Geldpolitik

EZB untermauert Rendite-Warnung

EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel und EZB-Chefvolkswirt Philip Lane beobachten die steigende Teuerungsrate in Euroraum mit Sorgen. Lane sprach sich zugleich jedoch gegen eine Zinskurvenkontrolle aus.

EZB untermauert Rendite-Warnung

ms Frankfurt

Führende EZB-Vertreter haben die Warnung der Europäischen Zentralbank (EZB) bezüglich der deutlich anziehenden Euro-Anleiherenditen noch einmal eindringlich untermauert. Sowohl EZB-Chefvolkswirt Philip Lane als auch EZB-Di­rektoriumsmitglied Isabel Schnabel zeigten sich am Freitag besorgt wegen der möglichen Folgen für die Euro-Wirtschaft. Schnabel stellte dabei erneut mehr geldpolitische Un­ter­stützung in Aussicht. Lane äußerte sich ähnlich, sprach sich aber gegen explizite Renditeziele im Sinne einer Zinskurvenkontrolle aus.

In den vergangenen Wochen haben die langfristigen Euro-Renditen deutlich angezogen, wegen verbesserter Wachstumsaussichten, aber auch wegen der anziehenden Inflation. Dieser Anstieg steht aber dem Ziel der EZB entgegen, die Finanzierungskonditionen für die Euro-Wirtschaft günstig zu halten. EZB-Chefin Christine Lagarde hatte zu Wochenbeginn gesagt, dass die EZB die Entwicklung „genau beobachtet“. Das war verbreitet als verbale Intervention interpretiert worden. Beobachter sehen die EZB zunehmend unter Druck, beim Corona-Not­fallanleihekaufpro­gramm PEPP nachzulegen oder zumindest im aktuellen Rahmen mehr zu kaufen.

„Ein Anstieg der realen langfristigen Zinssätze in den frühen Stadien des Aufschwungs, selbst wenn er die verbesserten Wachstumsaussichten widerspiegelt, könnte angesichts des immer noch fragilen Zustands der Wirtschaft wichtige politische Unterstützung zu früh und zu abrupt entziehen“, sagte Schnabel am Freitag bei einer Onlinekonferenz: „Die Politik wird dann das Niveau ihrer Unterstützung erhöhen müssen.“ Bereits am Donnerstag hatte sie notfalls weitere EZB-Hilfen in Aussicht gestellt.

Auch Lane machte in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der spanischen Zeitung „Expansión“ klar, dass ein übermäßiger Renditeanstieg bei den Staatsanleihen mitten in der Pandemie geldpolitisch nicht erwünscht sei. Bereits am Donnerstag hatte er gesagt, dass PEPP flexibel genutzt werden könne. Am Montag veröffentlicht die EZB die jüngste Wochenbilanz zu PEPP. Dann könnte sich zeigen, ob die EZB wegen des Renditeanstiegs mehr Staatsanleihen gekauft hat. EZB-Ratsmitglied Giannis Stournaras forderte am Freitag im Reuters-Interview mehr Tempo bei den PEPP-Käufen.

Lane sprach sich indes dagegen aus, konkrete Renditeziele für Staatsanleihen vorzugeben – wie es die Bank of Japan bereits seit einiger Zeit macht. Es sei „kristallklar, dass wir keine Zinskurvenkontrolle betreiben, in dem Sinn, dass wir eine bestimmte Rendite konstant halten wollen“.

Mit Spannung werden nun die Inflationsdaten für Februar aus Deutschland am Montag und aus dem Euroraum am Dienstag erwartet. Zu Jahresbeginn hatte die Teuerungsrate im Euroraum einen unerwartet kräftigen Sprung von zuvor −0,3% auf +0,9% gemacht. Das hatte Inflationssorgen geschürt und zum Renditeanstieg beigetragen. Wie am Freitag bekannt wurde, lag die Inflation in Frankreich im Februar mit 0,7% etwas höher als erwartet, während sie in Spanien mit −0,1% unter den Erwartungen lag.