Bankenaufsicht

EZB klopft Auslandsbanken auf die Finger

Die Europäische Zentralbank will die großen Auslandsbanken zu mehr Konsequenz bei der brexitbedingten Verlagerung von Aktivitäten zwingen. Bislang bleiben die Häuser weit hinter den Anforderungen der Aufsicht zurück.

EZB klopft Auslandsbanken auf die Finger

bn Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) hadert mit den brexitbedingten Verlagerungen der Aktivitäten von Großbanken und will die Institute zu mehr Konsequenz zwingen. Wie eine Untersuchung von 264 Handelstischen in sieben Finanzinstituten durch die europäischen Bankenaufseher zutage gefördert hat, bleiben die Banken bislang weit hinter den Anforderungen der EZB zurück; keine einzige Bankengruppe entspricht den Erwartungen in vollem Umfang.

Vier Jahre nachdem die Aufseher entsprechende Vorgaben formuliert haben, bedienen sich sieben von zehn Handelstischen nach wie vor eines sogenannten Back-to-Back-Buchungsmodells – dabei gehen Häuser, denen in Euroland die für eine Verarbeitung von Transaktionen erforderliche Infrastruktur fehlt, dasselbe Geschäft spiegelbildlich außerhalb des Währungsraumes ein, um es dort abzuwickeln. Weitere 20 % der Tische sind als sogenannte Split Desks organisiert – Banken richten diese im Währungsraum als Duplikat eines außerhalb Eurolands ansässigen Haupt-Handelstischs ein.

Die Zahlen verdeutlichen, dass die Verlagerung von Bankengeschäft nach Euroland infolge des Brexit ein noch weitaus zäherer Prozess ist, als von vornherein erwartet worden ist. Nach dem britischen Votum für den Austritt aus der EU hatten Aufseher von EZB und BaFin frühzeitig herausgestellt, leere Hüllen würden nicht toleriert. Sie seien eine „echte ­Sorge“, schreibt nun Andrea Enria, Chef der europäischen Bankenaufsicht, in einem am Donnerstag publizierten Blog-Eintrag.

Konstrukte wie Back-to-Back-Strukturen seien erhöhten operationellen sowie Gegenpartei-Risiken ausgesetzt, erklärt er. Im Falle eines Ausfalls der Muttergesellschaft könnte etwa die lokale Einheit mit ungesicherten Positionen zurückbleiben, ohne das erforderliche Personal und die Infra­struktur, um diese abzuwickeln.

Mit Blick auf ein Fünftel der 264 untersuchten Tische, die sie als besonders relevant einstufen, wollen die Aufseher nun bis Jahresende aufsichtliche Maßnahmen verhängen, um damit die jeweils erforderliche Governance sowie die entsprechenden Risikomanagement-Strukturen in Euroland sicherzustellen.

Bericht Seite 5

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