lz Frankfurt - Die Digitalisierung der Arbeitswelt verändert die Machtbalance zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften, weshalb sich die IG Metall jetzt stärker um die Regulierung und Entlohnung "in der Arbeitswelt 4.0" kümmern will. Die Zweite Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, verlangt im Interview der Börsen-Zeitung etwa eine intensivere Debatte über die soziale Teilhabe an der Kapitalrendite der Unternehmen. Wenn man auf der Lohnseite nicht mehr weiterkomme, müsse man "in der Tat über eine "Wertschöpfungsabgabe" nachdenken. Benner: "Es ist ein hartes Geschäft, es geht um Profite und Teilhabe - und niemand gibt freiwillig."
Benner beklagt zudem einen Wildwuchs im Umgang mit den Beschäftigten in digitalen Jobs. Diese sähen sich den Bestimmungen der allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ausgeliefert. "Demokratische Arbeitnehmerrechte und die faire Teilhabe an der Wertschöpfung drohen auf der Strecke zu bleiben", moniert sie. Verwundert zeigt sie sich, dass bisher versäumt worden sei, den Mindestlohn im digitalen Umfeld durchzusetzen. Das müsse "unverzüglich" geändert werden.
Am Freitag hatte die IG Metall eine Tarifeinigung mit den Arbeitgebern erzielt über insgesamt 4,8 % in mehreren Stufen, Laufzeit 21 Monate. Zusammen mit der Einmalzahlung von 150 Euro beträgt die jährliche Steigerung der Lohnsumme 2016 und 2017 etwa 2,7 %.
Benner zeigte sich im Interview offen für neue Formen der Arbeitnehmerbeteiligung am Unternehmensgewinn etwa via Aktien. In der Vergangenheit hatten sich die Gewerkschaften oft dagegen ausgesprochen, weil sie eine Interessenvermischung befürchtet hatten. Angesichts der digitalen Herausforderungen stellten sich nun aber "einige Fragen neu", räumte Benner ein. Man müsse offen an das Thema rangehen und dürfe "die Schlachten von gestern nicht neu aufleben lassen".
- Bericht zur Tarifeinigung Seite 6
- Interview Seite 7