PSPP

EZB schlägt bei italienischen Staatstiteln zu

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Januar im Zuge ihres Staatsanleihekaufprogramms PSPP weit überdurchschnittlich italienische Staatstitel erworben. Der Anteil öffentlicher Anleihen aus Italien am gesamten Kaufvolumen lag laut gestern...

EZB schlägt bei italienischen Staatstiteln zu

ms Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Januar im Zuge ihres Staatsanleihekaufprogramms PSPP weit überdurchschnittlich italienische Staatstitel erworben. Der Anteil öffentlicher Anleihen aus Italien am gesamten Kaufvolumen lag laut gestern veröffentlichten Daten der EZB bei 28,4%. Der Anteil Italiens am Kapitalschlüssel beträgt dagegen 17,0%. Bei den volumenmäßig deutlich umfangreicheren Käufen im Zuge des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP nahm dagegen die Bevorzugung Italiens weiter ab. Der Anteil lag im Dezember und Januar bei 17,3%.

Die neuen Daten dürften die Debatte darüber mindestens am Köcheln halten, inwieweit die EZB gezielt einzelne Krisenländer unterstützt und verbotene monetäre Staatsfinanzierung betreibt. Vor allem in Deutschland ist diese Kritik weit verbreitet. Der Blick hatte sich zuletzt primär auf das PEPP gerichtet, das explizit auf Renditeunterschiede abzielt und zu diesem Zweck zumindest vorübergehend Abweichungen vom EZB-Kapitalschlüssel erlaubt. Das ZEW hatte dagegen unlängst bereits stärker das PSPP ins Visier genommen, bei dem die Vorgabe des Kapitalschlüssels noch bindender ist.

Italien erlebt derzeit erneut eine Regierungskrise, die womöglich weitreichende wirtschaftliche Folgen hat – auch mit Blick auf EU-Hilfsgelder. Trotzdem hatten Renditen italienischer Staatsanleihen im Verhältnis zu deutschen im Januar nicht markant zugelegt. Marktteilnehmer spekulierten, dass das mit den EZB-Käufen zu tun haben könnte. Die EZB-Oberen hatten solche Spekulationen zuletzt gedämpft. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel erklärte erst am Wochenende, dass die Abweichungen vom Kapitalschlüssel bei PEPP zurückgingen.

Tatsächlich trifft das für PEPP auch zu. Im Dezember und Januar lag der Anteil Italiens bei den PEPP-Käufen mit 17,3% nur noch geringfügig oberhalb des Anteils des Landes am Kapitalschlüssel. In den ersten Monaten des im März gestarteten Kaufprogramms hatte der Anteil dagegen deutlich darüber gelegen. Italien war in der ersten Pandemiewelle das mit am stärksten betroffene Land im Euroraum. Insgesamt erwarb das Eurosystem im Dezember und Januar bei PEPP öffentliche Anleihen im Wert von 116,3 Mrd. Euro.

Im Zuge des PSPP gab es dagegen im Januar bei Italien eine deutliche Abweichung. Von den insgesamt 13,7 Mrd. Euro flossen 3,8 Mrd. Euro nach Italien. Das entspricht einem Anteil von 28,4%. Auch im Fall Frankreichs gibt es eine deutliche Überschreitung mit einem PSPP-Anteil von 34,4% gegenüber einem Kapitalanteil von 20,4%. Bei deutschen Titel stand dagegen sogar ein Minus im Bestand zu Buche.

Was den gesamten PSPP-Bestand von 2463,1 Mrd. Euro Ende Dezember betrifft, liegt der Anteil Italiens bei 18,7%. Die EZB verweist nicht zuletzt auf solche Werte, um die Argumente ihrer Kritiker zu kontern.