Börsengang

Home24 polstert Mobly auf

Die Home24-Tochterfirma Mobly kommt beim Börsengang auf eine Bewertung von umgerechnet 346 Mill. Euro. Mit dem IPO folgt der Online-Möbelhändler nach Angaben von CEO Marc Appelhoff dem Wunsch von Investoren, das Brasilien- und das Europageschäft zu trennen. Home24 bleibt Hauptaktionär.

Home24 polstert Mobly auf

hek Frankfurt

Der Online-Möbelhändler Home24 bringt seine Brasilientochter Mobly mit einem Emissionspreis von 21 Real (3,25 Euro) an die Börse. Damit bewegt sich der Kurs in der oberen Hälfte der Preisspanne, die von 17 bis 23,50 Real reichte. Der Aktienmarkt bewertet Mobly damit mit umgerechnet 346 Mill. Euro. Zum Vergleich: Home24 bringt rund 750 Mill. Euro Börsenwert auf die Waage.

Der Handel mit Mobly-Aktien soll an diesem Freitag starten, teilt Home24 weiter mit. Der Börsengang beschert der Tochter Einnahmen von 120,6 Mill. Euro. Auch Home24 macht in geringerem Umfang Kasse, vor allem durch Bereitstellung der Mehrzuteilung. Bei voller Green­shoe-Ausnutzung fließen der Muttergesellschaft 24 Mill. Euro zu. Das gesamte Emissionsvolumen erreicht damit etwa 145 Mill. Euro. Home24 bleibt mit mindestens 51,1% Mehrgesellschafter von Mobly.

Die Platzierung sei achtfach überzeichnet­ gewesen, berichtet Home24-CEO Marc Appelhoff im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Sowohl in Brasilien als auch in den USA habe eine starke Nachfrage institutioneller Investoren bestanden. 10% der Emission seien, wie in Brasilien vorgeschrieben, bei Privatanlegern platziert worden.

Über eine Kapitalerhöhung der Muttergesellschaft hätte sich Home24 schneller und kostengünstiger Geld beschaffen können, was Appelhoff durchaus einräumt. Dass dennoch mit dem separaten Listing die komplexere Lösung gewählt wurde, begründet er mit den Wünschen von Investoren. Mit dem IPO der Tochter habe man Investoren gewonnen, die dezidiert das Brasiliengeschäft wollten. Andere Anleger, etwa zahlreiche Small- und Mid-Cap-Fonds, wollten dagegen in einen europäischen Champion investieren. Home24 ist in sieben europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Niederlande, Belgien und Schweiz) sowie in Brasilien tätig.

Aufwand überschaubar

„Investoren halten es für eine gute Lösung, die Finanzierung der beiden Wachstumsgeschichten zu trennen“, sagt Appelhoff. Das sei die Hauptmotivation für das IPO. Hinzu komme, dass das Kapitalmarktumfeld in Brasilien derzeit sehr attraktiv sei. Bisher werde das brasilianische Geschäft nicht auf bestmögliche Weise in der Kapitalmarkteinschätzung reflektiert. Der Aufwand für die separate Börsennotierung sei überschaubar, versichert der CEO. „Die zusätzlichen Kosten für Corporate Governance und Risikomanagement sind gering.“ Mobly arbeite seit Jahren nach den Standards des Konzerns.

Marktkreisen zufolge wird Mobly beim IPO mit dem 1,9-Fachen des für 2021 erwarteten Umsatzes bewertet. Hauck & Aufhäuser veranschlagt die Relation von Unternehmenswert zu Umsatz auf 2,0, bei Home24 sei es mit 1,1 deutlich weniger. Mobly stehe für etwa 40% der Marktkapitalisierung von Home24.

Die adjustierte Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von Mobly habe in den letzten zwölf Monaten (per September 2020) bei 4% des Umsatzes gelegen, sagt Appelhoff. Das Nettoergebnis sei noch negativ. Das Brasiliengeschäft hat hohe Bedeutung für Home24. Jede zweite Bestellung und knapp die Hälfte aller Kunden entfallen auf das südamerikanische Land. Der Anteil am Umsatz ist aber mit 22% in den ersten neun Monaten 2020 deutlich geringer (siehe Grafik).

An der Mobly-Mehrheit will der Konzernchef auf mittlere Sicht festhalten. Er sieht allerdings auch die Option, „irgendwann unter 50% zu gehen“. Die IPO-Einnahmen will Mobly in Kundenakquisition, den Ausbau der Omnichannel-Strategie – das Unternehmen betreibt auch stationäre Möbelmärkte –, neue Verteilzentren und in die interne IT stecken. Darüber hinaus lässt das Finanzpolster Appelhoff an den „nächsten großen Wurf“ denken, also eine Übernahme oder eine Expansion in andere lateinamerikanische Länder.

Appelhoff und CFO Philipp Steinhäuser ziehen als nichtgeschäftsführende Direktoren in den sechsköpfigen Verwaltungsrat von Mobly ein. Die drei Gründer Victor Noda, Mario Fernandes und Marcelo Marques stellen weiter die Geschäftsführung. Einschließlich Mehrzuteilung wurden 44,4 Millionen Mobly-Aktien platziert. 37 Millionen Anteile stammen aus der Kapitalerhöhung, bis zu 7,4 Millionen aus dem Besitz von Home24.