Börsengänge

Erster deutscher Spac kurz vor dem Start

Der Investmenttrend der Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) greift von der Wall Street erstmals auch auf Frankfurt über. In der kommenden Woche will der Schweizer Wagniskapitalgeber Lakestar damit beginnen, Investorengelder für den ersten deutschen Spac einzuwerben. Um dem Investment einen seriösen Charakter zu geben, wird der Spac nach den in den USA bewährten und auch in Amsterdam üblichen und hochkomplexen Konditionen konstruiert.

Erster deutscher Spac kurz vor dem Start

cru Frankfurt

Der Startschuss für den Börsengang des ersten deutschen Spac (Special Purpose Acquisition­ Company) steht kurz bevor. In der kommenden Woche will der Schweizer Wagniskapitalgeber Lakestar, geführt vom erfolgreichen Venture-Capital-Investor und ehemaligen Apax-Manager Klaus Hommels, damit beginnen, Investorengelder einzuwerben. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Damit greift der Investmenttrend von der Wall Street, der an der Börse in Amsterdam schon angekommen ist, nun auch auf Frankfurt über.

Federführend mit dem IPO des Spac von Lakestar beauftragt sind die Investmentbanker von Deutscher Bank und Morgan Stanley. Das Volumen des Übernahmevehikels, das als Börsenmantel für die spätere Akquisition einer jungen Technologiefirma dient, soll in der Größenordnung von 200 Mill. bis 400 Mill. Euro liegen. Die Rechtsform-Hülle für das Vehikel steht unter dem Namen Lakestar SPAC SE schon bereit und ist in Luxemburg eingetragen.

Nach US-Standards

Um dem Investment einen seriösen Charakter zu geben, wird der Spac von Lakestar nach den in den USA bewährten und auch in Amsterdam üblichen Konditionen konstruiert: Die Aktionäre werden vor einer später beabsichtigten Akquisition zur Abstimmung gebeten und können sie ablehnen sowie ihre Anteile zum Kaufpreis zurückgeben. Damit soll Vertrauen in die Investmentvehikel geweckt werden, die wegen früherer Misserfolge in der Kritik stehen – und auch weil die Gründer („Sponsoren“) der Spacs stets 20% der Aktien kostenlos zugeteilt bekommen, als Lohn für ihren Aufwand bei der Gründung und als Anreiz, ein lohnendes Übernahmeziel zu finden.

Das Investment in einen Spac ist hochkomplex: Die Investoren erwerben zum Standardpreis von 10 Euro je eine „Einheit“. Neben einer Aktie – und damit einer Beteiligung an dem zunächst leeren Börsenmantel – umfasst das Wertpapier-Paket auch das Recht, einen bestimmten Bruchteil einer Aktie zu einem späteren Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis zu erwerben, der über dem Ausgabepreis der Aktie von 10 Euro liegt. Diese Aktien werden dann später neu geschaffen. Nach dem Börsenstart werden neben den Aktien auch die Optionen separat an der Börse gehandelt. Die Optionen haben erst dann einen Wert, wenn der vereinbarte Kurs – zum Beispiel von 11,50 Euro – überschritten wird.

Klaus Hommels als Gründer

Klaus Hommels ist einer der bekanntesten Start-up-Investoren Europas. Er hat sein Geld früh in Firmen wie Skype, Facebook und Spotify gesteckt. Vor einem Jahr legte er mit Lakestar einen 680 Mill. Euro schweren Fonds für Unternehmen in der Früh- und Wachstumsphase auf.

In den USA boomen Spacs schon seit zwei Jahren. 2020 sind dort rund 250 neue Spacs an die Börse gekommen und haben rund 80 Mrd. Dollar für Übernahmen eingesammelt. Im laufenden Jahr haben weitere neue US-Spacs schon mehr als 32 Mrd. Dollar eingesammelt. In der Vergangenheit hat rund die Hälfte der Spacs den Investoren Gewinne eingebracht – und die andere Hälfte machte Verluste oder verlor den Einsatz ganz.