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Insolvente Adler Modemärkte kurz vor der Rettung

Die Adler Modemärkte haben einen Investor gefunden, der sie aus der Insolvenz herausführen kann. Allerdings gehen die bisherigen Aktionäre dabei leer aus. Und die nächste Sanierungsrunde steht an.

Insolvente Adler Modemärkte kurz vor der Rettung

Die insolvente Adler Modemärkte AG befindet sich nach eigenen Angaben „in fortgeschrittenen Verhandlungen“ mit dem Berliner Logistikunternehmen Zeitfracht als neuem Investor. Man sei zuversichtlich, „zeitnah ein unwiderrufliches Angebot zum Abschluss einer Investorenvereinbarung von Zeitfracht zu erhalten“, teilte die Modekette mit. „Dieser Schritt wird ein wichtiger Meilenstein für die Sanierung des Unternehmens sein“, an der im Rahmen eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung intensiv gearbeitet werde, hieß es weiter.

Die Annahme eines Angebots der Zeitfracht Logistik Holding GmbH setze allerdings voraus, dass das Insolvenzverfahren eröffnet werde. Adler gehe davon aus, dass die Investorenvereinbarung unmittelbar nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens, die für 01. Juli 2021 erwartet werde, unterzeichnet werden könne. Ziel sei es, nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens einen Insolvenzplan bei Gericht einzureichen. Der Insolvenzplan soll den Angaben zufolge nach derzeitiger Planung Ende Juli 2021 der Gläubigerversammlung zur Abstimmung vorgelegt werden. Er werde voraussichtlich unter anderem einen Kapitalschnitt in Form einer Herabsetzung des Grundkapitals der Adler Modemärkte AG auf Null sowie eine anschließende Zuführung neuen Eigenkapitals im Zuge einer Kapitalerhöhung durch die Investoren vorsehen, die damit alleinige Aktionäre von Adler würden. Für die bisherigen Aktionäre heißt das, dass sie wohl leer ausgehen. „Die bestehenden Aktien werden somit aller Voraussicht nach vollständig wertlos“, hieß es in der Mitteilung weiter. Vorbörslich sind ist der Aktienkurs denn auch bereits in Richtung Nulllinie unterwegs.

Der Investor Zeitfracht ist einer der Gründer des Paketdienstes DPD und hat bereits öfter angeschlagene Unternehmen aus der Insolvenz herausgekauft, wie zuletzt Teile von Air Berlin oder den Buchgroßhändler KNV. Wie das Manager-Magazin schreibt, soll Zeitfracht mit einem „achtstelligen Angebot den Zuschlag“ für Adler erhalten haben.

Die Adler Modemärkte AG setzte 2019 rund 495,4 Mill. Euro um und beschäftigte Ende September 2020 rund 3350 Mitarbeiter. Derzeit betreibt die Gruppe nach eigenen Angaben 171 Modemärkte, davon 142 in Deutschland, 24 in Österreich, drei in Luxemburg, zwei in der Schweiz sowie einen Online-Shop.

Der Einstieg von Zeitfracht ist nicht er erste Eigentümerwechsel des in Haibach bei Aschaffenburg beheimateten Unternehmen. Die aktuell wirtschaftlich schlechte Lage von Adler Modemärkte wird vom Management vor allem auf die Corona-bedingten Einbußen zurückgeführt. Das Unternehmen habe davor, so versichert die Geschäftsleitung, keine Bankschulden und eine gute Liquidität gehabt. Allerdings steht sie auch schon länger unter dem Konkurrenzdruck des Internethandels. Ein noch im Mai 2020 eingeräumter Konsortialkredit von den Ländern Bayern und Nordrhein-Westfalen konnte nicht komplett abgerufen werden, weil sich die Geschäftslage weiter dramatisch verschlechtert hatte. Im Mai 2021 gab es dann eine Zusage für eine Bundeshilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds, was den Aktienkurs zunächst wieder deutlich ansteigen ließ.

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