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Henkels Klebstoffe halten stabil

Das Klebstoffgeschäft von Henkel hat in der Pandemie doch nicht so stark gelitten wie befürchtet. Die erheblich getroffene Kosmetiksparte hat ihre Kapitalkosten nicht verdient. Für 2021 zeigt sich der Vorstand verhalten optimistisch. Die Aktionäre erhalten eine stabile Dividende.

Henkels Klebstoffe halten stabil

ak Köln

Henkel will 2021 wieder zu Umsatz- und Ergebniswachstum zurückkehren. Nach einem Jahr mit Erlöseinbußen und stark gesunkener Profitabilität verbreitete der Vorstand des Persil- und Pritt-Herstellers bei der Bilanzvorlage am Donnerstag wieder verhaltenen Optimismus. Der Umsatz, der im vergangenen Jahr knapp unter die Marke von 20 Mrd. Euro rutschte, soll 2021 organisch um 2 bis 5% zulegen. Die bereinigte Ebit-Marge als eine wichtige Steuerungsgröße des Dax-Konzerns soll zwischen 13,5 und 14,5% landen. Im Jahr war die Marge auf 13,4% entfallen. Damit hat sich der Klebstoffweltmarktführer deutlich vom Niveau der Vorjahre (16 bis 17%) entfernt.

Henkel erreichte damit dennoch klar die abgespeckten Finanzziele. Organisch ging der Konzernumsatz um 0,7% zurück. Mit 1,4 Mrd. Euro verdiente das Unternehmen unterm Strich unbereinigt ein Drittel weniger als im Vorjahr.

Henkel schnitt im besonders von den Pandemieeffekten getroffenen Klebstoffgeschäft etwas besser ab als erwartet. Im vierten Quartal schaffte die Sparte, die für knapp die Hälfte des Konzernumsatzes steht, wieder knapp 4% organisches Wachstum. Der Vorstand geht von einer weiteren Belebung der industriellen Nachfrage 2021 aus. Im gesamten vergangenen Jahr gingen die Klebstofferlöse angesichts eines desaströsen zweiten Quartals organisch um gut 4% zurück. Henkel hatte mit starken Nachfrageeinbußen zu kämpfen, da die vom Wirtschaftsabschwung be­sonders betroffene Automobil- und Luftfahrtindustrien sowie Sportschuh- und Modeproduzenten wichtige Kundengruppen des Konzerns sind.

Kosmetik unter Druck

Unter der Pandemie deutlich gelitten hat auch das Kosmetikgeschäft. Ein Viertel des Spartenumsatzes macht Henkel normalerweise im Friseurgeschäft, dass durch flächendeckende Salonschließungen teilweise erheblich einbrach. Der Konzern hat in seiner kleinsten Sparte im Jahr 2020 die Kapitalkosten nicht verdient, der Economic Value Added landete bei −47 Mill. Euro.

Das US-Konsumentengeschäft bleibt noch Baustelle des Konzerns. In Nordamerika hat Henkel im vergangenen Jahr Marktanteile dort verloren und die Anstrengungen intensiviert, diesen Trend zu drehen. Im vierten Quartal sei die Führung dort ausgetauscht worden, berichtete Knobel. Der Konzern setzt jetzt auf eine Überarbeitung des Portfolios und den Relaunch wichtiger Marken sowie Innovationen.

Mit einem deutlichen Abbau der Nettoverschuldung hat sich Henkel einen höheren finanziellen Spielraum verschafft, wie Finanzvorstand Marco Swoboda anmerkte. Mit Hilfe des Milliarden-Cash-flows hat das Unternehmen die Nettoverschuldung auf unter 1 Mrd. Euro gedrückt. Zu konkreten M&A-Vorhaben äußerte sich der Vorstand nicht, die Anforderungen an „strategischem Fit“ und eines ausreichenden Return on Investment müssten erfüllt sein. Im vergangenen Jahr hatte Henkel zwei Akquisitionen für rund 450 Mill. Euro getätigt, die laut Swoboda ein Umsatzvolumen von 200 Mill. Euro mitbringen. Größter Zukauf waren drei junge Kosmetikmarken der Berliner Marketingplattform Invincible Brands, die ausschließlich online vertrieben werden, für 300 Mill. Euro.

15 Prozent Digitalumsätze

Die digitalen Umsätze werden für Henkel immer wichtiger. Sie machen mittlerweile 15% des Umsatzes aus. Ein Großteil entfällt auf das industrielle B2B-Klebstoffgeschäft. In den Konsumentengeschäften habe der digitale Umsatz um mehr als 60% zugelegt, vermeldete Henkel. Einen Zwischenstand zum vor einem Jahr aufgesetzten Portfolioumbau lieferte der Konzern auch. Henkel hatte angekündigt, 1 Mrd. Euro Umsatz auf den Prüfstand zu stellen und davon die Hälfte veräußern oder aufgeben zu wollen.

Bisher hat Henkel nach eigenen Angaben sich von 100 Mill. Euro Umsatzvolumen getrennt. Im vergangenen Jahr wurden außerdem 303 Mill. Euro auf die nicht mehr zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten abgeschrieben. Konzernchef Knobel bekräftigte, das Desinvestitionsprogramm bis Ende dieses Jahres abarbeiten zu wollen.

Dividende wie im Vorjahr

Für das abgelaufene Geschäftsjahr plant Henkel, eine Dividende wie im Vorjahr von 1,85 Euro je Vorzugsaktie zu zahlen. Die Ausschüttungsquote liege vor dem Hintergrund der Pandemie damit etwas über dem sonst angepeilten Korridor zwischen 30 und 40%, erläuterte Knobel. Seit dem Börsengang vor 35 Jahren habe Henkel immer eine Dividende ge­zahlt, die mindestens auf dem Niveau des Vorjahres gelegen habe.

Personen Seite 16

Henkel
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz1925020114
Ebit20192899
Bereinigtes Ebit25793220
 Klebstoffe13201712
 Waschmittel10041096
 Kosmetik377519
Ber. Ebit-Marge (%)13,416,0
Konzernergebnis14242103
Bereinigtes Ergebnis je Vz.-Aktie (Euro)       4,26       5,43
Free Cash-flow23382471
Nettofinanzschulden8882047
Eigenkapitalquote (%)59,159,3
Roce (%) *9,613,5
*) KapitalrenditeBörsen-Zeitung