Fresenius

Dringender Check-up

Fresenius ist es zuletzt nicht mehr gelungen, bei Investoren Fantasie zu entfachen. Das in der Vergangenheit im Markt gefeierte Talent des Gesundheitskonzerns, neben einem gesunden organischen Wachstum mit vielversprechenden Akquisitionen zu...

Dringender Check-up

Fresenius ist es zuletzt nicht mehr gelungen, bei Investoren Fantasie zu entfachen. Das in der Vergangenheit im Markt gefeierte Talent des Gesundheitskonzerns, neben einem gesunden organischen Wachstum mit vielversprechenden Akquisitionen zu punkten, ist lange nicht zur Schau gestellt worden. Nach dem Flop der misslungenen Übernahme des US-Pharmaanbieters Akorn vor einigen Jahren hat sich Fresenius nicht mehr an eine größere Akquisition gewagt. Natürlich ist der Druck groß, nach einem solchen M&A-Desaster den perfekten Deal präsentieren zu müssen, um das Image des professionellen Erwerbers wieder aufzupolieren. Aber irgendwann sollte man seine M&A-Kompetenz wieder unter Beweis stellen – oder eine andere wertsteigernde Strategie zum Leben erwecken. Das haben zahlreiche große Konzerne trotz Corona auch bewältigt.

Der Glanz früherer Zeiten ist verblasst. Es spricht Bände, wenn Fresenius-CEO Stephan Sturm es als „Meilensteine“ des vergangenen Jahres verkaufen muss, dass die Integration der Heimdialyse-Aktivitäten vorangeht, der Konzern 160 Mill. Euro Umsatz über den Kauf von Reproduktionskliniken hereingeholt hat, er diesen Deal als „zukunftsweisende Akquisition“ anpreist und der Konzernchef zudem die Zulassung zweier Pharmaprodukte aus dem Segment der Biosimilars auf die Liste der Highlights setzt. Und neuerdings wird den Aktionären noch die Dividende als Errungenschaft präsentiert – was die Anleger angesichts der unbefriedigenden Aktienkursentwicklung allenfalls als Trostpflaster verstehen werden.

Dass sich Fresenius nun dem Selbsttest unterzieht, weckt Hoffnung. Wohin die Reise gehen könnte, lässt sich gleichwohl noch nicht absehen. Mit dem Hinweis auf „laufende strategische Evaluierung“, „wertschöpfenden Kapitaleinsatz“, „bilanzielle Flexibilität“ und die „weiteren Wachstumsfelder Re­pro­duktionsmedizin, digitale Angebote, Heimdialyse“ belässt es das Unternehmen bei unbestimmten Ankündigungen. Ein strategisches Drehbuch wird den Investoren damit leider nicht vorgelegt.

Die Zeit für den Check-up drängt. Die Überprüfung der Konzernstruktur gehört zu den Standardaufgaben eines Mana­gements im Tagesgeschäft – da braucht es keinen Impuls aus Modeerscheinungen im Kapitalmarkt. Bei aller Diskussion über Konglomerate hat Fresenius durchaus gute Gründe, an einem diversifizierten Portfolio festzuhalten. Das tun andere Spieler im Gesundheitsmarkt auch, jedoch mit mehr Erfolg.

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