Ölindustrie

Ergebnis von Wintershall Dea höher als erwartet

Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea ist für das laufende Jahr verhalten zuversichtlich, nachdem 2020 aufgrund schwacher Preise einen Nettoverlust von 839 Mill. Euro brachte. Das Unternehmen steht wegen der Beteiligung an Nord Stream 2 im Fokus.

Ergebnis von Wintershall Dea höher als erwartet

md Frankfurt

Im Jahresdurchschnitt deutlich niedrigere Preise für Öl und Gas haben Wintershall Dea 2020 einen Verlust beschert. Die Notierung für ein Fass (159 Liter) der Sorte Brent habe im Schnitt 43 Dollar betragen nach 64 Dollar im Vorjahr. Der Konzern habe 35% weniger pro Barrel erlöst als 2019, teilte Wintershall Dea mit, deren Grundkapital insgesamt zu 72,7% von BASF gehalten wird. Bei Gas sei der Rückgang mit 38% sogar noch stärker gewesen.

Wintershall Dea ist im Mai 2019 durch den Zusammenschluss der Wintershall Holding GmbH, die BASF gehörte, und der DEA Deutsche Erdöl AG, die Eigentum der russischen Beteiligungsgesellschaft Letter One war, entstanden. Dadurch stehen den Jahreszahlen 2020 in der Bilanz nur die Ergebnisse von Mai bis Dezember 2019 gegenüber.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Explorationskosten (Ebitdax) sank den Angaben zufolge im Vergleich zum Rumpf­geschäftsjahr 2019 um 41% auf 1,64 Mrd. Euro. Im vierten Quartal fiel der Betriebsgewinn gegenüber dem Schlussviertel 2019 um 23 % auf 500 Mill. Euro, im Vergleich zum dritten Quartal stieg das Ebitdax jedoch um ein Viertel an.

Unter dem Strich stand ein Verlust von 839 Mill. Euro nach einem Überschuss von 285 Mill. Euro im Rumpfgeschäftsjahr 2019. Bereinigt um Sondereffekte wies das Unternehmen einen Überschuss von 195 Mill. Euro aus; das ist ein Rückgang um 62%. Im vierten Quartal lag der bereinigte Gewinn bei 128 (i.V. 71) Mill. Euro; gegenüber dem Vorquartal ist das ein Plus von 88 %.

Das Geschäft in Nordeuropa trug 2020 sowohl zum Ebitdax (1,04 Mrd.) als auch zum bereinigten Nettoergebnis (161 Mill.) den größten Teil bei. Ohne den Beitrag dieser Region zum freien Cash-flow von 401 Mill. wäre dieser Wert im Konzern (159 Mill.) negativ ausgefallen.

Zum hohen Produktions-, aber relativ kleinen Ergebnisbeitrag Russlands sagte Finanzchef Paul Smith, die Region liefere sehr langfristig verlässliche Erträge. Im Schnitt lägen die Produktionskosten der verschiedenen Joint Ventures in Russland deutlich unter dem Konzernmittel.

Produktionsziel erreicht

Vorstandschef Mario Mehren sprach von einem „extrem herausfordernden Jahr“. Wintershall Dea habe aber mit einer Jahresproduktion von durchschnittlich 623000 Barrel Öläquivalente pro Tag (boe) ihr Ziel erreicht. Davon rühren laut dem Geschäftsbericht 446000 boe (72%) aus dem Gasgeschäft her und 177000 boe aus dem Ölgeschäft. Das vierte Quartal habe der Konzern mit einer Rekordproduktion von 654000 (637000) boe pro Tag abgeschlossen. Für 2021 rechnet das Unternehmen mit einer durchschnittlichen Tagesproduktion von 620000 bis 640000 boe. Im Pressegespräch machte Mehren deutlich, dass der Fokus zwar auf Gas liege, das Ölgeschäft aber weiter betrieben werde.

Smith stellte klar, dass 2020 Cash und die Stärkung der Bilanz Vorrang vor Wachstum gehabt habe. Die Nettoverschuldung ging zum Bilanzstichtag leicht auf 5,52 (5,76) Mrd. Euro zurück. Das Verhältnis zum Ebitdax lag Ende 2020 bei 3,4. Durch die Emission einer nachrangigen Anleihe über 1,5 Mrd. Euro Mitte Januar sei dieser Wert inzwischen auf 2,4 gesunken, sagte der CFO und fügte hinzu, dass das Ziel 2,0 oder weniger sei.

Im laufenden Jahr erwartet der Konzern Brent-Notierungen zwischen 45 und 55 Dollar je Barrel bei einem Euro-Dollar-Wechselkurs von 1,10 bis 1,20. Für das Ebitdax und den Freien Cash-flow wird von einem deutlichen Anstieg (mehr als 10%) ausgegangen – basierend auf den zugrundeliegenden Preisannahmen.

Wintershall plane Investitionen von 1,0 bis 1,1 Mrd. Euro. Schon 2020 war der Capex-Wert auf 1,24 Mrd. Euro zurückgegangen. Für die Exploration wird eine Budgetspanne von 200 bis 250 Mill. Euro genannt.

Jüngst hatte sich Wintershall Dea Klimaziele gesetzt. So will das Unternehmen u.a. bis 2030 die Produktion CO2-neutral gestalten und bis 2030 die routinemäßige Abfackelung des Gases einstellen, das bei der Erdölgewinnung entweicht. Dazu will Wintershall Dea rund 400 Mill. Euro in den nächsten zehn Jahren investieren, etwa in höhere Energieeffizienz und neue Technologien.

Investoren warten seit dem Vorjahr auf den Börsengang von Wintershall Dea. Ursprünglich sollte der Konzern im zweiten Halbjahr 2020 an die Börse kommen. Nun soll das IPO dieses Jahr stattfinden. CEO Mehren wies darauf hin, dass die beiden Großaktionäre schon früher erklärt hätten, dass ein Börsengang von den Marktbedingungen abhänge. Weitere Aussagen zu dem Thema machte er nicht.

Im Fokus steht der Konzern auch wegen der finanziellen Beteiligung an der vor allem von den USA stark kritisierten Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. Über diese soll Gas direkt von Russland nach Deutschland transportiert werden. Mehren geht davon aus, dass die Pipeline fertig gebaut wird.