Medienmogul

John Malone wird 80

Der amerikanische Unternehmer, Investor und Milliardär John Malone gilt als öffentlichkeitsscheu. Sporadische Interviews gibt er in der Regel nur dem Wirtschaftssender CNBC. Ein eher ungewöhnliches Verhalten für einen Mann, der in den vergangenen...

John Malone wird 80

nok

Der amerikanische Unternehmer, Investor und Milliardär John Malone gilt als öffentlichkeitsscheu. Sporadische Interviews gibt er in der Regel nur dem Wirtschaftssender CNBC. Ein eher ungewöhnliches Verhalten für einen Mann, der in den vergangenen Jahrzehnten die globale Medien- und Kommunikationsbranche geprägt hat wie kaum ein zweiter. Malone ist der Mann hinter dem Medienkonglomerat Liberty Media. Spitzname: Kabel-Cowboy. Das suggeriert ein eigenwilliges und un­erschrockenes Vorgehen bei den Milliardenübernahmen, mit denen Ma­lone sein – einigermaßen unübersichtliches – Imperium aufgebaut hat.

Der Fondsmanager Mario Gabelli kam vor einigen Jahren jedenfalls auf die Idee, einen börsennotierten Fonds aufzulegen, der die Beteiligungen von Malone abbildet – Unternehmen, bei denen Malone häufig als Verwaltungsratsvorsitzender fungiert und die ihrerseits börsennotiert sind. Zu Liberty Media gehört das Motorsportunternehmen Formula One Group, das für die kommerzielle Verwertung der Formel-1-Weltmeisterschaft verantwortlich ist. Dazu kommen das Profi-Baseballteam Atlanta Braves und der Satellitenradiobetreiber Sirius XM. Malone hält Beteiligungen an der Qurate Retail Group, unter deren Dach sich Shopping-Fernsehsender wie QVC befinden. Malone ist am Online-Reisebüro Expedia beteiligt und am Kabelsender Discovery.

Das Europa-Geschäft, zu dem bis vor kurzem auch der deutsche Kabelnetzbetreiber Unitymedia gehörte, firmiert unter Liberty Global. Die Unternehmensgeschichte von Liberty liest sich wie eine nicht enden wollende Liste von Fusionen, Ab­spaltungen, Ausgliederungen, Um­schichtungen und Umbenennungen – eine Komplexität, die zum geheimnisvollen Nimbus von Malone beiträgt.

Kabel-Cowboy mit Ranch

Als Cowboy bezeichnen ihn Medien aber auch, weil er ein Faible für die Weiten des amerikanischen Westens hat. Das Hauptquartier von Liberty Media ist in einem Vorort von Denver, und Malone gehören zahlreiche Ranchbetriebe – neben Colorado auch in den Bundesstaaten Wyoming und New Mexico. Malone gilt als der größte private Landbesitzer der Vereinigten Staaten.

Aufgewachsen ist der irischstämmige Malone aber nicht im Cowboyland, sondern an der Ostküste – in Milford, Connecticut, anderthalb Autostunden nordöstlich von New York. Er ging auf die private und sehr renommierte Hopkins School im benachbarten New Haven. Dort studierte er später an der Eliteuniversität Yale Elektrotechnik und Volkswirtschaft, bevor er in Baltimore an der Johns-Hopkins-Universität promovierte. Er arbeitete eine Zeit als Berater für McKinsey und danach als Manager für einem Elektronikkonzern. Dort wurde der Kunde Bob Magness auf Malone aufmerksam. Der ehemalige texanische Rancher hatte den Kabelfernsehbetreiber Tele-Communications Inc. (TCI) gegründet und machte Malone im Alter von nur 32 Jahren zum Vorstandschef des in Denver ansässigen Konzerns – was Malones Verbindungen zum Westen erklärt.

Malone machte TCI nach der Deregulierung des amerikanischen Telekommunikationsmarktes in den 1980er Jahren mit zahlreichen Akquisitionen zum Marktführer und verkaufte den Konzern 1999 für mehr als 50 Mrd. Dollar an den Telefonkonzern AT&T. Die zu TCI gehörende Liberty Media wurde 2001 von AT&T abgespalten, und Malone ging erneut auf Einkaufstour.

Malone, der am Sonntag 80 Jahre alt wird, macht nicht den Anschein, sich zur Ruhe setzen zu wollen. Die Pandemie und die Wirtschaftskrise hat er jedenfalls genutzt, um seinen Landbesitz auszubauen. „Ich habe bewässertes Ackerland gekauft“, sagte Malone im November dem Sender CNBC. „Ich baue jetzt Kartoffeln an.“