Simon Klein, DWS

Jeder ETF auch als ESG-Variante

Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) bleiben auf der Überholspur und haben 2020 sowohl bei den Mittelzuflüssen als auch bei den verwalteten Geldern kräftig zugelegt. Die weltweit größten ETF-Anbieter sind die amerikanischen Adressen BlackRock,...

Jeder ETF auch als ESG-Variante

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) bleiben auf der Überholspur und haben 2020 sowohl bei den Mittelzuflüssen als auch bei den verwalteten Geldern kräftig zugelegt. Die weltweit größten ETF-Anbieter sind die amerikanischen Adressen BlackRock, Vanguard, State Street, Invesco und Charles Schwab. Doch bereits an sechster Stelle rangiert in diesem Massengeschäft die Deutsche-Bank-Tochter DWS mit ihrer ETF-Sparte Xtrackers. In Europa, bei den europäischen Ucits-ETFs, liegt Xtrackers hinter BlackRock an zweiter Stelle.

Jetzt will die DWS ihr ETF-Geschäft weltweit weiter ausbauen. „Dieses Jahr starten wir eine Produktoffensive“, erklärt Simon Klein, Global Head of Passive Sales bei der DWS, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Nachhaltige ETFs sind dabei zentraler Bestandteil. Wir werden in Europa für die gesamte Vermögensallokation auch eine ESG-Variante als ETF anbieten, das heißt über alle Anlageklassen hinweg.“

Damit könne Xtrackers die hohe Nachfrage der Kunden nach ESG-Produkten auch mit einem „wettbewerbsfähigen und effizienten“ Angebot erfüllen. „Wir duplizieren unser ETF-Angebot als ESG-Variante.“ Bei neuen Produkten werde zum Teil gar keine herkömmliche Variante mehr angeboten, sondern nur noch ein ESG-ETF, so Klein.

Lücken schließen

„Zudem werden wir, wo nötig, Lücken in unserer Produktpalette schließen“, sagt Klein. „So begeben wir gerade einen Ucits-ETF auf den Nasdaq 100 mit äußerst wettbewerbsfähigen Gebühren von 20 Basispunkten pro Jahr.“ Somit werde Xtrackers auf der europäischen Ucits-Plattform ein Komplettangebot für Kunden bieten. Übrigens: Seit Mittwoch notiert der Xtrackers Nas­daq 100 ETF (ISIN: IE00BMFKG444) an der Deutschen Börse, für den heutigen Donnerstag ist das Listing an der Londoner Börse geplant.

Nach Angaben des Analysehauses ETFGI haben ETFs und börsennotierte Indexprodukte (ETPs) im vergangenen Jahr mit weltweit 763 Mrd. Dollar einen neuen Rekordabsatz erzielt. Das global in ETFs und ETPs verwaltete Vermögen hat sich von 6,4 Bill. Dollar Ende 2019 auf das Rekordvolumen von 8 Bill. Dollar Ende 2020 erhöht. Xtrackers verwaltete per Ende 2020 ein Rekordvolumen von 132 Mrd. Euro in ETFs und ETCs. Dies sind 16% mehr als Ende 2019. Die Mittelzuflüsse betrugen im vergangenen Jahr 15 Mrd. Euro, davon entfielen weltweit 5 Mrd. Euro auf ESG-ETFs. Bei den Zuflüssen im europäischen ETF-Markt betrug der Marktanteil der Xtrackers-Ucits-ETFs 14% und lag damit deutlich über dem Marktanteil bei den verwalteten Assets. Dieser erhöhte sich im vergangenen Jahr um 0,6 Prozentpunkte auf 11%.

„Mit dem Ergebnis 2020 sind wir sehr zufrieden. Insbesondere damit, dass wir in Europa überdurchschnittlich hohe Zuflüsse erzielt haben und unseren Marktanteil auf aktuell 11% gesteigert haben. Das ist ein echter Erfolg und auch das Ergebnis unserer harten Arbeit“, sagt Klein. „Unsere Entscheidung, das Angebot an ESG-ETFs kräftig auszubauen, hat sich als richtig erwiesen. ESG-Benchmarks haben sich gerade in der Pandemie bewährt und besser abgeschnitten als herkömmliche Indizes. Darüber hinaus weisen sie ein niedrigeres Risiko auf.“

Klein ist sich sicher: „ESG-ETFs sind kein kurzfristiger Trend. Für Anleger ist nachhaltiges und verantwortungsvolles Investieren inzwischen wichtig und wird es auch bleiben.“ Probleme könnten vor diesem Hintergrund Anbieter bekommen, die keine entsprechenden ETFs anbieten.

Bei Ucits-ESG-ETFs stieg der Gesamtmarktanteil von Xtrackers um fünf Prozentpunkte auf 8%, da das verwaltete Vermögen von Xtrackers in diesem Teil des Marktes die Schwelle von 5 Mrd. Euro überschritten hat, was einem Wachstum von 480% entspricht.

Bei ESG- und auch bei anderen ETFs habe Xtrackers keinen bevorzugten Indexanbieter, sondern arbeite mit mehreren renommierten Anbietern zusammen. Viele institutionelle Anbieter orientierten sich auf der Aktienseite an der Systematik von MSCI und bevorzugten MSCI-Indizes. Bei Fixed-Income-Produkten seien hingegen Indizes anderer Anbieter gefragt. Der Kundenwunsch spiele natürlich für die Auswahl der Indizes eine wichtige Rolle. Da zum Beispiel der S&P500 für US-Anlagen stark gefragt sei, arbeite man natürlich mit S&P zusammen.

In Sachen Nachhaltigkeit habe man auch eigene Akzente gesetzt. „Besonders ist bei uns, dass wir unsere ESG-ETFs mit einem speziellen CO2-Filter ausgestattet haben“, erläutert Klein. „Das wird von unseren Kunden sehr geschätzt, rückt doch der Klimaschutz immer mehr in den Vordergrund.“

„Skaleneffekte weitergeben“

Bei Gebühren gibt Xtrackers Skaleneffekte über Gebührensenkungen weiter. „Erst im November 2020 haben wir die Gebühren für 20 große Xtrackers-ETFs dauerhaft gesenkt“, erläutert Klein. „Zwar steht im Moment bei uns keine weitere größere Gebührensenkung an. Doch sind die Verwaltungsgebühren unserer ETFs zum einen ohnehin niedrig und äußerst wettbewerbsfähig. Zum anderen werden wir auch künftig Skaleneffekte über Gebührensenkungen an unsere Kunden weitergeben.“

Besonders will Xtrackers auch weiter in den Vertrieb investieren. „Spezielle ESG-Produkte erklären sich nicht von selbst, hier haben etliche Kunden Informations- und Beratungsbedarf, den wir mit unserer gut ausgebildeten Mannschaft und hauseigenen ESG-Expertise abdecken“, sagt Klein. „Edukative Formate für unsere Vertriebspartner sind bei der DWS seit jeher essenziell. Dabei werden die Berater nicht nur einmal geschult, sondern kontinuierlich in puncto ESG weitergebildet.“

In Europa sei der Xtrackers-Vertrieb gut aufgestellt. „Nach Mitteleuropa wollen wir jetzt auch stärker den Vertrieb in Nordeuropa ausbauen“, erklärt Klein. Weiter ausbauen will Xtrackers auch das Geschäft in Nordamerika. 2020 erreichte die Sparte in den USA ein neues Rekordvolumen von 21 Mrd. Dollar der dort gelisteten ETFs. Als Top-Produkt in den USA führt die Gesellschaft einen High-Yield-ETF mit 7,5 Mrd. Dollar Assets under Management auf, der im vergangenen Jahr Zuflüsse von über 3 Mrd. Dollar erzielte. Dies entspricht einem Anteil von 16% an den gesamten Zuflüssen in diesem Segment, wodurch der Marktanteil hier auf 12% gestiegen ist. Die ESG-ETF-Palette in den USA durchbrach 2020 nach Zahlen von Bloomberg die Marke von 3 Mrd. Dollar verwaltetem Vermögen, mit fast 1 Mrd. Dollar an Zuflüssen.

„In den USA haben wir inzwischen einen eigenen Vertrieb für unsere ETFs, was uns deutlich voranbringt“, erklärt Klein. „Auch können wir auf diesem Markt mit speziellen Produkten punkten, wie zum Beispiel unserem beliebten High-Yield-ETF. 2021 werden wir weitere spezielle Produkte emittieren.“ In Südamerika gebe es ein spezielles Phänomen. „Dort sind inzwischen unsere europäischen Ucits-ETFs gefragt, und das mit steigender Tendenz.“ Insofern habe man auch dort die breite Palette der Ucits-ETF im Angebot.

Gut positioniert sieht Klein Xtrackers auch bei den Themen Stewardship und Proxy Votings, dem Ausüben von Stimmrechten der Aktionäre. „Auch passive Investoren wollen, dass ihre Stimmrechte entsprechend ausgeübt werden“, meint Klein. „Dies gilt insbesondere für die Käufer von ESG-ETFs. Sie wollen wissen, was mit ihrer Investition passiert. Nicht zuletzt halten sie einen Anteil an Unternehmen und möchten damit zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung beitragen.“ Bei der DWS nehme man die treuhänderische Pflicht gegenüber Anlegern sehr ernst. Dies schließe die Wahrnehmung von Aktionärsrechten und Ausübung von Stimmrechten ein.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.
Es wurden keine Inhalte gefunden, die den Filterkriterien entsprechen.