Industriedienstleister

Johansson will nur vorübergehend Bilfinger-CEO sein

Bilfinger-Finanzchefin Christina Johansson hegt keine Ambitionen, dauerhaft zur Vorstandsvorsitzenden aufzusteigen. Das hat sie bei der Präsentation der Geschäftszahlen des Industriedienstleisters klargestellt. Die Schwedin, die auch die...

Johansson will nur vorübergehend Bilfinger-CEO sein

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Bilfinger-Finanzchefin Christina Johansson hegt keine Ambitionen, dauerhaft zur Vorstandsvorsitzenden aufzusteigen. Das hat sie bei der Präsentation der Geschäftszahlen des Industriedienstleisters klargestellt. Die Schwedin, die auch die schweizerische Staatsbürgerschaft hat, sieht sich selbst in der CFO-Rolle. Im Januar hat sie vorübergehend auch den Chefposten und die Funktion der Arbeitsdirektorin übernommen, da CEO Tom Blades Knall auf Fall seinen Abschied einreichte.

„Ich bin ein zu glücklicher CFO, um Ambitionen zu haben, CEO zu werden“, sagt Johansson. „Ich bin keine definitive Lösung auf diesem Posten.“ Wann es Ersatz für Blades gibt, erscheint derzeit offen. Die Doppelrolle will die 1966 in Ljungby in Südschweden geborene Managerin ausfüllen, bis der Aufsichtsrat einen neuen Firmenchef installiert. Dafür hat sie sich kein zeitliches Limit gesetzt. Sie habe die zusätzliche Aufgabe aus Pflicht gegenüber allen Stake­holdern übernommen, ob das nun drei oder zwölf Monate dauere, versichert Johansson.

Die Chefsuche könnte sich hinziehen, weil Bilfinger als Übernahmekandidat gilt. Als Auslöser für den plötzlichen Blades-Rücktritt gilt ein möglicherweise bevorstehender Eigentümerwechsel. So soll der Fi­nanzinvestor Clayton Dubilier & Rice einen Erwerb samt anschließender Beendigung der Börsennotierung prüfen. Auch andere Private-Equity-Häuser sollen Ambitionen hegen. Zuletzt gab es Berichte, der französische Konkurrent Altrad habe ebenfalls Kaufinteresse. Johansson äußert sich nicht zu den Insidern zufolge seit Monaten laufenden Gesprächen über eine Übernahme des Konzerns: „Bilfinger kommentiert keine Gerüchte oder Spekulationen. Wir fokussieren uns auf die Transformation des Unternehmens.“

Johansson kam vor gut zwei Jahren zu Bilfinger, nachdem Vorgänger Klaus Patzak überraschend seinen Abschied eingereicht hatte. Mit ihr habe man eine erfahrene Finanzexpertin gewonnen, sagte Aufsichtsratschef Eckhard Cordes seinerzeit. Zuvor arbeitete Johansson als CFO bei Bucher Industries. Sie war im Juli 2016 als designierte Finanzchefin zu dem börsennotierten Schweizer Maschinen- und Fahrzeugbauer gewechselt und hatte den Posten im Oktober übernommen. Ende 2017 verließ sie den Konzern allerdings wieder, um sich beruflich neu zu orientieren, wie Bucher Industries damals mitteilte. Von 2014 bis 2016 arbeitete Johansson als CFO und Stellvertreterin des CEO für den Luftfahrtdienstleister SR Technics.

„Mehr als Herr Blades“

Von 2007 bis 2014 war sie in verschiedenen Senior-Finance-Positionen beim finnischen Engineering-Dienstleister Pöyry tätig. Weitere Führungsfunktionen hatte sie bei den Schweizer Unternehmen Zeag und Amcor inne. Ihre berufliche Laufbahn startete Johansson, die ihr Studium an der Universität Växjö/Lund als Master of Science in Business Administration and Economics abgeschlossen hat, beim Sicherheitskonzern Securitas.

Dass sie ihren Ex-Kollegen Blades vermisst, räumt die Managerin unumwunden ein: „Er fehlt uns, er hat einen sehr großen Beitrag geleistet zu dem, was in den letzten vier, fünf Jahren erreicht wurde.“ Der frühere Linde-Manager Blades war 2016 zu Bilfinger gekommen und hatte das Geschäft auf Industriedienstleistungen fokussiert. Zielsetzung sei nun, „unsere Pläne auch ohne ihn umzusetzen“. Änderungen an der unter Blades eingeschlagenen strategischen Ausrichtung seien nicht zu erwarten, sagt Johansson. Schließlich gehe die Strategie nicht ausschließlich auf Blades zurück, sie und Chief Operating Officer Duncan Hall seien eingebunden gewesen: „Bilfinger ist mehr als Herr Blades.“

Dazu passt, dass Johansson die Mittelfristziele bestätigt. Diese sehen für das Jahr 2024 mehr als 5 Mrd. Euro Umsatz, mindestens 5% Umsatzrendite, bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Goodwill-Abschreibungen, eine Kapitalrendite zwischen 8% und 10% und mehr als 200 Mill. Euro Free Cash-flow im Jahr vor. Zudem will Bilfinger das Investment-Grade-Rating zurückgewinnen.