auch kaum einer erwartet – außer vielleicht der britische Investor Fraser Perring, der mit seiner Short-Seller-Attacke im September den Stein ins Rollen gebracht hatte.

Es fällt bei der Analyse von Mazars’ Zwischenbericht allerdings ein Muster auf, das sich wie ein roter Faden durch die Geschäftê des Leasingspezialisten zieht: Es ist zwar meistens nichts angebrannt im Hause Grenke, dennoch stand in mehreren Bereichen eine Feuerwehr im Sinne eines Kontroll- oder Überwachungssystems nicht oder nur ungenügend bereit. So hat sich beispielsweise der Vorwurf der Geldwäsche bei Grenke nicht bestätigt. Ebenso gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass die Grenke Bank systematisch und aktiv der Geldwäsche Vorschub geleistet habe. Dennoch war die Geldwäscheprävention zumindest in Teilen ineffizient, oder sie wies wie bei der Grenke Bank schwerwiegende Mängel auf. Auch war den 36 000 Händlern, die die Leasingbeziehungen zu den Endkunden vermitteln, kein systematischer Betrug nachzuweisen. Im internen Kontrollsystem aber wurden auch hier Schwächen identifiziert. Anders ausgedrückt: Gut, dass es nicht gebrannt hat – man hätte es bei Grenke vielleicht gar nicht gemerkt.

Damit bleibt im Kern der Eindruck, dass man es angesichts des geschäftlichen Erfolgs im Hause Grenke mit den Kontrollmechanismen nicht so genau genommen hat. Warum auch? Es lief ja immer gut. Dass jetzt aber eine derzeit unter Druck stehende BaFin, die kein zweites Wirecard erleben will, deshalb entsprechend scharf prüfen lässt, muss man eben hinnehmen. Es griffe aber ohnehin zu kurz, der Aufsicht zur Aufarbeitung der handwerklichen Defizite bei der Grenke AG den Schwarzen Peter zuschieben zu wollen. Die Frage, warum es die Attacke eines britischen Leerverkäufers wie Perring braucht, um die Nebel von Baden-Baden zu lichten, muss sich nicht nur die Aufsichtsbehörde gefallen lassen, sondern auch der Aufsichtsrat des Leasingunternehmens.