Leifheit

Grandioser Erfolg

Ein Umsatzanstieg um 16% und das operative Ergebnis wohl nahezu verdoppelt – es sind spektakuläre Zuwächse, die Henner Rinsche nach seinem ersten vollen Jahr als Vorstandsvorsitzender von Leifheit vorweisen kann. Der 50-Jährige ist schließlich...

Grandioser Erfolg

Von Martin Dunzendorfer,

Frankfurt

Ein Umsatzanstieg um 16% und das operative Ergebnis wohl nahezu verdoppelt – es sind spektakuläre Zuwächse, die Henner Rinsche nach seinem ersten vollen Jahr als Vorstandsvorsitzender von Leifheit vorweisen kann. Der 50-Jährige ist schließlich nicht Chef eines reinen E-Commerce- oder Start-up-Unternehmens, das stark von der Coronakrise oder niedrigen Basiswerten profitiert. Rinsche hat geschafft, was seinen Vorgängern in den vergangenen Dekaden nicht gelungen war: dem Anbieter von Haushaltsartikeln wie Wäschespinnen und -ständer, Bodenwischer, Bügelbretter und Waagen neues Leben einzuhauchen.

TV-Werbung als Impulsgeber

Sein Mittel zum Erfolg: TV-Werbung. Bereits sechs Monate nach seinem Dienstantritt als CEO von Leifheit zum 1.Juni 2019 hatte er in einem Interview mit der Börsen-Zeitung keinen Zweifel daran gelassen, dass er ganz auf Fernsehspots setzen wird, um Erlös und Gewinn des bis dahin etwas verschlafen wirkenden – in einigen Kreisen würde man sagen: langweiligen – Konsumgüterunternehmens anzutreiben (vgl. BZ vom 24.12.2019).

Beobachter bezweifelten anfangs, dass es mit einem so eindimensionalen Konzept wie TV-Werbung gelingen könnte, den Umsatz mit der Traditionsmarke nennenswert in die Höhe zu treiben. Doch Rinsche wischte solche Kritik mit Verweis auf seine Erfolge als Leiter des Deutschland- und später Europa-Geschäfts (2015 bis 2018) von Sodastream beiseite. Bei dem Hersteller von Trinkwassersprudlern hatte er ebenfalls mit Fernsehwerbung Umsatz- und Ergebnissprünge erreicht.

Lockdown hilft und belastet

Leifheit profitiert von den Corona-bedingt ungewöhnlich langen Aufenthaltszeiten der Menschen in Haus und Garten – so wie Möbelhändler und Baumärkte (als sie noch geöffnet hatten) bzw. Anbieter von Laptops oder Smartphones aufgrund der verbreiteten Tätigkeit im Homeoffice. Wenn man schon über viele Monate kaum noch aus den eigenen vier Wänden herauskommt, will man es wenigstens so gemütlich, sauber und praktisch wie möglich haben.

Leifheit kam noch ein anderer Aspekt zugute: Einige Produkte des Markenherstellers konnten mit dem Hinweis auf ihre Anti-Viren-Eigenschaften beworben werden – in diesen Zeiten ein stark verkaufsförderndes Argument. Rinsche kümmerte sich auch viel mehr als seine Vorgänger um eine angemessene Präsentation der Leifheit-Produkte in sozialen Medien wie Facebook, und er nutzte die oft sehr positiven Testurteile von neutralen Prüfern sowie positive Kommentare von Produktnutzern auf Plattformen wie Amazon stärker in der Werbung.

Dennoch ist auch Leifheit seit Mitte Dezember negativ vom Lockdown betroffen, da durch die Schließung der Einzelhandelsgeschäfte – im Gegensatz zum ersten Lockdown im Frühjahr 2020 sind diesmal auch die Baumärkte betroffen – ein bedeutender Absatzkanal verstopft ist. Immerhin: Im Schlussquartal 2020 stiegen die Erlöse noch um mehr als 22%. Auch weil neben den TV-Spots er­folgreich zielgruppengerechte Print-Werbung geschaltet wurde.

Rinsche ist sich indes sicher, dass die hohen Zuwächse im letzten Jahr kein Strohfeuer waren. Auch hier verweist er gerne auf seine Zeit bei Sodastream und erinnert daran, dass er als Geschäftsführer für die Region Deutschland/Österreich Umsatz und Gewinn über mehrere Jahre hinweg letztlich vervielfachte – „mit einer ähnlichen Strategie und Unternehmenskultur wie jetzt bei Leifheit“. Kern der Werbestrategie war auch bei Sodastream TV-Werbung.

Eine Konsumgüter-Karriere

Für Sodastream war Rinsche von 2011 bis 2018 tätig. Im Jahr darauf wurde das israelische Unternehmen von Pepsico für 3,2 Mrd. Dollar übernommen. Für den US-Softdrinkhersteller hatte Rinsche von 1998 bis 2005 gearbeitet. Dazwischen machte der verheiratete Vater von zwei Söhnen beruflich Station bei Danone und Henkel. Sein Start ins Berufsleben erfolgte 1995 bei Procter & Gamble.

Die Karriere führte Rinsche in viele Länder, dennoch hat er von fernen Regionen noch lange nicht genug, denn zu seinen Hobbys zählt der Diplom-Betriebswirt neben Thaiboxen und Schach auch Reisen.

Die finalen Zahlen für 2020 und die Prognose für dieses Geschäftsjahr wird Rinsche, der seit 1.April vorigen Jahres auch CFO von Leifheit ist, am 24. März vorstellen.

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