Russischer Energiestopp

Gasumlage federt 34 Mrd. Euro Zusatzkosten ab

Der Preis für die Ersatzbeschaffung für den Ausfall von Gaslieferungen aus Russland ist hoch: 34 Mrd. Euro haben Gasimporteure an Zusatzkosten angemeldet. Die Industrie warnt vor Überforderung.

Gasumlage federt 34 Mrd. Euro Zusatzkosten ab

wf/rec Berlin/Frankfurt

Mit der Einführung einer Umlage für sechs Monate sollen ab 1.Oktober Mehrkosten für die Gasbeschaffung von 34 Mrd. Euro abgefedert werden. Dieser Betrag entspricht laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) 90% der zusätzlichen Kosten, die Unternehmen wegen der Ausfälle von russischen Gaslieferungen für die Ersatzbeschaffung aufwenden müssen. Die zuständige Trading Hub Europe hat für die Umlage 2,419 Cent je Kilowattstunde ermittelt. Dies müssen alle Gaskunden schultern. Der Betrag enthält noch nicht die Mehrwertsteuer von knapp 6,5 Mrd. Euro, die nach den europäischen Statuten hinzukommt. Die Bundesregierung bemüht sich um eine Ausnahme.

Mit Blick auf die Umstellung der Energieversorgung und die Versorgungssicherheit sagte Habeck: „Da­bei müssen wir manchmal bittere Medizin zu uns nehmen.“ Alle Maßnahmen hätten einen Preis und seien teilweise Zumutungen. „Aber sie führen dazu, dass wir weniger erpressbar sind und damit unabhängig von Russland über unsere Energieversorgung entscheiden können.“ Deutschland könne damit außen- und sicherheitspolitisch souverän agieren.

Zwölf Gasimporteure wollen laut Ministerium die Umlage in Anspruch nehmen und haben Ersatzbeschaffungskosten für ausfallendes russisches Erdgas geltend gemacht. Habeck verwies auf „einige im Markt breit aufgestellte Unternehmen“, die davon keinen Gebrauch machen wollten. Er nannte RWE und sagte: „Dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken.“

Die Wirtschaft warnt vor erheblichen Belastungen. Der Industrieverband BDI regt eine Streckung der Umlage an, da die Kosten viele Unternehmen überforderten. Ähnlich äußert sich der Chemieverband VCI und spricht sich für staatliche Zuschüsse aus, um die Umlage gering zu halten. Der Wohnungswirtschaftsverband GdW verweist auf die „schwierige Sandwich-Position“ seiner Unternehmen. Diese müssten die steigenden Kosten der Versorger vorfinanzieren. Ökonomen sehen durch die Gasumlage eine Rezession in Deutschland näher rücken. Außerdem dürfte die Umlage, sofern sie von Oktober an greift, der ohnehin hohen Inflation ab Herbst einen zusätzlichen Schub geben. Zeitweise sind sogar zweistellige Inflationsraten im Bereich des Möglichen.

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