Covid-19

Impfgipfel soll die Wogen glätten

Die Spitzen von Bund und Ländern treffen sich am Montagnachmittag mit weiteren Regierungsmitgliedern, Vertretern der EU und Impfstoffherstellern. Die Bundesregierung versucht vor dem „Impfgipfel“ die Erwartungen zu dämpfen. Aus den Ländern kommt die Forderung nach einem nationalen Impfplan.

Impfgipfel soll die Wogen glätten

sp/ahe Berlin/Brüssel

Vor dem als „Impfgipfel“ titulierten Treffen der Spitzen von Bund und Ländern mit weiteren Mitgliedern der Bundesregierung und Vertretern von Impfstoffherstellern am Montagnachmittag haben die Teilnehmer unterschiedliche Erwartungen formuliert. Während ein Regierungssprecher am Freitag die Erwartungen dämpfte und in Aussicht stellte, dass der Impfgipfel keine Beschlüsse fassen werde, formulierten Vertreter der Länder konkrete Forderungen, etwa nach einem nationalen Impfplan. Der Gipfel soll die Wogen glätten, die vor allem in den Ländern wegen fehlender Impfstoffe hochgehen. Sie dürften den Gipfel aber zunächst dazu nutzen, sich gegenüber Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und den Impfherstellern Luft zu machen, wie es am Freitag im Berliner Regierungsviertel hieß.

Regierungssprecher Steffen Seibert versuchte zu besänftigen. Es sei wichtig, dass Bund und Länder an einem Strang zögen. Deshalb sei der Austausch notwendig, sagte er in Berlin. Konkrete Beschlüsse seien nicht zu erwarten, erklärte Seibert. Genau dies fordern aber vor allem SPD-geführte Bundesländer. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach sich für einen „nationalen Impfplan“ aus, der „verlässlich bis Ende September jedem Impfwilligen eine Impfung“ ermöglichen solle.

Sowohl Spahn als auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) haben in den vergangenen Tagen wiederholt zugesichert, dass bis zum Sommerende alle Bundesbürger ein Impfangebot erhalten sollen. Lieferengpässe bei den Herstellern scheinen dieses Ziel mittlerweile aber zu bedrohen. Am Montag wollen Merkel, die 16 Ministerpräsidenten sowie Vertreter von Impfstoff-Firmen und der EU-Kommission über das weitere Vorgehen beraten. Dabei soll es um Versorgungsprobleme, mögliche neue Produktionskapazitäten und andere Probleme in Ländern und Kommunen zum Impfen gehen.

Für über 65-Jährige geeignet

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) gab am Freitag wie erwartet grünes Licht für den Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca. Die bedingte Marktzulassung soll der Empfehlung zufolge für alle Personen ab 18 Jahren gelten. Damit urteilte die EMA anders als die deutsche Ständige Impfkommission (Stiko), die das Vakzin nur für unter 65-Jährige empfohlen hatte. Aber auch wenn es nur vergleichsweise wenige Testpersonen über 55 Jahre gegeben habe, sei die Entscheidung zu vertreten, erklärte die EMA und verwies auf die guten Testresultate bei den übrigen Altersgruppen sowie Erfahrungswerte mit anderen Impfstoffen.

Der britisch-schwedische Pharmakonzern hatte seinen Impfstoff gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt. In Großbritannien wird dieser bereits seit Anfang Januar großflächig eingesetzt. Anders als die bereits in der EU zugelassenen Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, die auf der sogenannten Boten-RNA (mRNA) und damit einer völlig neuen Technologie basieren, beruht das AstraZeneca-Mittel auf einer herkömmlichen Wirkungsweise.

Die EU hatte insgesamt 400 Millionen Impfdosen bei AstraZeneca geordert. In dem tagelangen Streit mit dem Unternehmen um Lieferkürzungen im ersten Quartal wurde auch am Freitag keine Lösung gefunden. Die EU-Kommission veröffentlichte allerdings – teilweise geschwärzt – den geschlossenen Vertrag mit dem Konzern. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte im Deutschlandfunk, es gebe verbindliche Bestellungen: „Der Vertrag ist glasklar.“ Darin würden klare Liefermengen für das erste, zweite und dritte Quartal genannt und die Produktionsstandorte dafür.

AstraZeneca-Chef Pascal Soriot erklärte am Freitag, dass die meisten Produktionsprobleme in dem Werk, aus dem die EU beliefert wird, behoben sein dürften. Die Produktivität dürfte sich bald erhöhen und man sei komplett auf eine höhere Fertigung für die EU fokussiert, sagte er laut Reuters. Natürlich gebe es aber hier und da Probleme und Verzögerungen bei der Produktion. Unterdessen veröffentlichten Johnson & Johnson und Novavax neue Studienergebnisse von Corona-Impfstoffen.

Bericht Seite 8

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