Geldpolitik

Fed kämpft mit anziehenden Inflationserwartungen

Getrieben von steigenden Ölpreisen und der Aussicht auf ein neues Konjunkturpaket sind in den USA die Inflationserwartungen auf den höchsten Stand seit 2013 gestiegen. Einigen Analysten bereitet Sorgen, dass US-Notenbankchef Jerome Powell und...

Fed kämpft mit anziehenden Inflationserwartungen

det Washington

Getrieben von steigenden Ölpreisen und der Aussicht auf ein neues Konjunkturpaket sind in den USA die Inflationserwartungen auf den höchsten Stand seit 2013 gestiegen. Einigen Analysten bereitet Sorgen, dass US-Notenbankchef Jerome Powell und US-Finanzministerin Janet Yellen, also die zwei mächtigsten wirtschaftspolitischen Ak­teure in Washington, die Inflationsrisiken viel geringer einschätzen als die Märkte.

Powell betonte diese Woche vor dem Kongress, dass nicht nur der Arbeitsmarkt weiter Sorgen bereite, sondern „wir auch von unseren Inflationszielen noch weit entfernt sind“. Die am PCE-Preisindex gemessene Teuerungsrate wird nach den jüngsten Schätzungen der Fed dieses Jahr auf 1,8% steigen und die Zielgröße von 2% erst 2023 erreichen.

Da die Fed nach ihrem historischen Strategieschwenk im vergangenen Jahr in Richtung eines flexiblen Inflationsziels sogar bereit ist, eine temporäre Überschreitung des Inflationsziels zu dulden, wird eine Verringerung der Anleihekäufe erst 2022 erwartet, und eine Leitzinserhöhung vor 2023 wäre nach jetzigem Stand eine Überraschung. Zuvor hatte auch Yellen, bis 2018 selbst Fed-Chefin, die Debatte um eine Reflation angeheizt. Sie forderte weitere massive Konjunkturhilfen, um bis 2022 wieder Vollbeschäftigung zu erreichen. Der schwache Arbeitsmarktbericht vom Januar und die geringe Zahl von Neueinstellungen dürften die Wahrscheinlichkeit erhöht haben, dass Neupräsident Joe Biden sein 1,9 Bill. teures Konjunkturpaket durch den Kongress bekommt. Das wiederum würde die Gefahr einer Überhitzung der US-Wirtschaft erhöhen und könnte die Preise weiter treiben.

Hinzu kommt die weiter steigende Staatsverschuldung, die zu Verdrängungseffekten und noch höheren Zinsen führen könnte. Was die wirtschaftlichen Folgen anbetrifft, wird darauf hingewiesen, dass anziehende Inflationserwartungen und gestiegene Anleiherenditen auf den Aktienmärkten lasten und Kurseinbrüche zu einem Vertrauensverlust bei Verbrauchern ebenso wie Unternehmen führen könnten.

Obwohl er noch keine Inflationsgefahr sieht, hat Powell wiederholt bekräftigt, dass die geldpolitischen Entscheidungen der Fed datenabhängig seien. Sollte die Wirtschaft bis zum Sommer die Folgen der Corona-Pandemie überwunden haben und wieder auf vollen Touren laufen, wäre also nicht ausgeschlossen, dass die Fed vom derzeitigen Kurs abweicht und mit entsprechender Vorankündigung die Zügel früher als bislang avisiert strafft. Derzeit ist davon aber noch keine Rede.