Flugtaxis

Gründer von Volocopter heben von der Halfpipe ab

Die Geschichte der 2011 gegründeten Volocopter ist in gewisser Weise schon 30 Jahre vorher in einer sogenannten Halfpipe gestartet. Denn 1981 machte sich der damals 15-jährige Alexander Zosel (55) zusammen mit ein paar Freunden daran, eine der...

Gründer von Volocopter heben von der Halfpipe ab

Von Stefan Paravicini, Berlin

Die Geschichte der 2011 gegründeten Volocopter ist in gewisser Weise schon 30 Jahre vorher in einer sogenannten Halfpipe gestartet. Denn 1981 machte sich der damals 15-jährige Alexander Zosel (55) zusammen mit ein paar Freunden daran, eine der ersten „Halbröhren“ für Skateboarder in Deutschland zu basteln. Stephan Wolf (52) versuchte sich damals mit Rollschuhen in Zosels Halfpipe. Wer das schon einmal selbst probiert hat, weiß: So etwas schweißt zusammen.

Gestern meldete die vor zehn Jahren von den beiden Jugendfreunden gestartete Volocopter, die an senkrecht startenden Flugtaxis mit bis zu 18 Rotoren bastelt, den Abschluss einer Finanzierungsrunde mit einem Volumen von 200 Mill. Euro. Der Informationsdienst Pitchbook hat den Unternehmenswert zuletzt schon auf 624 Mill. Dollar veranschlagt. Mit der jüngsten Runde dürfte Volocopter wie zuletzt auch der Flugtaxi-Konkurrent Lilium aus München über eine Bewertung von 1 Mrd. Dollar geklettert sein. Zosel und Wolf hatten nach der Runde vor einem Jahr noch den größten Unternehmensanteil gehalten.

Die Idee zu Volocopter kam den Gründern nicht in der Halfpipe und auch nicht beim Gleitschirmfliegen, dem Zosel trotz Höhenangst nachgeht. Es war ein Spielzeug für den damals sechsjährigen Sohn von Wolf, ein sogenannter Quadrocopter mit vier Rotoren, der das Duo 2010 ins Grübeln brachte. Könnte man so ein Ding nicht auch in größerem Maßstab bauen? Drohnen-Nerds in einem Online-Forum, mit denen Zosel die Idee diskutierte, hatten wenig dafür übrig. Das hielt die Freunde nicht davon ab, Volocopter zu starten.

Für Zosel war es eine bekannte Übung. Mit einem eigenen Cocktail-Party-Service hatte er sich schließlich schon das Bauingenieurstudium finanziert. Später gründete er in Karlsruhe das „Unterhaus“, eine Diskothek, in der er auch selber als DJ auflegte. Auf diese Zeit dürfte ein Patent auf Nebelverteilungsanlagen für Showbühnen zurückgehen. Zosel war außerdem Gründungsmitglied und Sportdirektor des ortsansässigen Basketball-Vereins BG Karlsruhe und hat selbst in der Basketball-Bundesliga gespielt. Er fuhr beim Snowboard-Weltcup mit und wurde auf dem Skateboard Zweiter bei den Deutschen Meisterschaften.

Stephan Wolf ist der Tüftler zu dem Macher. Sein Weg nach der Halfpipe führte in die Softwareentwicklung, unter anderem bei Siemens. Insgesamt blickt er auf mehr als 25 Jahre Erfahrung in dem Bereich zurück. Er entwickelte die Idee zum bemannten Multicopter, die am Beginn von Volocopter stand.

Bereits 2011 war das Unternehmen mit Sitz in Bruchsal das erste, das einen Menschen mit einem elektrisch angetriebenen personentragenden Multikopter in die Lüfte brachte. Das Team schraubte dazu einen silberfarbenen Hüpfball unter ein Gestell mit vier Armen und zwölf Rotoren. „Wir wollten einfach die Ersten sein“, sagte Zosel einmal im Gespräch mit der „Zeit“.

CFO kommt von Kreditech

Der erste Prototyp von Volocopter hob im März 2016 ab. Im August 2017 schloss die Firma ihre erste Venture-Finanzierung mit einem Volumen von 25 Mill. Euro und Daimler als Lead Investor ab. Die operative Führung haben Zosel und Wolf längst an den ehemaligen Unternehmensberater Florian Reuter abgegeben, der 2015 als Mitarbeiter Nummer 5 anheuerte und heute als CEO fungiert. Die Finanzen verantwortet seit drei Jahren der ehemalige CFO des Online-Kreditvermittlers Kreditech, René Griemens.

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