Special Purpose Acquisition Companies

J.P. Morgan startklar für Spac-Boom in Europa

In den USA haben Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) seit Anfang 2020 schon mehr als 100 Mrd. Dollar eingesammelt. Jetzt verstärkt J.P. Morgan das Spac-Team der Bank in Europa. Das geht aus einem internen Memo hervor. Den ersten Spac-Börsengang in Europa bereitet J.P. Morgan für Ex-Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier vor.

J.P. Morgan startklar für Spac-Boom in Europa

cru – J.P. Morgan reagiert auf den US-Hype um Spacs (Special Purpose Acquisition Companies). Die Investmentbank verstärkt das Team für solche Übernahmevehikel in Europa. Das geht aus einem internen Memo an die Beschäftigten von Anu Aiygenar und Dirk Albersmeier, Co-Heads of Global M&A, und Rama Ramaswamy Variankaval, Head of Corporate Finance Advisory, hervor, das der Börsen-Zeitung vorliegt.

Demnach treten Guillermo Baygual und Lukasz Dziarnowski dem Spac-Spezialistenteam für Europa bei. Baygual ist derzeit Co-Chef des Europa-M&A und Chef der Investment Banking Industries Coverage in Europa, während Dziarnowski ein leitendes Mitglied des M&A-Teams für Osteuropa und Nahost ist.

J.P. Morgan erwartet, dass die Spac-Emissionen in Europa dieses Jahr zunehmen werden, und begleitet bereits den Börsengang des Übernahmevehikels von Ex-Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier mit dem französischen Milliardär und LVMH-Gründer Bernard Arnault.

„Letztes Jahr rückten Special Purpose Acquisition Companies (Spacs) in den Mittelpunkt und begannen, eine bedeutende Rolle auf dem M&A-Markt zu spielen, da das Spac-Fusionsvolumen 2020 einen Rekordwert von 160 Mrd. Dollar erreichte“, schreibt M&A-Co-Chef Albersmeier in dem Memo an die Beschäftigten.

„Chance nutzen“

„Um diese Chance zu nutzen, haben wir im letzten Sommer ein Spac-Spezialistenteam aus den Bereichen M&A und CFA zusammengestellt, um die Deal-Teams zu unterstützen, die mit Kunden zusammenarbeiten, die eine Fusion mit Spacs in Betracht ziehen. Dieses Team wurde geschaffen, um Produkt- und Branchenbanker auf unterschiedliche Weise zu unterstützen – als Berater, Mitglieder von Deal-Teams oder als Leiter von Deal-Teams, je nach den Bedürfnissen unserer Kunden.“

Ursprünglich konzentrierte sich der Anstieg der Spac-Fusionen vor allem auf die USA, da 93% des Spac-M&A-Volumens bis September 2020 auf Nordamerika entfielen, während nur jeweils 3% aus Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum stammten. Die M&A-Aktivitäten von Spacs sind jedoch auch außerhalb der USA weiter gewachsen, insbesondere in Europa, wo das M&A-Volumen von Spacs seit Beginn des vierten Quartals 2020 nun 12% des Marktes ausmacht und seinen Anteil bis September 2020 vervierfacht hat.

In Zukunft sollen die neuen J.P.-Morgan-Spac-Spezialisten an allen Spac-Fusionsgesprächen „beteiligt sein, die wir in der gesamten EMEA-Region führen, um unseren kollektiven Einblick in die Marktaktivitäten zu maximieren, Best Practices zu identifizieren und eine erstklassige Ausführung zu gewährleisten“, heißt es im Memo. Es wird absehbar genug zu tun geben: Nach Rocket Internet will auch der Gründer und Firmenchef des Kochbox-Anbieters Hellofresh, Dominik Richter, laut Insidern zusammen mit einem weiteren Investor auf die Spac-Welleaufspringen. Ziel sei es, eine Mantelgesellschaft an die New Yorker Börse zu bringen, sagten mit der Angelegenheit Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters. Eine Verbindung zu Hellofresh werde es nicht geben.

Karriereschritt: Spac-Chef

Auch für Ex-Bankvorstände, die ihren nächsten Karriereschritt planen, eröffnen die Übernahmevehikel einen neuen Weg, um relevant zu bleiben: Sie werden Spac-Chefs. 2021 haben schon drei europäische Ex-Bankchefs Spacs gegründet oder begonnen, daran zu arbeiten. Der jüngste Fall ist der kürzlich ausgeschiedene Unicredit-CEO Jean Pierre Mustier. Er schließt sich damit Martin Blessing an, Ex-CEO der Commerzbank, und Tidjane Thiam, ehemaliger Chef der Credit Suisse.