Energie

Eon-Chef tritt mit soliden Zahlen ab

Negative Pandemieeffekte haben Eon kaum getroffen. Der Verteilnetzbetreiber präsentiert Ergebnisse leicht über den Markterwartungen und hat seine Baustellen nach eigener Einschätzung im Griff. Der künftige Konzernchef Leonhard Birnbaum verspricht erhebliches Wachstumspotenzial.

Eon-Chef tritt mit soliden Zahlen ab

ak Köln

Eon-Chef Johannes Teyssen verabschiedet sich mit einer aufgeräumten Bilanz in den Ruhestand. Der Energiekonzern präsentierte am Mittwoch ein Zahlenwerk, das etwas besser ausfiel als von vielen Analysten erwartet. Die Pandemie hat im Ergebnis keine bleibenden Spuren hinterlassen. Ein Großteil der 280 Mill. Euro Belastungen, die etwas geringer ausfielen als noch im Sommer erwartet, kann bereits in den nächsten zwei Jahren wieder aufgeholt werden, wie Teyssen betonte. Denn die Absatzrückgänge in den Netzgeschäften würden vollständig durch die Regulierung ausgeglichen.

Turnaround in England

Eons bereinigtes Ebit lag im abgelaufenen Jahr mit 3,8 Mrd. Euro am oberen Ende der im August etwas reduzierten Prognose. Das um nicht-operative Effekte bereinigte Konzernergebnis landete mit 1,6 Mrd. Euro mitten im Zielkorridor. Eon erhöht die Dividende um 1 Cent und bestätigte das Ziel, die Ausschüttung jährlich um bis zu 5% anheben zu wollen. Das Vorhaben gilt jetzt bis 2023.

Vom bisherigen Sorgenkind Großbritannien hatte Teyssen einen Aufwärtstrend zu berichten. Der Turnaround sei gelungen. Teyssen versicherte, dass Eon in dem hart umkämpften Markt schon 2021 und damit ein Jahr früher als geplant zur Profitabilität zurückkehren und einen Ertrag von mindestens 100 Mill. Pfund liefern werde. Laut Geschäftsbericht hat sich der operative Fehlbetrag in der Sparte Kundenlösungen in Großbritannien auf 129 Mill. Euro (bereinigtes Ebit) im vergangenen Jahr noch einmal ausgeweitet. Ursache sei eine pandemiebedingt geringere Nachfrage gewesen. Eon versorgt auf der Insel rund 10,3 Millionen Kunden mit Strom und Gas.

Auch beim Abbau der hohen Verschuldung kommt der Energiekonzern zügiger voran als geplant. Die Schuldenlast hat im vergangenen Jahr mit gut 40 Mrd. Euro einen Höchststand erreicht und soll jetzt deutlich zurückgehen. Unter anderem sind die Pensionsrückstellungen durch den gesunkenen Rechnungszins um fast 900 Mill. Euro auf 8,1 Mrd. Euro gestiegen. Der Verschuldungsgrad (Ebitda im Verhältnis zu den wirtschaftlichen Nettoschulden) lag im vergangenen Jahr bei 5,9. Der Zielkorridor liegt auf 4,8 bis 5,2. Laut Teyssen wird er „sicher im nächsten Jahr“, aber „mit sehr guten Chancen“ auch schon 2021 erreicht.

Prognosen bis 2023

Die Integration von Innogy verläuft nach Angaben des scheidenden Konzernchefs, der nach seinem Abschied erst einmal seine „Festplatte neu formatieren“ möchte, sich aber bereits in den Board von BP hat berufen lassen, nach Plan. Bis Ende 2020 seien bereits Einsparungen von 130 Mill. Euro realisiert worden. Eon bestätigte das Ziel, bis zum Jahr 2024 rund 780 Mill. Euro an Synergieeffekten zu erreichen.

Der Dax-Konzern will in den kommenden Jahren den Gewinn stetig steigern. Der Vorstand verlängerte den Prognosezeitraum um ein Jahr bis 2023 und kündigte an, bis dahin jährlich um 2 bis 3% auf der Ebene des Ebitda und im Ebit sogar um durchschnittlich 8 bis 10% wachsen zu wollen. Die durch die Abschaltung der verbliebenen Kernkraftwerke wegfallenden Ergebnisbeiträge könnten damit mehr als ausgeglichen werden. „Oder mit anderen Worten: Unser Kerngeschäft wächst kräftig mit einem Tempo von 11 bis 13% pro Jahr auf Ebit-Stufe“, führt Finanzvorstand Marc Spieker aus. Für das laufende Jahr prognostiziert Eon ein bereinigtes Ebitda zwischen 7,2 und 7,4 Mrd. Euro und ein bereinigtes Ebit von 3,8 bis 4,0 Mrd. Euro. Für 2022 liegen die beiden Korridore um 400 Mill. Euro bzw. 800 Mill. Euro höher. Alle weiteren Pandemieeffekte, soweit sie heute abzuschätzen seien, seien in den Zahlen enthalten, sagte Spieker. Der bereinigte Nettogewinn 2021 soll bei 1,7 bis 1,9 Mrd. Euro landen.

Der künftige Vorstandschef Leonhard Birnbaum, der in der kommenden Woche am 1. April seinen neuen Posten übernimmt, skizzierte bei der Bilanzvorlage am Mittwoch die strategischen Eckpfeiler für die kommenden Jahre. Birnbaum sieht enorme Wachstumschancen, die sich aus den Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung speisen. Jedes zu­sätzliche Windrad und jede Ladesäule für Elektromobilität müsse ans Verteilnetz angeschlossen werden. Für Eon als größter Verteilnetzbetreiber Europas biete das ein riesiges Potenzial.

Digitale Partnerschaften

Um die kleinteiligere Stromerzeugung und die immer größere Bandbreite von Nutzern – zusätzlich kommen viel mehr E-Autos, Wärmepumpen, Batteriespeicher und steuerbare Nachfrageanlagen hinzu – steuern zu können, braucht es voll digitale Systeme. „Die Energiewirtschaft muss deshalb viel stärker auf Digitalisierung und Partnerschaften in diesem Bereich setzen“, sagte Birnbaum. Er kündigte den Ausbau von Partnerschaften – vom Start-up über kommunale Stadtwerke bis hin zu großen Digitalkonzernen – an.

In die Vergütung zieht Eon stärker überprüfbare Nachhaltigkeitsziele ein. Konkrete Ziele für Treibhausgasreduzierung, Mitarbeitersicherheit und Vielfalt würden künftig in das langfristige Anreizsystem für alle Managementebenen eingebettet, teilte der Konzern mit.

Eon will bis 2040 bei den Scope-1- und Scope-2-Emissionen klimaneutral werden, bei den nicht direkt beeinflussbaren Scope-3-Emissionen soll das bis 2050 gelingen. 2020 wurden die Emissionen in allen drei Kategorien um 10% gesenkt.

Wertberichtigt Seite 8

Eon
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz6094441284
Bereinigtes Ebitda69055564
Bereinigtes Ebit37763220
  Netze32532501
  Kundenlösungen454350
Finanzergebnis–702–587
Steuern87143
Konzernüberschuss12701792
Bereinigter Konzernüberschuss 1638 1526
Ergebnis je Aktie (Euro)0,390,68
Investitionen41715492
Operativer Cash-flow53132965
Wirtschaftliche Nettoschulden 40736 38895
Roce* (%)6,28,3
*) Rendite auf das eingesetzte KapitalBörsen-Zeitung
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