Solvency-II-Reform

Kapital­erleichterungen für Europas Versicherer

Die EU-Kommission hat Kapitalerleichterungen von kurzfristig bis zu 90 Mrd. Euro für Europas Versicherungsbranche vorgeschlagen. Die Mittel, die langfristig sogar auf 120 Mrd. Euro steigen könnten, sollen durch eine Reform der Solvency-II-Regeln...

Kapital­erleichterungen für Europas Versicherer

ahe Brüssel

Die EU-Kommission hat Kapitalerleichterungen von kurzfristig bis zu 90 Mrd. Euro für Europas Versicherungsbranche vorgeschlagen. Die Mittel, die langfristig sogar auf 120 Mrd. Euro steigen könnten, sollen durch eine Reform der Solvency-II-Regeln freigesetzt werden, für die die Brüsseler Behörde am Mittwoch Vorschläge auf den Tisch legte. „Unser Ansatz war, sicherzustellen, dass der Versicherungssektor in Europa stark bleibt, damit er einen Beitrag liefern und langfristig stärker in nachhaltige Anlagen investieren kann“, erläuterte EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Es gebe viel Geld im Versicherungssektor. Die aktuellen Regeln böten aber zu wenig Flexibilität. „Wir wollen es den Versicherungsunternehmen leichter machen, in langfristige Anlagen zu investieren“, betonte die Irin, die sich davon vor allem einen Schub für nachhaltige Investitionen verspricht. „Wir wollen denjenigen, die in grüne Projekte investieren, allerdings keine Vorteile bei der Regulierung geben oder eine Art Bonus“, stellte sie klar.

Zu den Vorschlägen der Kommission gehören auch die Einführung eines Abwicklungsregimes, Nachjustierungen in der Aufsicht und vor allem die stärkere Beachtung von Klimarisiken, die Versicherer künftig im internen Risikomanagement mittels Szenario-Rechnungen untersuchen sollen. Risikoarme Versicherer sollen zugleich Erleichterungen erhalten, etwa im Berichtswesen.

Die Reaktionen auf die Vorschläge fielen gemischt aus. Der deutsche Versicherungsverband GDV warnte davor, dass die neuen Regeln auch höhere Kapitalanforderungen nach sich ziehen könnten, die Langfristinvestitionen für mehr Nachhaltigkeit ausbremsen könnten. Hauptgeschäftsführer Jörg Asmus­sen verwies darauf, dass die künftigen Kapitalanforderungen für langfristige Zins- und Kapitalmarktrisiken und die Extrapolation der Zinsstrukturkurve noch unklar blieben. Außerdem reiche die angekündigte stärkere Proportionalität nicht aus. „Die europäischen Versicherungsregeln bleiben löchrig wie ein Schweizer Käse“, monierte auch der EU-Abgeordnete Sven Giegold von den Grünen.

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