Anstieg des Dax Richtung 18.000 Punkte das wahrscheinlichste Szenario
Anstieg des Dax Richtung 18.000 Punkte das wahrscheinlichste Szenario
TECHNISCHE ANALYSE
Anstieg des Dax Richtung 18.000 Punkte das wahrscheinlichste Szenario
Von Stefan Salomon*)
Ein neues Allzeithoch im Dax. Aus Sicht der Chartanalyse allerdings keine Überraschung. Denn schon seit November 2022 konnte mittels Bleistift und Lineal basierend auf der Trendanalyse ein Kursziel von 18.000 Punkten für den Index genannt werden. Dieses Ziel ergab sich aus einer recht einfachen Chartanalyse. Im Oktober 2022 wurde ein seit 2013 bestehender Aufwärtstrend getestet und leicht unterschritten. In der Regel ist ein Bruch einer solch langfristigen Aufwärtstrendlinie ein Verkaufssignal. Doch der Markt hat dieses Verkaufssignal nicht angenommen. Vielmehr konnte der Dax relativ zügig wieder über die zuvor gebrochene Aufwärtstrendlinie ansteigen und im November 2022 eine Erholung starten.
Das vorherige Verkaufssignal entpuppte sich somit als technisches Fehlsignal, als Fehlausbruch oder auch als „Bärenfalle“. Der Markt war somit bereinigt. In der Chartanalyse ist eine solche „Bärenfalle“ in der Regel ein aussagekräftiges Signal für steigende Kurse. Da die langfristige Aufwärtstrendlinie seit 2013 somit bestätigt wurde, galt auch der langfristige Aufwärtstrendkanal als bestätigt. Der Aufwärtstrendkanal wird konstruiert, indem eine Parallele zur Aufwärtstrendlinie über das schwankungshöchste Hoch zwischen den Auflagepunkten gelegt wird – parallel zur Aufwärtstrendlinie auch im logarithmischen Kursverlauf. Diese Parallele wird als Rückkehrlinie bezeichnet und stellt unter der Annahme gleichbleibender Volatilität der Aufwärtsbewegung das natürliche Kursziel dar. Da wiederum die Rückkehrlinie kein nominales Kursziel darstellt, ist das Ziel von 18.000 Punkten eher eine grobe Richtschnur. Je schneller der Dax in Richtung der Rückkehrlinie ansteigt, desto geringer ist das Kursziel.
Kauf von Rücksetzern
Entsprechend dem Ziel in Verbindung mit der Bärenfalle im Oktober 2022 konnte jedoch – auch in Verbindung mit den kurzfristig positiven Chartanalysen auf Tages- und Wochenbasis – als grundlegende Handlungsempfehlung in den vergangenen Monaten und Wochen ein Kauf von Rücksetzern genannt werden. Schwächere Tage konnten so seit November 2022 auf kurzfristige Kaufsignale beobachtet werden. Das jüngste Allzeithoch im Dax bestätigt die Aufwärtsbewegung und die Handlungsempfehlung. Allerdings ist ein detaillierter Blick auf die Chartsituation seit Februar 2023 sinnvoll. Denn hier zeigt sich ein Warnsignal im Kursverlauf, ein inverses symmetrisches Dreieck. Im Februar 2023 trat der Dax bis Mitte März 2023 auf der Stelle. Ein kurzer Ausbruch nach unten im Zuge einer kurzen Bankenkrise wurde dann im März 2023 aufgefangen. Im April setzte abermals auf höherem Niveau eine Range ein.
Doch gerade die Kursentwicklung im April 2023 mit einer Zunahme der Volatilität zum Monatsende und Anfang Mai 2023 spiegelt hier die zunehmende Verunsicherung wider. Unsicherheit wiederum tritt oftmals vor einer Trendwende ein. Charttechnisch zeigt sich im April 2023 ein inverses symmetrisches Dreieck. Entsprechende Formationen als „Gipfel“ werden hingegen erst nach oben verlassen – um sodann diesen Ausbruch nach unten zu korrigieren. Es folgt bei diesem Szenario ein Kursabsturz. Der Ausbruch aus einem inversen symmetrischen Dreieck nach oben stellt dann eine „Bullenfalle“ dar, ein Fehlsignal der Chartanalyse. Dieses Szenario darf der Anleger zumindest als möglichen Kursverlauf der kommenden Handelstage mit berücksichtigen – und wäre so vorgewarnt. Vor allem ein Rebreak der 15.800 Punkte im Dax würde ein negatives kurzfristiges Szenario darstellen – mit dem Risiko weiterer Verluste in Richtung 15.500 bis 15.200 Punkte. Doch bislang gilt natürlich, dass jedes weitere Hoch die Aufwärtsbewegung und das übergeordnete Kursziel – die Rückkehrlinie des langfristigen Aufwärtstrendkanals – bestätigt. Zudem ist der jüngste Ausbruch nach oben an sich per definitionem ein weiteres Kaufsignal.
Als Schlussfolgerung darf wiederholt benannt werden, dass Anleger Rücksetzer auf kurzfristige Kaufsignale beobachten dürfen. Ein Anstieg in Richtung der Rückkehrlinie des langfristigen Aufwärtstrendkanals und somit in Richtung 18.000 ist und bleibt das wahrscheinlichste Szenario. Eher negativ wäre ein schneller Rückfall in das inverse symmetrische Dreieck in den Tageskerzen mit einem Break der 15.800 Punkte. Dann wäre eine deutliche Korrektur zu erwarten.
*) Stefan Salomon ist freiberuflicher Chartanalyst, www.candlestick.de.
