Der Allianz-Industrieversicherer AGCS muss nach sechs Jahren in Folge mit einer Schaden-Kosten-Quote von mehr als 100 % den Turnaround schaffen. Daran ließ Konzernchef Oliver Bäte keinen Zweifel auf der Online-Jahrespressekonferenz des Versicherers. Nach 115,5% im Jahr 2020 erwarte man in der angelaufenen Periode eine kombinierte Schaden-Kosten-Quote von 98 %, sagte er: „Ich glaube, das muss auch mindestens kommen.“

Bäte wollte dies nicht als Drohung verstanden wissen. Vielmehr lobte er den Ende 2019 angetretenen AGCS-Chef Joachim Müller und die Finanzvorständin Claire-Marie Coste-Lepoutre ausdrücklich. Man habe im Jahr 2020 bewusst alles darangesetzt, unter Müllers „toller Führung“ die Bilanz so gut wie möglich aufzuräumen. Einige Segmente habe man bereinigt und dort rund 700 Mill. Euro Umsatz gehen lassen. Mit Blick auf die teure Sanierung sagte er: Jetzt muss ehrlich gesagt Schluss sein.“ Das AGCS-Managementteam habe sich zur Umsetzung verpflichtet: „Da steht ein Team wirklich zu einem Ziel, das finden wir toll.“

Im vergangenen Jahr erhöhte AGCS den Umsatz bereinigt um Konsolidierungs- und Währungseffekte um 4,2% auf 9,3 Mrd. Euro. Mit –482 (i.V. –284) Mill. Euro rutschte AGCS operativ noch tiefer in den roten Zahlen. Die Combined Ratio verschlechterte sich um 3,2 Punkte auf 115,5%. Allianz-Finanzvorstand Guilio Terzariol sagte, bereinigt um Covid-19-Schäden (10 Prozentpunkte) und eine Nachreservierung im Haftpflichtgeschäft von 0,3 Mrd. Euro im vierten Quartal habe die Combined Ratio 98% betragen.

Im laufenden Jahr könnten Veranstaltungsausfälle wegen der Pandemie für eine Sonderbelastung von 50 bis 100 Mill. Euro bei AGCS sorgen, sagte Tezariol. Bäte sagte, Preiserhöhungen (2020: 26 %) seien hilfreich für den Turnaround. Die Kostenquote 2020 sank von 29,3% auf 27,0%: „Wir müssen auch bei der Kostenquote besser werden.“