Anleihekäufe

EZB debattiert über Renditeanstieg

Die langfristigen Euro-Renditen haben deutlich angezogen. Das sorgt die EZB, die die Finanzierungsbedingungen günstig halten will. Nun werden Rufe nach einem Einschreiten lauter – auch aus der EZB.

EZB debattiert über Renditeanstieg

ms Frankfurt

Unmittelbar vor der nächsten EZB-Zinssitzung nimmt die Debatte über verstärkte Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) als Reaktion auf den jüngsten Anstieg der Euro-Staatsanleiherenditen Fahrt auf. Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau liebäugelte am Montag mit einem Eingreifen. Als erste Option gilt den Euro-Hütern dabei mehr Tempo beim Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP. Ob die EZB bereits zur Tat schreitet, blieb am Montag nach neuen Daten zu den PEPP-Käufen unklar. Neue Inflationsdaten aus Deutschland und Italien schürten indes Erwartungen einer künftig höheren Inflation – was den Renditeanstieg weiter verstärken könnte.

Die langfristigen Euro-Renditen sind in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen. Gründe sind verbesserte Wachstumsaussichten und die anziehende Inflation. Dieser Anstieg steht aber dem Ziel der EZB entgegen, in der Coronakrise die Finanzierungskonditionen für die Euro-Wirtschaft günstig zu halten. Führende EZB-Vertreter hatten in den vergangenen Tagen wiederholt vor der Entwicklung gewarnt. Trotz dieser verbalen Interventionen setzte sich der Trend aber im Grunde fort. Beobachter sehen die EZB deshalb unter Druck. Der EZB-Rat tagt nächste Woche Donnerstag erneut.

Frankreichs Notenbankchef Villeroy de Galhau sagte nun am Montag mit Blick auf den Renditeanstieg, der zu höheren Kreditkosten führen könnte: „Insofern diese Straffung unerwünscht ist, können und müssen wir darauf reagieren.“ Erster Ansatzpunkt sei, die bei PEPP angelegte Flexibilität zu nutzen, so Villeroy de Galhau auf einer Veranstaltung der Banque de France. Bereits am Freitag hatte Griechenlands Notenbankchef Giannis Stournaras mehr Tempo bei PEPP gefordert.

Das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) ist zurzeit die wichtigste Waffe der EZB im Kampf gegen die Pandemiefolgen. Es ist mittlerweile auf 1,85 Bill. Euro angelegt. Rund 1 Bill. Euro des Kaufrahmens sind bislang ungenutzt. Der EZB-Rat hat sich bei PEPP größtmögliche Flexibilität bewahrt – auch was das Tempo der Anleihekäufe betrifft.

Mit besonderer Spannung waren deshalb am Montag die neuen Daten zu den wöchentlichen Kaufvolumina erwartet worden. Analysten warteten auf Signale, dass die EZB bereits stärker kauft, um den Renditeanstieg zu bremsen. Wie die Notenbank dann mitteilte, erhöhte das Eurosystem aus EZB und den 19 nationalen Notenbanken in der Handelswoche bis vergangenen Mittwoch seine Anleihebestände um knapp 13,7 Mrd. Euro. Das Plus war damit deutlich geringer als in der Woche zuvor mit 23,3 Mrd. Euro. Auf PEPP entfielen 12,0 Mrd. Euro, nach zuvor 17,2 Mrd. Euro. Ein EZB-Sprecher begründete den geringeren Anstieg damit, dass es eine ungewöhnlich hohe Zahl fälliger Papiere gegeben habe. Tatsächlich könnte das Eurosystem also durchaus stärker zugeschlagen haben als zuvor.

Neue Nahrung erhielt die Debatte am Montag auch durch neue Inflationsdaten. In Deutschland verharrte die Teuerungsrate im Februar gemessen am EU-Maßstab (HVPI) bei 1,6% gegenüber Vorjahr. Im Januar hatte sie einen unerwartet starken Sprung von zuvor –0,7% auf +1,6% gemacht. In nationaler Betrachtung (VPI) legte die Teuerungsrate nun im Februar sogar überraschend deutlich zu – von zuvor 1,0% auf 1,3%. Das ist der höchste Stand seit März 2020. Volkswirte hatte nur ein Anziehen auf 1,2% prognostiziert. Grund für den Anstieg waren vor allen teuerere Nahrungsmittel und Kraftstoffe.

In Italien legte der HVPI im Februar um 1,0% zu. Experten hatten mit einem gegenüber Januar unveränderten Wert von 0,7% gerechnet. Heute gibt es eine erste Schätzung für den Euroraum. Im Februar hatte die Euro-Rate bei 0,9% gelegen.