Anleihe

Grüne Bunds punkten im Sekundärmarkt

In der Covid-19-Krise hat das Segment der grünen, sozialen und nachhaltigen Anleihen nochmals einen erheblichen Schub erfahren. Abzulesen ist das an den hohen Überzeichnungen, vielen Debüt-Emissionen und anderen Meilensteinen, die in den...

Grüne Bunds punkten im Sekundärmarkt

Von Kai Johannsen, Frankfurt

In der Covid-19-Krise hat das Segment der grünen, sozialen und nachhaltigen Anleihen nochmals einen erheblichen Schub erfahren. Abzulesen ist das an den hohen Überzeichnungen, vielen Debüt-Emissionen und anderen Meilensteinen, die in den vergangenen Monaten gesetzt wurden. Das macht es Emittenten leicht, da sie aufgrund der guten Nachfrage Platzierungssicherheit vorfinden. Davon konnte auch der Bund profitieren. Bei der zehnjährigen grünen Bundesanleihe, die im September vorigen Jahres per Syndikat begeben wurde, betrug das Verhältnis der Nachfrage zum Emissionsvolumen 5,1:1. Das finale Orderbuch umfasste über 33 Mrd. Euro von knapp 200 Investoren. Bei der fünfjährigen grünen Bundesobligation, die im November im Wege der Auktion nachgelegt wurde, betrug das Verhältnis der Bietung zur Zuteilung 1,3:1. Es lagen Gebote im Volumen von 5,96 Mrd. Euro von 26 Bieterbanken vor.

Starke Überzeichnung

Das Syndikat war erwartungsgemäß deutlich stärker überzeichnet, aber auch die Auktion traf auf gute Nachfrage am Primärmarkt, so dass die Deutsche Finanzagentur, die für das Emissionsgeschäft des Bundes verantwortlich zeichnet, ein attraktives Ergebnis erzielen konnte, bei dem das sogenannte Greenium – die Bereitschaft, für die Transparenz in der Mittelverwendung einen höheren Preis zu zahlen, – sichtbar wurde. Grüne Anleihen werfen eine geringere Rendite ab als die nichtgrünen Anleihen, d.h. im Falle des Bundes liegt die Rendite des Green Bund (sogenannter grüner Zwilling) noch tiefer im negativen Bereich als der Satz des konventionellen Bonds glei­cher­ Laufzeit. Anleger zahlen also eine noch höhere Parkgebühr als bei den konventionellen Titeln. Viele Marktakteure sprechen auch wei­terhin­ lieber von „green premium“ oder der „grünen Prämie“, weil damit für weite Anlegerkreise besser erkennbar sei, was letzten Endes gemeint ist.

„Wir haben grüne Bundeswertpapiere einmal im Syndikat und einmal in einer Auktion neu emittiert, Letzteres war international ein Novum. Das Zwillingskonzept hat sich in beiden Fällen bewährt“, sagt Tammo Diemer, Co-Geschäftsführer der Deutschen Finanzagentur, der Börsen-Zeitung. Bei der syndizierten Begebung der zehnjährigen grünen Bundesanleihe haben laut Marktteilnehmern neben langfristig orientierten Investoren auch kurzfristig orientiertere Banken und Investmentfonds eine Zuteilung erhalten.

Im Sekundärmarkthandel zeigte sich später, dass die eher kurzfristig orientierten Investoren ihre Positionen abbauen und ein noch größerer Teil der Wertpapiere langfristige Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen und spezialisierte Investmentfonds, aber auch Zentralbanken erreicht hatte. Hinsichtlich der regionalen Verteilung konnte man bei der grünen Bundesanleihe insbesondere eine starke Nachfrage von Investoren aus dem Euroraum sehen.

Verschiedene Präferenzen

Bezüglich des Investorensentiments und des Nachfrageverhaltens am Markt lassen sich weitere Erkenntnisse aus dem Green-Bond-Markt ableiten. Grüne Investoren, die schon lange in diesem Marktsegment aktiv sind, bevorzugen eher längere Laufzeiten, heißt es im Handel. Zentralbanken, die sich zunehmend stärker für das Thema grüne Anleihen interessieren, bevorzugen dagegen eher die mittleren Laufzeiten.

Der schnelle Aufbau einer liquiden grünen Kurve – wie sie jetzt vom Bund angestrebt wird – wird von allen Marktteilnehmern sehr begrüßt, heißt es aus dem Marktumfeld. Der Bund beabsichtigt in diesem Jahr entsprechend die Emission einer 30-jährigen und einer neuen zehnjährigen grünen Bundesanleihe. Die grüne Kurve, die Preistransparenz, d.h. grün versus konventionell, und die Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen grünen Laufzeiten werden als wesentlicher Mehrwert und Weiterentwicklung des grünen Marktes gesehen.

Viele neue Namen

Auch in diesem Jahr setzt sich der Emissionsboom bei grünen, aber auch sozialen sowie nachhaltigen Anleihen fort. Die Papiere treffen am Primärmarkt nach wie vor auf eine robuste Nachfrage, wie an den regelmäßig gut gefüllten Orderbüchern abzulesen ist. Es wird davon ausgegangen, dass die anhaltende Covid-19-Krise auch im weiteren Jahresverlauf diesen Emissionsboom befeuern wird. Anleger stellen sich darauf ein, dass auch viele neue Namen 2021 ähnlich wie im Vorjahr an den Markt kommen.

In Vorbereitung ist etwa die erste grüne britische Staatsanleihe (Gilt). Der britische Schuldenmanager DMO (Debt Management Office) hat hierfür für dieses Jahr ein Gesamtemissionsvolumen von 30 Mrd. Pfund in Aussicht gestellt, um eine grüne Gilt-Kurve aufzubauen. Im Gespräch sind die Laufzeiten von fünf und zehn Jahren, aber auch eine 30-jährige Laufzeit wird seitens des DMO für möglich gehalten. Die Briten gehen demzufolge den gleichen Weg für den Aufbau ihrer Kurve wie der Eurozonen-Benchmark-Emittent Bund. Für den Bund und den weiteren Aufbau seiner grünen Zinskurrve ist dieses Marktumfeld nur förderlich.

Wertberichtigt Seite 8

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